Simone Biles, so man sie kennt, ist eine der weltbesten Turnerinnen der Gegenwart. Sie hat insgesamt 13. WM-Titel und vier Olympia-Titel in ihrer Karriere gewonnen und ist so zur erfolgreichsten Sportlerin der Turn-Geschichte geworden.
Simone Biles, McKayla Marone und weitere ihrer Turnerkolleginnen ließen unlängst jedoch in einem ganz anderen Zusammenhang aufhorchen. Sie und viele andere Turnerinnen wurden, so ihre Aussagen, wurden vom ehemaligen US-Teamarzt Larry Nassar sexuell missbraucht.
In ihren Aussagen gehen die Turnerinnen sogar so weit, dass sie behaupten das FBI habe die Aussagen eines Opfers sogar Monate später noch geändert, um so den Missbrauch herunterzuspielen. Ein ganzes System, so die Turnerinnen, deckte diese Untaten.
Simone Biles bereitete sich dennoch auf die Olympischen Spielen in Tokio vor. Simone Biles war noch die letzte aktive Turnerin, welche von diesem Missbrauchsskandal betroffen war. Schlussendlich sagte sie ihre weitere Olympia-Teilnahme, noch während der Spiele selbst, ab. Sie gab, so die offizielle Version, dafür mentale Gründe an.
Es sei, so die Turnerin Aly Raismann, als wenn man einem Pädophilen Kinder auf einem silbernen Tablett servieren würde. Der Generalinspekteur des Justizministeriums stellte dem FBI einen vernichtenden Bericht aus und unterstrich die nicht sachgerechte Vorgangsweise der Beamten.
Der FBI Direktor Christopher Wray sah sich daraufhin veranlasst sich in aller Öffentlichkeit für die Vorgangsweise des FBI zu entschuldigen. Nassar wurde in der Zwischenzeit für schuldig befunden. Es erwartet ihn nun eine Gefängnisstrafe bis zu 175 Jahren. Staatsanwälte gehen heute in den USA davon aus, dass Nassar wahrscheinlich hunderte von Frauen sexuell missbraucht hat.
Simone Biles selbst beschuldigt, neben Nassar, aber auch ein ganzes System, welches seinen Missbrauch ermöglich habe. Durch die Untätigkeit des FBI sei es geschehen, dass sich das Handeln Nassars weiter hingezogen habe. Simone Biles habe Jahre nach dem sexuellen Missbrauch mit dem Thema immer noch zu kämpfen.
Wenn sie eine Tochter hätte, würde sie dieser nicht mehr erlauben für eine Nationalmannschaft zu starten.
Das Thema ist nicht neu. Viele Sportlerinnen haben schon zu diesem Thema in der Vergangenheit ausgesagt. In Erinnerung sind etwa noch die Übergriffe von Trainern der alten DDR. Was bleibt ist aber immer noch eine subadäquate Reaktion der Hilfssysteme.
Für die Opfer ist es nicht leicht einen Missbrauch anzuzeigen. In den meisten Fällen werden die Opfer von Scham und Schuldgefühlen geplagt. Sie sind besonders auf die professionelle Hilfe der Ermittler angewiesen.
Gerade die ersten Anzeigen sind von fundamentaler Bedeutung, da es hier zu typischen Aussage gegen Aussage Konstellationen kommt. Die Aussagen der amerikanischen Sportlerinnen macht dies besonders deutlich, da sie öffentlich eine Ermittlungsbehörde bloßstellen und beschuldigt haben. Die Ermittlungen gaben ihnen recht.
Dies zeigt auf wie wichtig es ist Ermittler und Ermittlerinnen zu diesem Thema zu schulen. Für die Zukunft müssen wir noch weitere Anstrengungen unternehmen, um subadäquate Ermittlungstechniken auszuschalten und den Zuständigen die richtigen Werkzeuge in die Hand zu geben.
Dies ist deshalb auch von großer Wichtigkeit, da gut die Hälfte der Opfer jahrelange Traumen mit sich tragen müssen und intensive Therapien notwendig sind, um darüber hinweg kommen zu können.
Es ist Simone Biles und ihren Kolleginnen zu verdanken, dass dies nun in einem großen Rahmen angeprangert wurde. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit werden dazu beitragen, dass in Zukunft Ermittler und Ermittlerinnen professioneller und effizienter mit diesem Thema umzugehen lernen. Nicht zuletzt kommt dies auch allen zukünftigen Opfern derartiger Straftaten zugute.
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