Trotz eines klaren Importverbots für Holz aus Russland finden sich in deutschen Supermärkten und Fast-Food-Ketten nach wie vor zahlreiche Produkte mit zweifelhaftem Ursprung. Laut einer aktuellen Marktanalyse des WWF hat das Holz aus russischen Wäldern offenbar einen raffinierten Weg zurück auf deutsche Regale und Tresen gefunden – ganz legal getarnt und dennoch hochproblematisch.
Die Umweltorganisation untersuchte insgesamt 21 Unternehmen aus dem Einzelhandel und der Gastronomie und stellte dabei fest: In etwa zwei Dritteln aller getesteten Einweg-Holzprodukte wie Rührstäbchen, Gabeln oder Bestecke ließ sich die Herkunft nicht eindeutig zurückverfolgen. In 14 Fällen, also bei rund zwei Dritteln der Unternehmen, wurden eindeutige Hinweise auf Holz aus Russland gefunden – darunter namhafte Marken wie McDonald’s, Burger King, Backwerk, Kamps und Starbucks.
Einweg – aus den falschen Wäldern
Besonders pikant: Die betroffenen Produkte sind in der Regel sogenannte Einweg-Holzbestecke – auf den ersten Blick nachhaltig, da sie plastikfrei und kompostierbar sind. Doch wer sich durch den Schein von Umweltfreundlichkeit blenden lässt, übersieht den bitteren Beigeschmack: Viele dieser Produkte bestehen aus russischem Birkenholz, das in der EU seit Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine eigentlich nicht mehr eingeführt werden darf. Dennoch landen sie über Umwege – meist über Drittstaaten wie China oder die Türkei – wieder im EU-Markt.
Der WWF zeigt sich besorgt über die Leichtfertigkeit, mit der dieses Verbot offenbar umgangen wird. Die Organisation spricht von einem „ökologischen Etikettenschwindel“, der nicht nur gegen politische Sanktionen verstößt, sondern auch massive Folgen für die Umwelt nach sich zieht. Russische Wälder, vor allem die Taiga, gehören zu den letzten großen Naturwäldern der Erde – sie zu roden, um weltweit Einweg-Bestecke zu produzieren, sei ein „ökologischer Hohn“.
Ahnungslos oder absichtlich blind?
Besonders brisant ist auch die Frage, ob die betroffenen Unternehmen von der Herkunft ihrer Produkte wussten – oder es zumindest hätten wissen müssen. „Wir reden hier nicht von geheimen Atomwaffen, sondern von Rührstäbchen. Dass man da nicht genauer hinschaut, ist schon bemerkenswert“, so ein WWF-Sprecher mit hörbarem Sarkasmus. Die Unternehmen selbst geben sich bisher eher schweigsam oder berufen sich auf die Komplexität globaler Lieferketten.
Fazit: Russisches Holz bleibt – auch ohne Einladung
Das Fazit des WWF fällt deutlich aus: Solange Herkunftsnachweise lückenhaft und Kontrollen lasch bleiben, wird russisches Holz auch weiterhin über Umwege seinen Weg in deutsche Verkaufsräume finden – selbst wenn die EU eigentlich längst „nein“ gesagt hat. Die vermeintlich nachhaltige Holzgabel aus der Bäckertüte könnte somit aus einem Wald stammen, in dem gerade die Motorsägen kreisen – jenseits von Ethik, Sanktionen und Umweltverantwortung.
Kommentar hinterlassen