„Atomkraft? Aber sicher!“ – Oder eben nicht.
Anlässlich Markus Söders neuem energiepolitischen Streich – der Idee einer bayerisch-tschechischen Atomkraft-Partnerschaft – kochen die Emotionen so hoch wie ein Kühlturm in Temelín. Der bayerische Ministerpräsident, bekannt für seine Vorliebe für kernige Sprüche, wirbt in Prag für eine „strategische Partnerschaft“. Die Idee dahinter? Strom aus Tschechien, Sicherheitstechnik aus Bayern und am besten auch ein bisschen Kernfusionsforschung für alle. Die Realität? Kritiker sehen eher eine Idee, die zündet wie ein altertsowjetischer Reaktor: mit viel Rauch, wenig Substanz und potenziellen Störfällen.
Umweltverbände: „Tschechische Schrott-Reaktoren? Nein, danke!“
Umweltverbände wie der Bund Naturschutz Bayern können sich kaum vor Empörung retten. Martin Geilhufe, Landesbeauftragter, sieht die Sache nüchtern: „Atomkraft bleibt gefährlich, egal ob in Bayern oder 60 Kilometer hinter der Grenze. Die Atommüllfrage ist ungelöst, genauso wie Söders energiepolitischer Kurs.“ Greenpeace-Expertin Saskia Reinbeck schlägt in dieselbe Kerbe – und zwar laut: „Bayern braucht keine Partnerschaft mit tschechischen Schrott-Reaktoren!“ Stattdessen fordert sie Windräder, Stromspeicher und vor allem einen Energie-Ministerpräsidenten, der nicht die Zeit zurückdrehen will. Ihr Fazit zu den bisherigen Fortschritten in Bayern? „Vier neue Windräder in einem Jahr? Das ist ja wie ein Sonnenschirm gegen den Klimawandel!“
Freie Wähler: „Die Region könnte bald Geschichte sein“
Selbst innerhalb der schwarz-orangen Koalition grummelt es gewaltig. Martin Behringer, Abgeordneter der Freien Wähler und niederbayerischer Atom-Skeptiker, hält von Söders Atom-Plänen etwa so viel wie von tschechischen Sicherheitsstandards: nämlich nichts. „Wenn Temelín explodiert, gibt es keinen Bayerischen Wald mehr – und auch keine Diskussion über Energiepolitik.“ Sein Rat an Söder: Statt „unnützer Verträge“ solle man den Ausbau erneuerbarer Energien endlich vorantreiben.
Behringer schiebt noch hinterher: „Die Tschechen könnten ja mit ihrem Atommüll-Endlager gleich bei uns an der Grenze anfangen. Offenbar spielen sie da nicht gerade mit offenen Karten.“ Das Vertrauen? So löchrig wie ein schlecht gewarteter Reaktor.
Söder: „Atomkraft sichert Bayerns Stromversorgung“
Markus Söder lässt sich davon nicht beirren – schließlich ist Prag nicht nur die goldene Stadt, sondern offenbar auch ein potenzieller Goldesel für Bayerns Energieprobleme. „Wir wollen die Nutzung tschechischer Kernkraft für unseren Strommarkt ausloten“, erklärte er selbstbewusst, vermutlich mit dem bayerischen Wappen im Rücken.
Seine Vision: Bayern könnte nicht nur günstigen Atomstrom aus Tschechien importieren, sondern auch in Sicherheitsforschung und Kernfusion einsteigen. „Eine Win-Win-Situation“, nennt er das. Kritiker sehen darin eher eine „Atomkraft-Gesundbeterei mit Hang zur Nostalgie“.
CSU-Fraktion: „Man muss die Realität anerkennen“
Klaus Holetschek, CSU-Fraktionschef, versucht zu beschwichtigen. „Wir müssen die Realität akzeptieren: Die tschechischen Reaktoren stehen nun mal da. Ob wir wollen oder nicht.“ Sein Fazit: Wenn sie schon stehen, kann Bayern genauso gut am Tisch sitzen und mitreden – vor allem, wenn dabei der bayerische Stromzähler stabil bleibt.
Sein Argument: Der vorzeitige Atomausstieg in Deutschland hätte Bayern in eine Zwickmühle gebracht. Jetzt müsse man halt pragmatisch handeln – und das Beste aus der Situation machen. „Es geht um sichere Energieversorgung und günstige Strompreise. Das kann doch niemand ablehnen.“
Fazit: Bayerische Energiepolitik oder tschechisches Roulette?
Söders Prag-Reise hat den ohnehin schon brodelnden Energiediskurs in Bayern endgültig zum Überkochen gebracht. Umweltverbände sprechen von einem energiepolitischen Rückfall in die Steinzeit, die Freien Wähler warnen vor Störfällen, und Söder selbst sieht in Tschechien die Rettung für Bayerns Stromversorgung.
Ob sich die Idee einer bayerisch-tschechischen Atomkraft-Partnerschaft als genialer Plan oder als Rohrkrepierer erweist, bleibt abzuwarten. Eines ist jedoch sicher: Mit einem sicheren Händchen für kontroverse Schlagzeilen hat Söder erneut geliefert – und das ohne radioaktive Strahlung.
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