Ein US-Berufungsgericht hat in einem bahnbrechenden Urteil eine Klage gegen TikTok im Zusammenhang mit dem Tod einer zehnjährigen Nutzerin zugelassen. Diese Entscheidung könnte weitreichende Folgen für die gesamte Internetbranche haben.
Der Fall dreht sich um die Neuinterpretation des Paragrafen 230 des Communications Decency Act von 1996. Bisher schützte dieses Gesetz Internetfirmen vor der Verantwortung für nutzergenerierte Inhalte. Richterin Patty Shwartz argumentierte jedoch, dass dieser Schutz nicht für die Empfehlungsalgorithmen der Plattformen gelte.
Diese Auslegung basiert auf einem Urteil des Obersten US-Gerichtshofs vom Juli 2024, das die Inhaltemoderation in Onlinenetzwerken betrifft. Demnach spiegeln Empfehlungsalgorithmen „redaktionelle Entscheidungen“ der Plattformen wider und fallen somit nicht unter den Schutz des Paragrafen 230.
Der Anwalt der Klägerin, Jeffrey Goodman, sieht darin einen Wendepunkt für die Tech-Industrie: „Die großen Technologiekonzerne haben gerade ihre ‚Du kommst aus dem Gefängnis frei‘-Karte verloren.“
Der tragische Fall betrifft ein zehnjähriges Mädchen, das 2021 bei der „Blackout Challenge“ ums Leben kam – einer gefährlichen TikTok-Trend, bei dem sich Nutzer bis zur Ohnmacht die Luft abdrücken.
Diese Entscheidung könnte die Art und Weise, wie Social-Media-Plattformen für die von ihnen empfohlenen Inhalte zur Verantwortung gezogen werden, grundlegend verändern. Es bleibt abzuwarten, wie TikTok und andere Tech-Unternehmen auf diese neue rechtliche Situation reagieren werden.
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