Anfang März 2008 bietet die Firma Nordstern Solar*, vertreten durch ihren Geschäftsführer Herrn Axtbein* ein attraktives Megawatt-Kontingent Solarmodule eines chinesischen Markenherstellers an. Auf Nachfrage versichert Axtbein, dass die Ware ursprünglich aus einer seriösen Quelle stammt, in diesem Fall die Module aber aus einem geplatzten Projekt in Griechenland übernommen wurden.
Lieferbedingungen nicht ideal
Ein italienisches Unternehmen interessiert sich für die Ware, und man wird sich im Prinzip schnell einig. Der vereinbarte Liefertermin ist Ende Mai. Der Käufer ist sogar bereit, einen Teil der Kaufsumme als Vorkasse zu zahlen, wenn entsprechende Sicherheiten vorliegen. Ende März ist aber noch immer nicht klar, ob die notwendigen Zertifikate vorhanden sind und Nordstern Solar Sicherheiten bieten kann. Generell scheint der Verkäufer sich nicht im Handel von Solarmodulen auszukennen. Die von Nordstern angegebenen Referenz-Unternehmen bestätigen aber, das Axtbein seriös ist. Der Käufer beschließt daher, gemeinsam mit einem Berater nach Norddeutschland zu fliegen, um dort Anfang April mit Axtbein zu sprechen.
Persönliche Verhandlungen erfolgreich
In Hamburg angekommen, trifft man sich in einem Restaurant, da die Räume des Unternehmens gerade nicht zur Verfügung stünden. Der sympathisch erscheinende Axtbein bittet um Verständnis, dass noch nicht alles so läuft, wie es sollte. Er würde normalerweise im Bereich Windenergie arbeiten und hätte nur für den gelegentlichen Handel mit Solarmodulen eine neue Firma gegründet. Axtbein will noch immer nicht seine Vorlieferanten nennen, weist aber darauf hin, dass es ein bekanntes Unternehmen aus Norddeutschland wäre. Die technischen Datenblätter der Module lassen darauf schließen, dass dies stimmt. Trotz der Bedenken wird man sich einig, dass Axtbein seriös erscheint und bereits zuvor an andere Kunden angeblich erfolgreiche Module verkauft hat.
Die Bedingungen
Der Käufer erklärt sich bereit, 20 Prozent Vorkasse zu leisten, wenn er die Flashlisten bekommt. Andere Papiere liegen noch nicht vor, Axtbein versichert aber, dass er eine Lieferbürgschaft eingeht. Die Waren, obwohl schon im Hamburger Hafen gelagert, können aber dennoch nicht besichtigt werden. Der italienische Käufer fliegt wieder heim und wartet auf die Papiere. Die gewünschten Flashlisten kommen dann auch tatsächlich wenig später, und die Vorkasse in Höhe von rund 600.000 Euro wird geleistet. Der Käufer ist zufrieden, da er unter enormen Druck steht und zwingend die Module für ein Projekt benötigt.
Der Händler verschwindet
Ab Mitte Mai ist Axtbein telefonisch und schriftlich nicht mehr zu erreichen. Nachforschungen ergeben, dass die erwähnten erfolgreichen Geschäfte mit anderen Kunden nie stattgefunden haben, da die Referenzadressen zum Umfeld des Betrügers gehörten. Wie aber sind die ordnungsgemäßen Flashlisten zu erklären? Die Papiere wurden auf krummen Wegen von einem anderen Handel besorgt und verfälscht. Die darin enthaltenen Module waren schon rund 8 Monate zuvor hergestellt worden und existierten also wirklich. Nordstern Solar hat nie über die Ware verfügt. Ein anderer, vollkommen unbeteiligter Händler hat die Module Anfang des Jahres bereits an seine Kunden ausgeliefert. Axtbein hat also einfach veraltetet Papiere weitergegeben.
Das geschickte Vorgehen des Betrügers Axtbein zeigt, dass man einfachen telefonischen Auskünften von branchenunbekannten Referenzpartnern ebenso wenig trauen darf, wie Papieren, die mitunter nur als Kopie oder Fax zur Verfügung gestellt werden. Hier gilt es auch, die Schlüssigkeit der Angaben zu prüfen.
Quelle: solarbetrug.net
Namen von Firman und Personen wurden verändert.
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