Die Mittel des Jobcenters für soziale Projekte mit Langzeitarbeitslosen schwinden, was auch die „Tafelgärten“ in Leipzig betrifft, die Lebensmittel für Bedürftige produzieren. Diese Gärten, bewirtschaftet von Langzeitarbeitslosen, liefern etwa ein Viertel der benötigten Lebensmittel für über 22.000 Bedürftige in Leipzig. Da dem Jobcenter jedoch immer weniger Geld für solche sozialen Arbeitsprojekte zur Verfügung steht, sind von 100 ursprünglichen Gärten nun nur noch 61 in Betrieb. Dies resultiert in einer verringerten Produktion; beispielsweise wurden dieses Jahr etwa zehn Tonnen weniger Lebensmittel an die „Tafel“ geliefert. Der Verein Wabe, der das Projekt leitet, ist mit dem Jobcenter im Gespräch, um die Fortführung der „Tafelgärten“ zu diskutieren, allerdings ist der zukünftige Umfang noch ungewiss.
Das Leipziger Projekt „Tafelgärten“ spiegelt gleichzeitig den Glanz und das Elend unserer heutigen Gesellschaft wider. Einerseits zeigt es, wie solidarisch Initiativen sein können, die eine handfeste Lösung für ein drängendes Problem bieten. Indem sie nicht nur für gesunde Ernährung für Bedürftige sorgen, sondern auch Langzeitarbeitslosen eine sinnvolle Tätigkeit und neue Hoffnung bieten. Ein echtes Erfolgsmodell.
Andererseits wirft es ein Schlaglicht auf das Versagen institutioneller Strukturen, insbesondere des Jobcenters. Wie kann es sein, dass in einer sozialen Marktwirtschaft der Bedarf an solchen Projekten so rasant wächst? Die Tatsache, dass mittlerweile doppelt so viele Menschen in Leipzig auf die „Tafel“ angewiesen sind wie vor zwei Jahrzehnten, ist ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft.
Das Jobcenter sollte eigentlich sicherstellen, dass Menschen nicht in die Langzeitarbeitslosigkeit abrutschen und sie wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden. Stattdessen scheinen sie in einem bürokratischen Sumpf gefangen, aus dem sie ohne externe Initiativen wie die „Tafelgärten“ nicht herauskommen. Es ist an der Zeit, dass das Jobcenter und andere verantwortliche Institutionen ihre Prioritäten überdenken und sich intensiver mit der Frage auseinandersetzen, wie sie ihrer eigentlichen Aufgabe gerecht werden können. Nur dann können Projekte wie die „Tafelgärten“ zu dem werden, was sie eigentlich sein sollten: eine Ergänzung, nicht eine Notwendigkeit.
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