Bei einem russischen Raketenangriff auf die nordostukrainische Stadt Sumy sind am Palmsonntag mindestens 32 Menschen, darunter zwei Kinder, ums Leben gekommen. Wie das ukrainische Innenministerium mitteilte, wurden zudem mindestens 99 Personen verletzt, unter ihnen elf Kinder. Es ist der tödlichste Angriff auf ukrainische Zivilisten im Jahr 2025.
Der Angriff traf das Stadtzentrum just zu dem Zeitpunkt, als sich viele Menschen zu den Palmsonntagsgottesdiensten versammelt hatten – einem der besucherstärksten Tage des Kirchenjahres. Die Explosionen ereigneten sich mitten in einer belebten Zone mit Wohnhäusern, Geschäften und Bildungseinrichtungen.
Ballistische Raketen und mutmaßlicher Einsatz von Streumunition
Nach Angaben der örtlichen Militärverwaltung wurden zwei ballistische Raketen von russischer Seite auf Sumy abgefeuert. Die zweite Rakete schlug nur 200 Meter vom ersten Einschlag entfernt ein und richtete dort besonders schwere Schäden an – viele der Opfer befanden sich in einem Trolleybus, der offenbar direkt getroffen wurde. „Die zweite Rakete explodierte vermutlich in der Luft, um möglichst viele Menschen zu treffen“, sagte der Leiter der Regionalverwaltung, Volodymyr Artyukh.
Laut ersten Erkenntnissen kamen bei dem Angriff Streumunition zum Einsatz – eine besonders umstrittene Waffenart, die zahlreiche kleine Sprengkörper über große Flächen verteilt. In dicht besiedelten Gebieten wie Sumy ist das Risiko für zivile Opfer extrem hoch. Der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, sprach von einem „gezielten Angriff auf Zivilisten“.
Internationale Empörung
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte eine „starke Antwort der Weltgemeinschaft“ und nannte den Angriff einen gezielten Terrorakt: „Ohne Druck auf den Aggressor ist Frieden nicht möglich. Ballistische Raketen lassen sich nicht durch Gespräche stoppen.“
Auch international sorgte der Angriff für Entsetzen. Keith Kellogg, Sondergesandter der US-Regierung unter Donald Trump, erklärte: „Dieser Angriff überschreitet jede Grenze des Anstands.“ Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sprach von einem „grausamen Beispiel“ für eine Eskalation durch Russland, obwohl die Ukraine bereits einem bedingungslosen Waffenstillstand zugestimmt habe. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte „entschiedene Maßnahmen“, um einen Waffenstillstand durchzusetzen.
Verstärkte Angriffe in der Region
Die Region Sumy war in den vergangenen Wochen verstärkt Ziel russischer Luft- und Raketenangriffe. Nach Angaben ukrainischer Stellen hat Russland kleinere Grenzorte in der Region besetzt und verstärkt Truppen in angrenzenden Gebieten wie Kursk positioniert.
Zusätzlich zu den Angriffen in Sumy wurden in den letzten 24 Stunden auch andere Regionen wie Donezk, Charkiw und Cherson von russischen Angriffen getroffen. Dabei kamen acht weitere Menschen ums Leben, mindestens 18 wurden verletzt.
Die Vereinten Nationen verurteilten den Angriff in Sumy scharf. Der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe in der Ukraine, Matthias Schmale, erklärte, Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur seien „nach internationalem humanitären Recht strikt verboten“.
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