Die Zerschlagung des einst mächtigen österreichischen Signa-Konzerns schreitet weiter voran. Nachdem die thailändische Central Group bereits die Übernahme der Schweizer Kaufhauskette Globus abgeschlossen hat, gibt es nun Neuigkeiten rund um das britische Luxuswarenhaus Selfridges. Der saudische Staatsfonds Public Investment Fund (PIF) übernimmt die Anteile der insolventen Signa-Gruppe an Selfridges, wie die Central Group in der Nacht bekanntgab.
Mit der Übernahme wird der PIF 40 Prozent der Anteile an der Selfridges Group halten. Die thailändische Central Group bleibt weiterhin Mehrheitseigentümerin mit einem Anteil von 60 Prozent. Diese Besitzverhältnisse gelten sowohl für die operativen Gesellschaften als auch für die Immobiliengesellschaften der Warenhauskette.
Signa-Rückzug und Auswirkungen auf Gläubiger
Die Insolvenz der Signa-Gruppe, die von dem österreichischen Immobilieninvestor René Benko aufgebaut wurde, hat weitreichende Folgen für internationale Investoren und Gläubiger. Eine der betroffenen Parteien ist die Schweizer Bank Julius Bär, die nun auf die Rückzahlung eines hohen Millionenbetrags hoffen kann.
Die Übernahme von Signa-Anteilen durch den saudischen PIF ist Teil eines größeren Verkaufsprozesses, der sich seit Monaten hinzieht. Bereits im Juni 2024 hatte die Central Group den vollständigen Betrieb der deutschen Kaufhäuser KaDeWe, Oberpollinger und Alsterhaus übernommen – alle ehemals Teil des Signa-Portfolios.
Ex-Kanzler Kurz im Fokus des Masseverwalters
Die Folgen der Signa-Insolvenz weiten sich jedoch nicht nur auf internationale Finanzmärkte aus, sondern haben auch in Österreich hohe Wellen geschlagen. So wird Ex-Kanzler Sebastian Kurz zur Rückzahlung von 750.000 Euro aufgefordert. Dies geht aus einer Anfechtungsklage des Masseverwalters hervor, wie die Zeitung „Der Standard“ berichtet.
Kurz‘ Beratungsfirma SK Management hatte Signa geholfen, 100 Millionen Euro bei einem arabischen Investor zu beschaffen. Als Teil dieser Vereinbarung wurde ein Honorar von 2,4 Millionen Euro fällig, von dem 750.000 Euro kurz vor dem Insolvenzantrag der Signa-Gruppe ausgezahlt wurden. Da Zahlungen, die bis zu sechs Monate vor der Insolvenz erfolgen, häufig rechtlich angefochten werden können, steht diese Summe nun im Fokus der Bemühungen des Masseverwalters.
Umfangreiche Anfechtungen und Rückforderungen
Der Masseverwalter versucht, durch Anfechtungsklagen Zahlungsströme, die vor der Insolvenz erfolgten, zurückzuholen, um Gläubiger zu entschädigen. Ein Bericht an die Gläubiger listet 442 verdächtige Zahlungen an insgesamt 142 potenzielle Anfechtungsgegner auf. Bisher wurden 47 Aufforderungsschreiben zur Rückzahlung von insgesamt 91 Millionen Euro verschickt. Einer der betroffenen Empfänger – dessen Name nicht bekannt gegeben wurde – hat bereits 150.000 Euro zurückgezahlt.
Insgesamt plant der Masseverwalter, durch diese Rückforderungen 456 Millionen Euro zu erzielen. Der Bericht weist darauf hin, dass dies nur der erste Schritt in einem komplexen Prozess sei, der wahrscheinlich mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird.
Klagen gegen Steuerberatung und weitere Prozesse
Besonders stark ins Visier geraten ist die TPA Steuerberatung GmbH, die die Signa jahrelang beraten hat. Gegen TPA hat der Signa-Prime-Sanierungsverwalter Norbert Abel bereits eine Klage am Handelsgericht Wien eingebracht. Abel fordert die Anfechtung von vier Millionen Euro und einen zusätzlichen Schadenersatz von acht Millionen Euro.
Neben der Klage gegen TPA bereitet Abel weitere 20 Klagen vor, die in den kommenden Monaten eingereicht werden sollen. Diese rechtlichen Schritte sind Teil der umfassenden Bemühungen, die Gläubiger der Signa-Gruppe zu entschädigen und so viel wie möglich aus dem verbliebenen Vermögen des einstigen Immobiliengiganten zurückzugewinnen.
Fazit: Die Insolvenz der Signa-Gruppe hat weitreichende finanzielle und juristische Folgen, sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene. Während sich der saudische Staatsfonds PIF mit der Übernahme von Selfridges neue Anteile sichert, werden in Österreich umfassende rechtliche Maßnahmen ergriffen, um Gläubiger zu entschädigen. Besonders die Anfechtung von Zahlungen und der Fokus auf prominente Akteure wie Sebastian Kurz und TPA zeigen die Komplexität dieses Falls.
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