Die regierenden britischen Konservativen befinden sich weiterhin in Aufruhr, da der Streit zwischen Premierminister Rishi Sunak und seinem Vorgänger Boris Johnson zunehmend an Schärfe gewinnt.
Der jüngste Auslöser dieses Konflikts sind angeblich verhinderte Ehrungen für Vertraute von Johnson, was prompt zu öffentlichen Attacken auf Sunak führte, der als „privilegiertes Bonzenkind“ bezeichnet wurde.
Allerdings schwindet die Unterstützung für Johnson sowohl innerhalb seiner eigenen Partei als auch in der Bevölkerung. Derzeit dreht sich die Auseinandersetzung um Johnsons Versuch, seine Mitarbeiter und Vertrauten ins britische Oberhaus zu berufen. Nadine Dorries,
Johnsons ehemalige Kulturministerin, bezeichnete Sunaks Blockade ihrer Ernennung in einem Interview mit dem Sender Talk TV am Montagabend als „doppelzüngig und grausam“. Sie behauptete, dass Sunak und sein Berater James Forsyth „privilegierte Bonzenkinder“ seien und verhindert hätten, dass sie, als „Mädchen, das in Armut in Liverpool geboren wurde“, ins House of Lords einzieht. Sowohl Johnson als auch Sunak gehören zur britischen Oberschicht.
Gemäß den Regeln darf jeder ehemalige Premierminister, der unter starkem Druck seiner eigenen Fraktion zurückgetreten ist, neue Mitglieder für eine lebenslange Mitgliedschaft in der zweiten Parlamentskammer nominieren. Die House of Lords Appointments Commission (HOLAC), die für diese Berufungen zuständig ist, lehnte jedoch acht von Johnsons 15 Vorschlägen ab, darunter neben Dorries auch drei weitere konservative Abgeordnete. Das Institute for Government, eine Denkfabrik, bezeichnete dies als beispiellose Quote.
Seitdem herrscht ein immer offener ausgetragener Kampf innerhalb der Konservativen Partei. Das Nachrichtenportal „Politico“ bezeichnete die Situation am Dienstag sogar als „offenen Krieg“ innerhalb der Partei. Die „Times“ berichtete, dass auch der Wunsch des ehemaligen Premierministers, seinen Vater Stanley Johnson zum Ritter zu schlagen, abgelehnt wurde. Stanley Johnson war selbst Politiker für die Konservativen im EU-Parlament.
Es herrscht ein „Aussage gegen Aussage“-Szenario: Sunak behauptet, Johnson habe von ihm verlangt, HOLAC zu überstimmen, aber er, Sunak, hielt dies für falsch. Johnson konterte mit den Worten: „Rishi Sunak redet Unsinn.“ Es steht also Aussage gegen Aussage. Sunak erklärt: „Es ging darum, entweder HOLAC zu überstimmen oder Versprechungen an Leute zu machen.“ Johnson hingegen sagte, Sunak hätte lediglich HOLAC auffordern sollen, die Überprüfung zu erneuern, da dies eine bloße Formalität sei.
Der Grund für die Ablehnung, so berichten Medien, war, dass die Abgeordneten ihre Mandate noch nicht abgegeben hatten
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