Eine Überraschungsankündigung im Weißen Haus hat in Taiwan für Schockwellen gesorgt: Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC), das Kronjuwel der taiwanischen Wirtschaft, wird 100 Milliarden Dollar in die USA investieren. Präsident Donald Trump feierte das als großen Erfolg – doch in Taiwan wächst die Angst, dass das Land durch politischen Druck seine weltführende Halbleiterindustrie an die USA verliert.
Ein „Schutzgeld“ an die USA?
Der ehemalige taiwanische Präsident Ma Ying-jeou (Kuomintang) warf der aktuellen Regierung vor, TSMC an Trump verkauft zu haben – eine Art „Schutzgebühr“ für die Sicherheit Taiwans.
Warum ist das ein Problem?
TSMC produziert über 90 % der weltweit führenden Mikrochips, die für Smartphones, Künstliche Intelligenz und sogar Waffensysteme essenziell sind. Viele sehen in dieser Abhängigkeit die sogenannte „Silizium-Schutzschild“-Theorie: Solange die Welt auf Taiwans Chips angewiesen ist, wird China es nicht wagen, die Insel militärisch anzugreifen.
Droht Taiwan, seine wichtigste Trumpfkarte zu verlieren?
Falls die Produktion zunehmend in die USA verlagert wird, könnte Taiwan an strategischer Bedeutung verlieren. China könnte dies als Einladung sehen, seine aggressiven Expansionspläne zu beschleunigen.
Trump: „Taiwan muss für Schutz bezahlen“
Präsident Trump hat in den vergangenen Monaten mehrfach gesagt, dass Taiwan für die militärische Unterstützung der USA zahlen solle – und hat dabei explizit die Halbleiterindustrie erwähnt.
Sein Vorgehen erinnert viele Taiwaner an seine aktuelle Ukraine-Politik:
„Ukraine heute, Taiwan morgen“ – dieser Satz wird in Taiwan immer öfter gehört.
Die USA haben gerade erst kurzfristig die Militärhilfe für die Ukraine gestoppt, um einen Deal zu erzwingen.
Viele Taiwaner fürchten, dass Trump mit ihrer Sicherheit genauso taktieren könnte.
Der taiwanische Rentner Tammy Chao bringt es auf den Punkt: „Trump wird Taiwan irgendwann sagen: ‘Ihr habt keine Karten mehr zu spielen.’ TSMC war unsere beste Karte.“
TSMC: Expansion, aber zu welchem Preis?
TSMC-Chef CC Wei betonte, dass die 100-Milliarden-Investition keine Gefahr für den Standort Taiwan darstelle. Es würden weiterhin neue Fabriken in Taiwan gebaut, auch die nächste Generation der Chipproduktion bleibe dort.
Aber: Trump könnte jederzeit Subventionen streichen, um TSMC noch stärker unter Druck zu setzen.
Die USA haben bereits 6,5 Milliarden Dollar an TSMC ausgezahlt, um neue Werke in Arizona zu bauen.
Laut Analyst Ming-Chi Kuo von TF International war TSMCs Verhandlungsgeschick beeindruckend: „TSMC hat vielleicht 100 Milliarden zugesagt, aber ohne feste Details – sie behalten sich Spielraum vor.“
Trump setzt die Halbleiterindustrie unter Druck
Während Joe Biden die Halbleiterproduktion durch Subventionen förderte (CHIPS Act), nutzt Trump stattdessen Zölle als Waffe.
Er drohte bereits mit 25 % Strafzöllen auf:
Halbleiter
Autos
Pharmazeutische Produkte
TSMCs Milliardeninvestition könnte ein Zeichen für andere Firmen sein:
→ Samsung, Intel und SK Hynix (weitere Chip-Giganten) könnten ebenfalls gezwungen werden, mehr in die USA zu investieren.
Fazit: Taiwans „Schutzschild“ in Gefahr?
Die Investition ist für Trump ein großer Erfolg – für Taiwan könnte sie ein strategisches Risiko sein.
„Trump will, dass Unternehmen tun, was ihn glücklich macht“, sagt Wirtschaftswissenschaftler Chang-Tai Hsieh.
Doch diese kurzfristigen Deals könnten langfristig Taiwans Sicherheitsstrategie destabilisieren.
Die Frage bleibt: Hat Taiwan durch den Deal an Sicherheit gewonnen – oder seine stärkste Karte aus der Hand gegeben?
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