Es war schon dunkel, als plötzlich der Strom ausfiel und Rauch aus einer Steckdose aufstieg. Die Mitarbeitenden eines Pflegezentrums reagierten sofort, denn mit vielen älteren Bewohnern, darunter auch Menschen mit Demenz, wollte man kein Risiko eingehen. „Wir dachten, es könnte ein Kabelbrand sein, und wollten auf keinen Fall ein Feuer riskieren“, berichtete die Pflegedienstleiterin. Also wurde ein Notdienst gerufen – und hier begann der eigentliche Ärger.
Rechnung mit Schockeffekt
Die beiden gerufenen Handwerker griffen beherzt zu Werkzeug und Material im Wert von über 600 Euro, doch der Strom floss trotzdem nicht. Statt einer Lösung hinterließen sie eine Rechnung von fast 2.200 Euro, die einer kurzen Theaterinszenierung gleich kam.
Aufgelistet waren „Arbeitskosten“ von 69,80 Euro je angefangene Viertelstunde, ein „Abendzuschlag“ von 279,60 Euro sowie ein „Einsatzwert Notdienst Abrufbereitschaft“ über 360 Euro. Die Handwerker drängten die Mitarbeitenden sogar, die Summe direkt per EC-Karte zu begleichen – ein Druck, dem die Kollegin schließlich nachgab.
Fragwürdige Seriosität
Die Rechnungsstellung wirkte schon dubios, doch der Versuch, die Sache mit der Firma zu klären, scheiterte endgültig. Ein Einschreiben wurde als unzustellbar zurückgeschickt, und Anrufe blieben unbeantwortet. Dabei schmückt sich die Website der Firma mit Slogans wie „verlässlich und immer erreichbar“.
Ein Blick in die Handwerkskammerdaten brachte schließlich Gewissheit: Die Firma ist nicht einmal Mitglied, obwohl das gesetzlich vorgeschrieben ist. Stattdessen sieht es so aus, als würde sie lediglich Handwerker vermitteln – ein Umstand, der weder aus der Rechnung noch aus der Website hervorgeht.
Lösung kam am nächsten Tag – für einen Bruchteil der Kosten
Am nächsten Tag konnte das Problem durch einen lokalen Elektriker gelöst werden. Die Ursache: Ein defektes elektrisch verstellbares Bett hatte die Sicherung ausgelöst. Die Kosten für diese Reparatur beliefen sich auf etwas über 400 Euro – nicht einmal ein Fünftel der Notdienst-Rechnung.
Leidtragende: Bewohner und Mitarbeitende
Die überhöhte Notdienst-Rechnung hat nicht nur finanziell Spuren hinterlassen. „Mit dem Geld wollten wir eigentlich Ausflüge, einen Clownbesuch oder Alpakas für die Bewohner ermöglichen“, erklärte eine Mitarbeiterin. Doch mit einem Loch von über 2.000 Euro in der Kasse müssen diese Pläne nun erst einmal warten.
Verbrauchertipps: Vorsicht vor der Notdienstfalle
Die Verbraucherzentrale rät, sich vorab die Kontakte seriöser Notdienste zu sichern und bei hohen Forderungen genau hinzuschauen. „Man ist nicht verpflichtet, sofort zu zahlen“, erklärt eine Expertin. „Wer sich unsicher ist, kann die Zahlung zurückhalten und die Rechnung prüfen lassen.“ Und falls ein Notdienst zu teuer erscheint, sollte man sich überlegen, ob es nicht sinnvoller ist, auf den nächsten Tag zu warten und dann einen regulären Handwerker zu beauftragen.
Fazit
Die Lektion aus diesem Vorfall: Nicht jeder „Helfer in der Not“ ist auch ein Retter. Doch die Mitarbeitenden haben aus der Erfahrung gelernt und Anzeige erstattet. Der eigentliche Gewinner? Der Elektriker, der am Ende alles repariert hat – und die Bewohner, die hoffentlich bald ihre Alpakas oder Clowns erleben dürfen.
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