Im Schatten seiner abgeschotteten Welt hat Nordkorea eine verblüffende Wendung genommen: Aus dem Land, das auf den ersten Blick hinter dem digitalen Zeitalter zurückzubleiben scheint, stammen einige der geschicktesten Cyberpiraten der heutigen Zeit. Mit einem beeindruckenden Coup haben nordkoreanische Digitalspezialisten im letzten Jahr rund eine Milliarde US-Dollar aus den Tiefen des Internets gefischt. Diese Summe, die sich liest wie der Stoff aus einem Cyber-Thriller, fließt direkt in die Kassen des umstrittenen Raketenprogramms des Landes. Doch wie ist so etwas möglich in einem Land, das offiziell keinen Internetzugang hat?
Bereits in den späten 90ern hat Nordkoreas Regierung das Potential des digitalen Raumes erkannt – insbesondere für ein Land, das sich auf unkonventionelle Wege behaupten möchte. Es wurde ein spezielles Cyberkommando ins Leben gerufen, das Büro 121, das schon bald mit ersten digitalen Angriffen auf Südkorea und die USA von sich reden machte. Die Wende kam 2015, als erkannt wurde, dass Hacking nicht nur zur Sabotage, sondern auch zur Einnahmequelle werden kann. Seither hat sich das Land auf digitale Raubzüge spezialisiert, die Millionen in die Staatskasse spülen.
Nordkorea hat eine Elite an Hackern aufgebaut, die zu den versiertesten weltweit zählt. Allein im Jahr 2022 haben diese Cyberpiraten eine Rekordsumme von 1,7 Milliarden US-Dollar in Kryptowährungen erbeutet. Aber wie baut ein Land, das für seine Isolation und Armut bekannt ist, solch eine Cyberarmee auf? Die Antwort liegt in der systematischen Rekrutierung und Ausbildung. Schon früh werden vielversprechende Talente, insbesondere Mathe-Genies, identifiziert und an spezialisierten Universitäten in Pjöngjang oder auch im Ausland ausgebildet. Die besten Absolventen werden in die geheimen Reihen des Büro 121 aufgenommen und arbeiten oft von außerhalb Nordkoreas, um unerkannt und effektiv agieren zu können.
Ihr Ziel: Geld um jeden Preis. Das Repertoire reicht von kleineren Betrügereien bis hin zu groß angelegten Bankraubzügen. Dabei setzen sie auch auf die Anonymität von Kryptowährungen und nutzen sogenannte Mixer, um die Herkunft der digitalen Beute zu verschleiern. Trotz internationaler Bemühungen, solche Aktivitäten zu unterbinden, bleibt der Kampf gegen die nordkoreanische Cyberkriminalität ein komplexes Katz-und-Maus-Spiel. Die politische Lage erschwert dabei eine effektive Zusammenarbeit mit Ländern, die als Operationsbasen für die Hacker dienen könnten.
Somit bleibt Nordkorea, trotz seiner isolierten Stellung, ein bedeutsamer Spieler auf dem globalen Parkett der Cyberkriminalität, mit weitreichenden Konsequenzen für seine eigene Entwicklung und die internationale Sicherheitslage
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