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Starbucks

Pexels (CC0), Pixabay
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Die Proteste bei Starbucks eskalieren weiter: Der fünftägige Streik gegen die Kaffeehauskette hat inzwischen neun US-Bundesstaaten erreicht, darunter New York, New Jersey und Missouri. Bereits am Samstag hatten sich Beschäftigte in Colorado, Ohio und Pennsylvania dem Arbeitskampf angeschlossen. Organisiert wird der Streik von Starbucks Workers United, einer Gewerkschaft, die mehr als 10.000 Beschäftigte in über 525 Filialen vertritt.

Trotz der Streiks, die mittlerweile landesweit rund 30 Starbucks-Filialen zur Schließung gezwungen haben, betont das Unternehmen, dass der Einfluss auf den Betrieb minimal sei. Doch die Gewerkschaft sieht die Lage anders: Sie plant, den Streik bis Dienstag auf „Hunderte von Filialen“ auszuweiten.

Streik in der Hochsaison – Eine klare Botschaft

Der Zeitpunkt des Streiks könnte für Starbucks kaum ungünstiger sein. Während der Weihnachtszeit profitiert die Kette traditionell von ihren beliebten saisonalen Getränken, Geschenkkarten und Merchandise-Produkten wie Bechern und Thermosflaschen. Diese entscheidende Umsatzperiode wird nun durch den Arbeitskampf erheblich gestört.

Besonders betroffen sind Filialen in Großstädten wie Los Angeles, Chicago und Seattle, wo der Streik am Freitag begann – ironischerweise in der Stadt, in der Starbucks seine erste Filiale eröffnete und bis heute seinen Hauptsitz hat.
Die Forderungen der Gewerkschaft – und der Widerstand des Unternehmens

Im Zentrum des Konflikts stehen die Löhne der Baristas, die angesichts der Inflation und steigender Lebenshaltungskosten eine Gehaltserhöhung fordern. Laut Starbucks Workers United hat die Gewerkschaft seit Februar 2024 ein Rahmenabkommen mit dem Management, das den Weg für die erste tarifliche Einigung ebnen sollte. Doch die Gespräche scheiterten immer wieder an grundlegenden Differenzen.

Starbucks bot zuletzt keine sofortigen Lohnerhöhungen an, sondern lediglich eine jährliche Steigerung von 1,5 Prozent – was laut Gewerkschaft für die meisten Beschäftigten weniger als 50 Cent pro Stunde bedeutet. Lynne Fox, Präsidentin von Workers United, kritisierte das Angebot scharf: „Starbucks spricht ständig davon, wie sehr sie ihre ‚Partner‘ wertschätzen, aber in Wirklichkeit verweigern sie jede sinnvolle Investition in die Löhne der Baristas. Das akzeptieren wir nicht.“

Starbucks hingegen rechtfertigt seine Haltung damit, dass die von der Gewerkschaft geforderten Lohnerhöhungen untragbar seien. Laut Unternehmensangaben würde die Gewerkschaft eine sofortige Erhöhung des Mindestlohns um 64 Prozent fordern, was über die Laufzeit eines Dreijahresvertrags auf 77 Prozent anwachsen würde. „Das ist nicht nachhaltig“, erklärte Starbucks in einer Stellungnahme.

Die Gewerkschaft weist diese Darstellung jedoch zurück und wirft dem Unternehmen vor, ihre Forderungen zu verdrehen. Sie verweigert jedoch Details zu den tatsächlichen Lohnforderungen, was den Konflikt weiter undurchsichtig macht.

Starbucks: Benefits, aber kein Durchbruch

Starbucks verteidigt sich mit Verweis auf sein „branchenführendes“ Leistungspaket, das laut Unternehmen ein Stundenlohn von durchschnittlich über 18 US-Dollar sowie zusätzliche Leistungen im Wert von rund 30 US-Dollar pro Stunde umfasst – vorausgesetzt, die Beschäftigten arbeiten mindestens 20 Stunden pro Woche.

Doch die Gewerkschaft wirft dem Unternehmen vor, seine Zusagen nicht einzuhalten. Seit September, dem Amtsantritt von CEO Brian Niccol, seien frühere Fortschritte bei den Verhandlungen rückgängig gemacht worden. Die Gewerkschaft reichte am Freitag eine neue Beschwerde wegen unlauterer Arbeitspraktiken ein und beschuldigt Starbucks, die Gespräche absichtlich zu behindern.

Ein Musterbeispiel für die Grenzen gewerkschaftlicher Macht in den USA

Der Konflikt bei Starbucks ist symptomatisch für die Herausforderungen der Gewerkschaftsbewegung in den USA. Trotz wachsender Mitgliederzahlen und eines scheinbaren Aufschwungs in der Organisierung bleibt die Verhandlungsmacht von Gewerkschaften gegenüber großen Konzernen wie Starbucks begrenzt.

Starbucks scheint den Konflikt strategisch kleinzuhalten, indem es betont, dass der Streik nur „einen kleinen Teil der Filialen“ betrifft und „keine wesentlichen Auswirkungen auf die Betriebsabläufe“ habe. Diese Rhetorik zielt darauf ab, die öffentliche Wahrnehmung zu minimieren und den Arbeitskampf als unbedeutend darzustellen.

Doch die wachsende Zahl streikender Filialen und die mediale Aufmerksamkeit könnten Starbucks in die Defensive drängen. Gleichzeitig bleibt die Strategie der Gewerkschaft hinterfragbar: Die unklaren Forderungen und die scheinbare Uneinigkeit über den tatsächlichen Inhalt der Verhandlungen könnten die öffentliche Unterstützung für die Baristas schwächen.

Kritik: Verpasste Chancen und mangelnde Transparenz

Sowohl Starbucks als auch die Gewerkschaft tragen zur Eskalation des Konflikts bei. Das Unternehmen scheint wenig Interesse daran zu haben, die Löhne seiner Beschäftigten in angemessenem Maß zu erhöhen, während die Gewerkschaft durch fehlende Transparenz über ihre tatsächlichen Forderungen Angriffsfläche bietet.

Ein weiterer Kritikpunkt richtet sich an Starbucks’ Behauptung, die Forderungen der Gewerkschaft seien finanziell „nicht tragbar“. Angesichts des jährlichen Gewinns von mehr als 3,9 Milliarden US-Dollar erscheint dieses Argument fragwürdig. Der Konzern steht im Verdacht, eher aus Prinzip Widerstand zu leisten, als eine echte Einigung anzustreben.

Für die Baristas bleibt der Streik eine Frage des Überlebens. Angesichts steigender Lebenshaltungskosten und eines stagnierenden Lohnniveaus bleibt abzuwarten, ob die Gewerkschaftsbewegung ihre Ziele durchsetzen kann – oder ob Starbucks am Ende einfach auf Zeit spielt. Der Ausgang dieses Konflikts könnte Signalwirkung für andere Gewerkschaften in den USA haben.

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