Die COVID-19-Pandemie dürfte die Niedrigzinsphase weiter verlängern und verschärfen. Zu diesem Schluss kommt der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) in seinem zweiten Bericht zu makroprudenziellen Fragen im Zusammenhang mit dem Niedrigzinsumfeld in Europa.
Der ESRB nennt in seinem Bericht, der am 1. Juni veröffentlicht wurde, vier Punkte, die Anlass zur Sorge geben:
- Rentabilität und Widerstandsfähigkeit der Banken: Die Pandemie könnte die bestehenden strukturellen Probleme im EU-Bankensektor, einschließlich Überkapazitäten und zu hohen Kosten, weiter verstärken.
- Verschuldung von Kreditnehmern: Die Suche nach höheren Renditen veranlasse Schuldner zunehmend, weitere Schulden zu günstigen Konditionen aufzunehmen. Hierdurch steigen auch die Risiken im Finanzsektor.
- Systemisches Liquiditätsrisiko: Unter anderem aufgrund struktureller Veränderungen sei das Finanzsystem auch empfindlicher gegenüber Marktschocks geworden.
- Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle von Versicherern und Pensionsfonds, die längerfristige Renditegarantien anbieten: Sie gerieten durch das Niedrigzinsumfeld zunehmend unter Druck.
In seinem Bericht fordert der Ausschuss von den Staaten und Notenbanken weitreichende makroprudenzielle politische Maßnahmen, die über die bisherige Unterstützung von Banken und privaten Haushalten hinausgehen. Konkret fordert der ESRB Initiativen zur Analyse und Minderung von systemischen Risiken. Weiterhin beabsichtigt der Ausschuss, geeignete politische Maßnahmen zur Risikominderung zu entwickeln. Außerdem weist er darauf hin, dass sich zunehmend auch Risiken von den traditionellen Banken auf Finanzintermediäre außerhalb des Bankensektors verlagerten. Auch dem sollte die internationale Gemeinschaft der Regulierer und Aufseher Rechnung tragen.
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