Am Freitagmorgen wird es in Los Angeles, Chicago und Seattle ernst: Die Gewerkschaft „Workers United“, die über 10.000 Starbucks-Baristas in den USA vertritt, hat zu Streiks aufgerufen. Und das könnte erst der Anfang sein: Laut der Gewerkschaft sollen die Arbeitsniederlegungen bis Heiligabend täglich auf hunderte Starbucks-Filialen von Küste zu Küste ausgeweitet werden – falls das Unternehmen und die Gewerkschaft keine Einigung im Tarifkonflikt erzielen.
Hintergrund: Verhandlungen im Stillstand
Seit Februar 2024 gibt es zwar einen Rahmenplan zwischen Starbucks und der Gewerkschaft, der die Organisation und die Tarifverhandlungen leiten soll. Doch die eigentlichen Gespräche begannen erst im April – und bisher hat das offenbar wenig Fortschritte gebracht.
„Das Unternehmen hat wiederholt öffentlich versprochen, bis zum Jahresende Verträge abzuschließen, aber es hat uns bisher kein ernsthaftes wirtschaftliches Angebot vorgelegt“, erklärte die Gewerkschaft am Donnerstagabend.
Starbucks sieht die Sache jedoch anders: Die Gewerkschaft habe eine Verhandlungsrunde in dieser Woche „voreilig“ abgebrochen. „Es ist enttäuschend, dass sie nicht an den Tisch zurückgekehrt sind, obwohl wir Fortschritte gemacht haben“, so die offizielle Stellungnahme des Unternehmens. „Wir sind bereit, die Verhandlungen fortzusetzen – die Gewerkschaft muss an den Tisch zurückkehren.“
Was die Gewerkschaft fordert
Die Forderungen der Beschäftigten sind klar:
- Höhere Löhne: Die Baristas verlangen eine Anpassung an die gestiegenen Lebenshaltungskosten.
- Bessere Personalausstattung: Viele Starbucks-Filialen leiden unter chronischer Unterbesetzung, was zu überlasteten Teams und langen Wartezeiten führt.
- Verbesserte Arbeitspläne: Die Gewerkschaft fordert verlässlichere und gerechtere Schichtpläne, die den Beschäftigten eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen.
Ein schwieriges Jahr für Starbucks
Starbucks hatte 2024 alles andere als ein Erfolgsjahr. Die Umsätze des Unternehmens sind drei Quartale in Folge gesunken – ein Rückgang, wie ihn die Kaffeekette seit Jahren nicht erlebt hat. Die Gründe:
- Hohe Preise: Viele Kunden haben sich wegen der steigenden Getränkepreise von Starbucks abgewandt.
- Lange Wartezeiten: Personalmangel und organisatorische Probleme haben dazu geführt, dass der Service langsamer wurde.
- Gewerkschaftsbewegung: Hunderte Starbucks-Filialen haben für eine Gewerkschaft gestimmt, um bessere Löhne, Arbeitsbedingungen und Sozialleistungen zu fordern.
Im August setzte Starbucks deshalb auf einen neuen „Problemlöser“: Brian Niccol, den ehemaligen CEO von Chipotle, der als Sanierer gilt. Seit dem 9. September ist er Vorstandsvorsitzender des Unternehmens.
„Zurück zu den Wurzeln“: Niccols Vision für Starbucks
Niccol hat bereits an seinem zweiten Tag als CEO klare Worte gefunden. In einem Brief an Mitarbeitende und Kunden erklärte er, dass er Starbucks zurück zu seinen Wurzeln als „gemeinschaftliches Kaffeehaus“ führen wolle. Dazu gehören:
- Komfortable Sitzgelegenheiten: Mehr Fokus auf den Verzehr vor Ort statt nur auf den To-Go-Service.
- Klarere Strukturen: Eine deutlichere Trennung zwischen „To-go“- und „Vor-Ort“-Service.
Doch während Niccol Pläne für die Zukunft schmiedet, droht ihm die Gegenwart aus den Händen zu gleiten: Der Streik könnte die ohnehin angeschlagene Marke Starbucks während des umsatzstarken Weihnachtsgeschäfts noch weiter belasten.
Fazit: Heißer Kaffee, kalte Fronten
Mit der geplanten Streikwelle vor Weihnachten setzen die Starbucks-Beschäftigten ein deutliches Zeichen. Ob Starbucks es schafft, die Wogen zu glätten, bevor der Protest noch größere Kreise zieht, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die Tassen sind voll – aber nicht mit Kaffee, sondern mit Unmut.
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