Donald Trump hat mal wieder die große Rechenmaschine angeschmissen – und die Welt staunt über seine ganz eigene Version von „Reziprozität“. Am Mittwoch verkündete der Ex-Präsident stolz neue Strafzölle für Dutzende Länder. Die Begründung: Alles „reziprok“! Also quasi gerecht. Wie beim Tausch: Du gibst mir zwei Äpfel, ich geb dir zwei zurück. Fair is fair, oder?
Tja, leider nein.
Denn was Trump als „Gleiches mit Gleichem“ verkauft, entpuppt sich bei näherem Hinsehen eher als: „Ich nehm das, was mir nicht gefällt, teile es durch irgendwas und multipliziere es mit Gefühl – fertig ist der Zollsatz.“
Die Trump-Formel: Dreisatz für Zolleinsteiger
Anstatt sich durch die akribischen Zollverzeichnisse sämtlicher Länder zu wühlen (wie man das bei einer echten reziproken Berechnung tun müsste), wählte das Trump-Team offenbar den Weg des geringsten Widerstands – und der größten Einfachheit:
Handelsbilanzdefizit der USA mit Land X geteilt durch den US-Importwert aus Land X, mal ½. Voilà!
Das ist kein Witz. Diese „Formel“ wurde zuerst von Journalist James Surowiecki auf X (früher Twitter) publik gemacht und anschließend von Wall-Street-Analysten bestätigt.
Beispiel China – ganz großes Rechnen
Die USA hatten 2024 ein Handelsdefizit mit China von 295,4 Milliarden Dollar. Gleichzeitig importierte man chinesische Waren im Wert von 439,9 Milliarden Dollar.
Trump’s Formel rechnet also so:
295,4 / 439,9 ≈ 0,67
→ 0,67 × ½ = 0,335 → Zack, 33,5 % „Reziprozitäts-Zoll“!
Trump rundet großzügig auf und macht einfach 34 % draus.
Klingt logisch? Nicht wirklich.
Experten: „Das ist kein Zoll – das ist eine Bauchgefühl-Abgabe!“
„Diese Maßnahme zielt nicht auf faire Handelsbedingungen ab, sondern schlicht auf Länder mit einem hohen Handelsüberschuss gegenüber den USA“, sagt Mike O’Rourke, Chefstratege bei Jones Trading.
Mit anderen Worten: Wer besonders viele Waren in die USA liefert, bekommt besonders auf den Deckel. Das hat mit Zollsätzen der Partnerländer herzlich wenig zu tun.
Multinationale Konzerne, zieht euch warm an
Die Folgen könnten enorm sein – gerade für globale Unternehmen, die auf internationale Lieferketten angewiesen sind.
„Wenn man sich anschaut, wie diese Zölle berechnet wurden, wird klar: Besonders hart trifft es Länder, auf die US-Konzerne stark angewiesen sind“, so O’Rourke.
„Es ist kaum vorstellbar, dass diese Zölle nicht wie ein Vorschlaghammer auf die Gewinnmargen multinationaler Unternehmen wirken.“
Fazit: Reziprok ist, was Donald sagt
Reziproke Zölle, wie Trump sie definiert, sind also weniger Mathematik als vielmehr… nennen wir es: Gefühlsorientierte Wirtschaftspolitik mit Hang zum Populismus.
Ob das Ganze am Ende mehr Jobs schafft oder eher globale Kopfschmerzen bereitet – nun, das wird sich zeigen.
Bis dahin empfehlen wir: Vielleicht doch lieber noch mal Mathe-Nachhilfe für Fortgeschrittene im Weißen Haus.
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