Die Sanktionen gegen Russland haben bisher nur wenig Einfluss auf die Kriegsführung des Landes gegen die Ukraine gehabt. Dies geht aus einem Forschungsprojekt von vier Instituten in Kiel, München und Wien hervor, das im Auftrag des deutschen Wirtschaftsministeriums durchgeführt wurde.
„Die Wirtschaft des Landes wächst angesichts des Rüstungsbooms momentan kräftig, allerdings wirken die Sanktionen langfristig wie ein schleichendes Gift“, sagte Vasily Astrov, Russland-Experte des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw).
Wirtschaftliche Entwicklung und saisonale Schwankungen
Die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Russland war in den letzten Monaten eher von saisonalen Schwankungen geprägt als von den direkten Folgen des Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022. Mit Kriegsbeginn stieg die Inflation drastisch an, von 8,3 Prozent im Januar 2022 auf 17,8 Prozent im April 2022. Nachdem sie zwischenzeitlich zurückging, kletterte sie bis März dieses Jahres wieder auf 7,7 Prozent.
Rüstungsboom und Finanzdaten
Die Ausgaben und Umsätze Russlands sind seit dem Angriff tendenziell etwas höher als in den Monaten zuvor. Diese Beobachtung stützen die Wirtschaftsinstitute WIFO (Wien), wiiw, ifw (Kiel) und ifo (München) auf Daten des russischen Finanzministeriums.
Handelsbeziehungen und Importquellen
Zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns war die EU mit einem Handelsvolumen von 6,286 Milliarden Dollar (5,80 Milliarden Euro) der größte Lieferant von Gütern nach Russland. Das Land wiederum exportierte Rohstoffe im Wert von 13,038 Milliarden Dollar in die EU. Bis November 2023 hat China die EU als wichtigsten Handelspartner abgelöst und ist mit Importen im Wert von 8,221 Milliarden Dollar sowie Exporten im Wert von 9,041 Milliarden Dollar an die Spitze gerückt.
Langfristige Auswirkungen der Sanktionen
Trotz des kurzfristigen wirtschaftlichen Wachstums aufgrund des Rüstungsbooms deuten die Experten darauf hin, dass die Sanktionen langfristig erhebliche Auswirkungen auf die russische Wirtschaft haben werden. „Die Sanktionen wirken wie ein schleichendes Gift, das die wirtschaftliche Basis des Landes langsam untergräbt“, so Astrov. Die langfristige Isolation von westlichen Märkten und Technologien könnte die Innovationsfähigkeit und die wirtschaftliche Stabilität Russlands nachhaltig beeinträchtigen.
Fazit
Die bisherigen Sanktionen gegen Russland zeigen kurzfristig begrenzte Wirkung auf die militärischen Aktivitäten, könnten jedoch langfristig erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen. Die Verschiebung der Handelsbeziehungen und die zunehmende Abhängigkeit von China sind deutliche Anzeichen für die tiefgreifenden Veränderungen, die durch den anhaltenden Konflikt und die internationalen Reaktionen darauf ausgelöst werden.
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