Die Süßwarenindustrie setzt auf die Fußball-Weltmeisterschaft, um den Verkauf von Schokolade und Süßigkeiten anzukurbeln. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert gesündere Lebensmittel und plant, die maximale Zuckerzufuhr von 10 auf 5 Prozent des täglichen Kalorienbedarfs abzusenken, um chronische Krankheiten wie Diabetes oder Übergewicht bei Kindern zu reduzieren. Wir haben mal nachgerechnet, was das für den Verzehr von Lebensmitteln im WM-Design bedeutet.
- Schon mit einem kleinen Spielmacher Knoppers zur Stärkung der Nerven während des Fußballspiels nimmt man rund 7 Gramm Zucker zu sich. Für einen Jugendlichen ist das immerhin fast ein Fünftel der von der WHO zukünftig empfohlenen Tagesration.
- Eine 200-Gramm-Tüte Haribo Tropifrutti im Brazil Mix zur Halbzeitpause bringt auf einen Schlag mehr als dreimal soviel Zucker wie von der WHO als Tagesrichtwert für junge Fußballfans vorgesehen.
- Eine 300-Gramm-Packung M&Ms in der WM-Edition zum spannenden Halbfinale verzehrt, schlägt genau wie die 1,5-Liter-Flasche Pepsi mit Mario-Gomez-Konterfei mit 161 Gramm Zucker zu Buche und liefert damit mehr als die vierfache Menge des täglichen Zucker-Solls.
- Übersicht aller WM-Lebensmittel im WHO-Zuckercheck (mit Abbildungen, Berechnungen des Zuckergehalts und Bewertung nach geplanter WHO-Empfehlung)
Große Lücke zwischen Produktangebot und WHO-Richtwerten
Wir wollen niemandem die Fußball-WM vermiesen, doch wer die verlockenden Angebote mit WM-Logos, Deutschlandflaggen und Spieler- oder Fußballbildern im Juni und Juli zu oft isst, hat sein tägliches Zuckerlimit schnell erreicht und oft sogar mehrfach überschritten. Dabei sollen beispielsweise Kindergartenkinder laut geplanter Empfehlung der WHO nur noch 19 Gramm Zucker pro Tag zu sich nehmen – eine Menge, die bereits durch eine Portion Kellogg’s Choco Krispies zum Frühstück fast komplett gedeckt ist. Umso schlimmer ist es, dass vor allem Kinderlebensmittel und Getränke mit viel Zucker im WM-Design vermarktet werden.
Unsere berechneten Zuckerwerte verdeutlichen, wie groß die Lücke zwischen dem Angebot im Supermarkt und den von WHO-Ernährungsexperten empfohlenen Richtwerten tatsächlich ist. Auch in sogenannten Wellness-Getränken wie einer 500-Milliliter-Flasche Fürst Bismarck Traube Kräuter stecken 29 Gramm Zucker – die gesamte Tagesration für eine Frau zwischen 25 und 50 Jahren.
- Übersicht weiterer Lebensmittel, insbesondere für Frauen
(beide mit Abbildungen, Berechnungen des Zuckergehalts und Bewertung nach geplanter WHO-Empfehlung) - Guideline der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Sugars intake for adults and children
Wie schnell sich Zucker unter diesen Umständen zu einer großen Menge aufsummieren kann, zeigen unsere beispielhaft zusammengestellten
Die von der Welgesundheitsorganisation empfohlene Tagesration an Zucker wird da schnell und ohne Mühe um ein Vielfaches überschritten.
Industrie in die Pflicht nehmen
Die Ergebnisse unserer Berechnungen sind ernüchternd und für manche Menschen vielleicht sogar erschreckend. Denn, dass in so vielen Lebensmitteln so viel Zucker steckt ist sicher nicht jedem bewusst.
Wir finden: Die vom Koch der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft ausgegebene Losung „Du spielst, wie Du isst”, würde auch der Lebensmittel- und Süßwarenindustrie gut zu Gesicht stehen. Es kann nicht sein, dass angesichts von immer mehr übergewichtigen Menschen mit erheblichen gesundheitlichen Problemen die Hersteller und die Politiker seit Jahren keinen Handlungsbedarf sehen.
Es bleibt zu hoffen, dass die WHO das Spiel gegen die Lobbyisten gewinnt! Doch die Zuckerindustrie hat sich bereits in Stellung gebracht. In ihrem Zucker Infodienst 1/2014 argumentiert sie, warum der von der WHO geplante Grenzwert für die Zuckerzufuhr nicht zielführend ist. Wir sehen das etwas anders und haben Stellung genommen: unsere Antworten auf die Argumente der Zucker-Lobby.
Quelle.VBZ HH
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