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Tech-Mogule treffen Tradwives: Eine ungewöhnliche Allianz für mehr Kinder

TheDigitalArtist (CC0), Pixabay
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In den USA formiert sich eine neue gesellschaftspolitische Bewegung mit einem Ziel: die Geburtenrate wieder zu steigern. Bei der „Natal Conference“ (NatalCon) treffen sich Start-up-Investoren, konservative Denker, Mütter mit vielen Kindern – und Influencer mit gelben Armbändern, die nach gleichgesinnten Partnern suchen. Es ist ein ungewöhnliches Bündnis, das sich dem „Pronatalismus“ verschrieben hat, also dem Wunsch, Familiengründung zu fördern – teilweise mit fast missionarischem Eifer.

Der Veranstalter Kevin Dolan, selbst Vater von bald sieben Kindern, sieht eine drohende „zivilisatorische Katastrophe“, sollte die Kinderzahl weiter sinken. Sein Publikum: rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, doppelt so viele wie beim ersten Treffen 2023 – trotz eines Eintrittspreises von rund 1.000 Dollar.

Elon Musk als Geburten-Botschafter

Prominente Unterstützung erhält die Bewegung von keinem Geringeren als Elon Musk. Der Tech-Milliardär hat mehrfach öffentlich vor sinkenden Geburtenraten gewarnt und mit seinen zahlreichen Kindern (mindestens 13) auch privat ein deutliches Zeichen gesetzt. Für viele in der Szene ist Musk so etwas wie ein Katalysator: Die Online-Suche nach „Pronatalismus“ stieg sprunghaft an, nachdem er eine Rede von Dolan teilte.

Doch nicht alle in der Bewegung stimmen mit Musks Lebensstil überein. Die Kritik an seinem „Multi-Familien-Modell“ ist intern vorhanden – man sei sich aber einig im Ziel: mehr Kinder = Zukunft der Zivilisation.

Skepsis von Wissenschaft und Gesellschaft

Wissenschaftler wie der Soziologe Philip N. Cohen sehen die Bewegung mit gemischten Gefühlen. Zwar sei es richtig, dass viele Menschen weniger Kinder bekommen, als sie sich wünschen, doch die Rede vom „Bevölkerungsuntergang“ hält er für übertrieben. „Die Weltbevölkerung wird langfristig sinken – aber langsam. Und das ist vielleicht sogar gut für die Umwelt“, sagt er.

Auch der Ruf nach „mehr Einwanderung“ als kurzfristige Lösung wird von Pronatalisten oft scharf abgelehnt. Das Paar Simone und Malcolm Collins, bekannt für ihren Podcast und als öffentliche Gesichter der Bewegung, sieht in Geburten außerhalb des eigenen Landes eher ein ethisches Problem. Sie setzen auf IVF, genetische Auswahl – und provozieren damit immer wieder den Vorwurf des verkappten Eugenik-Denkens, den sie zurückweisen.

Zwischen Kinderwagen und Kritik

Die Konferenz selbst ist ein Kuriositätenkabinett zwischen traditioneller Familienromantik und moderner Technologie. Während Kinder durch die Gänge rennen, werden Vorträge gehalten, Dates organisiert und Magazine wie „Man’s World“ durchblättert. Kritik lässt nicht lange auf sich warten: Draußen demonstrieren Gruppen, werfen der Bewegung Rassismus und reaktionäres Gedankengut vor.

Doch viele Teilnehmer sehen sich missverstanden. „Wir wollen niemanden zwingen, Kinder zu bekommen. Wir wollen, dass Menschen die Familie haben können, die sie sich wünschen“, sagt Simone Collins.

Ob aus der Bewegung gesellschaftliche Wirkung erwächst, bleibt abzuwarten. Aber eins steht fest: In Zeiten, in denen Dating-Apps frustrieren und Familiengründung zur Entscheidung gegen ökonomische Unsicherheit wird, trifft Pronatalismus einen wunden Punkt – und erzeugt Gesprächsstoff über Parteigrenzen hinweg.

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