Was sich am 14. April 2025 zwischen der US-Regierung und Harvard University abspielte, ist nichts weniger als ein beispielloser Angriff auf die akademische Unabhängigkeit in den Vereinigten Staaten – ein Skandal, der die Grundwerte von Wissenschaft und Demokratie erschüttert.
Die Trump-Regierung kündigte offiziell an, sämtliche Fördergelder in Höhe von 2,2 Milliarden US-Dollar sowie zusätzlich 60 Millionen aus bestehenden Verträgen für Harvard University einzufrieren. Der Grund: Die angesehene Eliteuniversität hatte sich geweigert, den politischen Forderungen der Regierung Folge zu leisten. Diese beinhalteten unter anderem:
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Ein Verbot von Masken bei Protesten auf dem Campus
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Die Abschaffung von Programmen für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI)
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Strukturelle Eingriffe in universitäre Abteilungen, denen die Regierung unterstellt, antisemitisches Verhalten zu fördern
Harvard lehnte diese Forderungen kategorisch ab. In einem juristisch präzise formulierten Schreiben erklärten die Anwälte der Universität: „Harvard wird weder seine Unabhängigkeit aufgeben, noch seine verfassungsmäßigen Rechte preisgeben.“ Präsident Alan Garber betonte zudem: „Diese Forderungen überschreiten klar die Befugnisse der Bundesregierung und bedrohen unsere Werte als freie, private Bildungsinstitution.“
Trotz des verfassungsrechtlich garantierten Schutzes der Wissenschaftsfreiheit setzt die Trump-Administration auf massive finanzielle Erpressung. Ein eigens eingerichteter Arbeitsstab des Bildungsministeriums begründete den Mittelstopp damit, Harvard verhalte sich „arrogant“ und nehme fälschlicherweise an, dass staatliche Fördergelder bedingungslos seien.
Der politische Kontext: Einschüchterung statt Kooperation
Harvard ist nicht die einzige Zielscheibe. Auch Columbia, Princeton, Brown, Cornell und Northwestern stehen im Fadenkreuz der Regierung. Bereits im Vormonat hatte Columbia University 400 Millionen Dollar verloren – nachdem man sich geweigert hatte, Trumps Auflagen vollständig umzusetzen. Unter dem Druck der Finanzkürzungen lenkte Columbia später ein – ein Schritt, der scharf kritisiert wurde und als Kapitulation gegenüber politischer Einflussnahme gilt.
Donald Trump rechtfertigt sein Vorgehen mit dem angeblichen Kampf gegen Antisemitismus, wirft Studierenden gar Nähe zu Hamas und Terrorismus vor – ein Vorwurf, der weder belegt noch differenziert ist. In Wahrheit nutzt der Präsident diesen Vorwand offenbar, um politisch unliebsame Stimmen an Universitäten zu unterdrücken und systematisch Kontrolle über die freie Wissenschaft zu erlangen.
Ein Wendepunkt für die akademische Freiheit?
Mit dem drastischen Entzug von Fördergeldern an eine der renommiertesten Bildungseinrichtungen der Welt überschreitet die Trump-Regierung eine rote Linie. Was als „politische Forderung“ verkauft wird, ist de facto ein Angriff auf die Verfassung, auf die Meinungsfreiheit und auf das Prinzip der Trennung von Staat und Wissenschaft.
Wenn diese Praxis Schule macht, steht nicht nur Harvard im Visier – sondern jede Hochschule, die sich traut, eine unabhängige Haltung einzunehmen. Es ist ein Lehrstück dafür, wie autoritäre Tendenzen demokratische Institutionen untergraben – nicht durch Gewalt, sondern durch finanziellen Zwang.
Ein Skandal, der Wellen schlagen wird. Und schlagen muss.
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