Im aufsehenerregenden Vergewaltigungsprozess von Avignon hat die Staatsanwaltschaft die Höchststrafe von 20 Jahren Gefängnis für den Hauptangeklagten Dominique Pelicot gefordert.
„20 Jahre, das ist einerseits eine lange Zeit – 20 Jahre aus dem Leben eines Menschen, egal wie alt man ist“, erklärte Staatsanwältin Laure Chabaud in ihrem heutigen Plädoyer. „Doch andererseits ist es zu wenig angesichts der Schwere und Grausamkeit der Taten.“
Die Staatsanwältin betonte, dass Pelicot die „volle Verantwortung“ für die Verbrechen trage. Seine Handlungen seien nicht nur Ausdruck seiner Suche nach Befriedigung gewesen, sondern hätten auch dem Ziel gedient, „seine Frau zu unterwerfen, sie zu demütigen und ihren Willen zu brechen – sowohl durch Worte als auch durch Taten.“
Verbrechen von unfassbarer Dimension
Dominique Pelicot hatte gestanden, seine Ehefrau Gisele Pelicot über einen Zeitraum von zehn Jahren systematisch mit Schlafmitteln betäubt und sie anschließend vergewaltigt zu haben. In vielen Fällen lud er Fremde über Internetforen ein, sich an der bewusstlosen Frau zu vergehen. Die Ermittler gehen davon aus, dass etwa 200 Vergewaltigungen in diesem Zeitraum stattfanden.
Die Mitangeklagten – insgesamt 50 Männer – wurden überführt, nachdem Pelicot Fotos und Videos der Taten systematisch in digitalen Verzeichnissen abgespeichert hatte. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen ebenfalls schwerwiegende Vergehen vor.
Opfer zeigt Stärke vor Gericht
Die heute 71-jährige Gisele Pelicot, die den Prozess bewusst öffentlich führen lässt, wird in Frankreich für ihren Mut als Symbolfigur für Opfer von sexualisierter Gewalt gefeiert. Bei ihrer Ankunft im Gericht sprach sie von einem „bewegenden Moment“. Sie erklärte, dass sie durch ihre Entscheidung, den Fall öffentlich zu machen, anderen Opfern Mut machen wolle.
Plädoyers und Urteil
Das Plädoyer der Anklage soll bis Mittwoch andauern, bevor die Verteidiger der Angeklagten das Wort erhalten. Die Verkündung des Urteils wird spätestens bis zum 20. Dezember erwartet.
Die Staatsanwaltschaft hat deutlich gemacht, dass sie für den Hauptangeklagten die Höchststrafe von 20 Jahren fordert, um die Dimension und Schwere seiner Taten angemessen zu ahnden. Der Prozess gilt als einer der erschütterndsten Fälle von sexualisierter Gewalt in Frankreich und zieht landesweit großes mediales und gesellschaftliches Interesse auf sich.
Ch
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