Anfang April 2008 bietet das deutsche Unternehmen Supra-Solar* ein Dünnschichtmodul-Kontingent eines beliebten US-Markenherstellers von fast 400 kWp zu einem sehr guten Preis an, Ware lagernd in Deutschland. Insgesamt sieben verschiedene Unternehmen aus Europa treten nun mit Supra-Solar in Verbindung und vereinbaren den Kauf von Teilmengen. Das Kontingent stammt angeblich von einem bekannten Großhändler, der als Distributor für den Markenhersteller in Deutschland auftritt.
Geänderte Bedingungen und erste Verzögerungen
Vereinbarter Liefertermin der Module ist die 18. Kalenderwoche. Supra-Solar verlangt von seinen Kunden 100 Prozent Vorkasse, da sonst der Großhändler die Ware nicht bereitstellt. Die Vorkasse wird überwiesen, allerdings in einigen Fällen nicht an Supra-Solar sondern direkt an einen Vorlieferanten. Dieser tritt Mitte Mai direkt an die Kaufinteressenten heran, stellt sich jedoch als Niederfels GmbH* vor – ein Name, der zuvor nie erwähnt wurde. Bis Ende Mai gehen so auf dem Konto des Lieferanten rund 900.000 Euro ein. Der Handel scheint zu klappen, aber der Liefertermin werde aufgrund der Verzögerungen bei der Bezahlung erst in der 21. Kalenderwoche liegen. Die Module liegen auf einmal nicht mehr in Deutschland bereit, sondern müssen angeblich erst aus den USA importiert werden.
Ein Verkäufer mit Profil
Zeit verstreicht, in der sich aber noch niemand ernsthafte Sorgen macht. Supra-Solar hatte zuvor bereits erfolgreich und zuverlässig gehandelt und war als Unternehmen bekannt, das üblicherweise Anlagen installiert, aber bei günstigen Gelegenheiten auch Module kauft und weiterverkauft. Der Geschäftsführer von Supra-Solar war stets freundlich und zuvorkommend. Vorsichtshalber eingeholte Wirtschaftsauskünfte über die beiden Unternehmen sind nicht hervorragend, geben aber auch keinen Grund, an der Seriosität der Geschäftspartner zu zweifeln. Alle Angaben auf den Verträgen scheinen stimmig. Man hat einen erfahrenen Installateur und Händler vor sich.
Die Lieferung kommt nicht
Die ersten Teilkontingente werden nicht fristgerecht ausgeliefert. Die Käufer vermuten noch, dass es sich nur um eine leichte Verzögerung seitens des Vorlieferanten handelt, wie sie häufig in der Branche vorkommen können. Supra-Solar fühlt sich überfordert mit der Situation und verweist auf den Vorlieferanten. Die Firma Niederfels ist scheinbar erst seit kurzem im Handel mit Solarmodulen tätig. Die Unkenntnis über einige Sachverhalte des Geschäftsführers fällt auf.
Die Firma Niederfels vertröstet die Kunden zunächst auf den 8.6., eröffnet nach erneutem Verstreichen des Termins jedoch, dass dieser nicht mehr zu halten sei, ein neuer Termin wird 1 Woche später angesetzt. Die Ware sei versehentlich in einen falschen Hafen verschifft worden. Als dann aber sowohl der Geschäftsführer von Supra-Solar als auch der der Niederfels GmbH auf Nachfragen nicht mehr reagiert und die Kommunikation mit den Kunden einstellt, schalten die geprellten Käufer die Polizei ein. Leider zu spät: Die Konten von Niederfels sind geräumt, deren Geschäftsführer ist untergetaucht.
Ohne Sicherheitsmaßnahmen ein leichtes Spiel
Dieses Vorgehen ist so erfolgreich, da Namen von erfahrenen und zuverlässigen Unternehmen aus der Solarbranche genutzt werden, um Vertrauen bei den Kunden herzustellen. Darüber hinaus werden gezielt Produkte angeboten, die rar und daher hoch begehrt sind.
Den Betrügern ist bewusst, dass die Bereitschaft, auf Sicherheitsmaßnahmen zu verzichten, momentan in der Photovoltaikbranche noch sehr hoch ist. Fast alle Geschädigten haben 100 Prozent der Ware im Voraus bezahlt. So hatte die Firma Niederfels ein leichtes Spiel, sich auf kriminellem Weg zu bereichern. Einige der betrogenen Unternehmen stehen jetzt vor dem wirtschaftlichen Ruin.
Quelle:Solarbetrug.net
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