Der angekündigte Rückzug des Finanzvorstands Jens Schulte sorgt bei Thyssenkrupp für Unruhe. Arbeitnehmervertreter zeigen sich besorgt über die Personalie, die für sie Teil eines größeren Problems darstellt. „Der überraschende Abschied von Herrn Schulte ist äußerst irritierend“, erklärte Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall und stellvertretender Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp, in einem Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ). Er sprach von einem möglichen „Führungschaos“ im Konzern.
Kerner äußerte Zweifel an den Hintergründen des Wechsels: „Es drängt sich der Verdacht auf, dass er entweder nur als Übergangslösung angeheuert wurde oder es interne Konflikte gibt. Hier bedarf es einer Klärung.“ Schulte, der erst am 1. Juni 2023 sein Amt angetreten hatte, wird künftig als Finanzvorstand zur Deutschen Börse wechseln. Der genaue Zeitpunkt seines Wechsels ist noch unklar.
Herausfordernde Zeiten für Thyssenkrupp
Die Personalie kommt in einer Phase, in der Thyssenkrupp ohnehin mit großen Herausforderungen zu kämpfen hat. Im vergangenen Geschäftsjahr 2023/24 verzeichnete der Konzern einen Verlust von 1,4 Milliarden Euro, der vor allem auf hohe Wertberichtigungen in der Stahlsparte zurückzuführen ist. Die Sparte steht vor einem umfassenden Umbau, der den Abbau oder die Ausgliederung von insgesamt 11.000 der derzeit 27.000 Stellen umfasst. Bereits im August hatten drei Vorstände der Stahlsparte das Unternehmen im Streit über die strategische Neuausrichtung verlassen.
Weitere Abgänge im Top-Management
Der Rückzug Schultes ist nicht der einzige Wechsel im Führungsteam des Industriekonzerns. Erst kürzlich wurde bekannt, dass Personalvorstand Oliver Burkhard seinen Posten aufgibt. Burkhard will sich künftig auf seine Rolle als Chef der Thyssenkrupp-Marinesparte konzentrieren.
Auch der Chefstratege Cetin Nazikkol hat das Unternehmen bereits verlassen. Laut einer Mitteilung vom Dienstag verabschiedete sich Nazikkol Ende November, um „sich neuen Herausforderungen zu widmen“.
Die jüngsten Entwicklungen werfen Fragen über die Stabilität der Führungsriege von Thyssenkrupp auf, während der Konzern vor wichtigen strategischen Entscheidungen steht. Insbesondere der Umbau der Stahlsparte und die Neuausrichtung des Unternehmens erfordern klare und stabile Führung – ein Aspekt, der durch die zahlreichen Wechsel zunehmend in den Fokus der Kritik rückt.
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