Die Finanzkrise hat es ans Licht gebracht: Banken haben massenhaft Produkte verkauft, die alles andere als sicher waren. Beispiel: Lehman-Zertifikate. Einige Kunden haben mittlerweile ihre Bank verklagt, wegen falscher Beratung – in einigen Fällen mit Erfolg. Die Banken wehren sich und behaupten, sie hätten über die Risiken aufgeklärt. Doch Missverständnisse zwischen Kunde und Bank lassen sich vermeiden.
Theoretisch soll Beratung so aussehen: Der Berater schaut sich die Vermögens- und Lebenssituation des Kunden an, prüft die Anlageziele und klärt die Risikobereitschaft des Kunden. Soll das Geld beispielsweise sicher fürs Alter angelegt werden? Kann der Anleger damit umgehen, wenn beispielsweise Aktienkurse auf Talfahrt gehen? Dazu sollten auch die Produkte passen, die der Berater empfiehlt. All das wird in einem Beraterprotokoll festgehalten, vom Kunden unterschrieben und archiviert. Tipp: Sich alles, was der Berater dokumentiert, aushändigen lassen und prüfen: Hat der Berater die eigene Situation und die Wünsche richtig verstanden? Alles, was man unterschreibt, sorgfältig lesen und sich eine Kopie aushändigen lassen. Denn möglicherweise ist das, was der Berater sagt nicht identisch mit dem, was auf dem Papier steht. Kommt es zum Streitfall, zählt vor Gericht vor allem Schriftliches.
Der Bank keinen Freischein ausstellen
Verbraucherschützer stellen immer wieder fest, dass Kunden nicht darauf achten, was sie bei der Bank eigentlich unterschreiben und ihr damit häufig ungewollt eine Art Freischein ausstellen. Kommt es aber später wegen mutmaßlicher Beratungsfehler zum Streit, zückt die Bank ihr Beraterprotokoll auf dem steht, dass der Kunde über alle Risiken, die mit der Anlage verbunden sind, aufgeklärt wurde.
Sich nicht auf Fachchinesisch einlassen
Performance, Capped Bonus, Investmentfonds – alles schöne Bezeichnungen in englischer Sprache, die vielen Menschen nicht geläufig sind. Gerade ältere Menschen trauen sich häufig nicht nachzufragen, was das eigentlich genau bedeutet. Sie haben noch das Bild vom „Bankbeamten“ im Kopf und vertrauen blind. Falsch: Grundsätzlich sollte man nur Produkte kaufen, die man auch versteht – also immer nachfragen. Andernfalls: Hände weg.
Das Renditeversprechen
Eine Wahrheit, die viele immer wieder gerne ignorieren: Anlageprodukte, die eine höhere Rendite versprechen, haben immer auch ein höheres Risiko – denn niemand hat Geld zu verschenken.
Nicht alles ist sicher
Sparer sind in Deutschland mehrfach abgesichert: Würde eine Bank pleite gehen, garantiert die gesetzliche Einlagensicherung jedem Sparer in Deutschland bis zu einer Höhe von 20.000 Euro mindestens 90 Prozent der Einlagen. Daneben unterhalten Sparkassen, Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie die privaten Banken noch eigene Sicherungssysteme. Wegen der Finanzkrise hat die Bundesregierung zusätzlich noch eine Garantie auf alle Sparanlagen ausgesprochen. Sie gilt für Sparbücher, Girokonten, Termingelder und für Sparbriefe. Sie gilt aber nicht für Fonds, Zertifikate und andere Finanzprodukte oder Wertpapiere.
Zertifikate
Relativ viele Anleger haben sogenannte Zertifikate im Depot, ohne eigentlich zu wissen, was das ist. Zertifikat ist ein Oberbegriff für ganz unterschiedliche Wertpapiere, die auch unterschiedlich sicher sind. Vom Grundsatz her handelt es sich um Inhaberschuldverschreibungen und sie funktionieren so: Der Anleger leiht einem Unternehmen, zum Beispiel einer Bank, Geld und erhält es nach vereinbarten Regeln auch zurück. Vorausgesetzt, die Bank geht nicht pleite, wie im Fall von Lehman Brothers. Die Wertpapiere sind also nur so sicher, wie derjenige, der sie herausgibt. In der Fachsprache heißt das: Es gibt ein sogenanntes Emittentenrisiko. Übrigens: Herausgeber und Verkäufer müssen nicht identisch sein! Der Wert von Zertifikaten hängt zudem noch von etwas anderem ab: zum Beispiel von Aktienkursen.
Wetten auf Aktien-Kurse
Manche Zertifikate sind nichts anderes als Wetten auf bestimmte Aktienkurse. Pendelt der Kurs der zugrunde liegenden Aktie während der Laufzeit zwischen bestimmten Grenzen, bekommt der Anleger sein Geld mit Zinsen zurück. Sinkt aber der Aktienkurs in dieser Zeit beispielsweise unter eine Schwelle, dann erhält der Anleger nicht mehr Geld plus Zinsen, sondern Aktien, die dann weniger Wert sein können, als das, was der Anleger ursprünglich eingesetzt hat. Solche Papiere sind höchst spekulativ und nicht für die Altersvorsorge geeignet. Vorsicht: Wer bereits mehrfach riskante Wertpapiere gekauft hat – auch wenn er sie nicht verstanden hat – gilt für die Bank als „erfahrener Anleger“. Geht die Wette irgendwann einmal nicht mehr auf, wird sich die Bank darauf berufen können, dass der Anleger die Funktionsweise kannte.
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