Während sich die USA unter ihrer aktuellen Regierung zunehmend aus internationalen Klimaverpflichtungen zurückziehen, präsentiert sich Chinas Präsident Xi Jinping als Verfechter multilateraler Zusammenarbeit – zumindest rhetorisch.
„Je chaotischer die Weltlage wird, desto entschlossener müssen wir das internationale System mit den Vereinten Nationen im Zentrum schützen“, zitierte ihn heute die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.
Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt: Die USA hatten sich zuvor aus dem Pariser Klimaabkommen verabschiedet und zogen sich auch aus Verhandlungen über CO₂-Reduktionen im Schiffsverkehr zurück. Xi äußerte sich bei einer virtuellen Konferenz zur Vorbereitung der kommenden Weltklimakonferenz COP30, die im November in Brasilien stattfinden soll.
Brasilien als Gastgeber hofft, Peking zu mehr Klimaschutz zu bewegen – kein leichtes Unterfangen, denn die Volksrepublik ist weltweit der größte Energieverbraucher und Treibhausgasemittent.
Zwar kündigte Xi an, dass China seine neuen Klimaziele bis zur COP30 veröffentlichen werde. Doch wie ambitioniert diese Ziele ausfallen, bleibt offen – denn Flexibilität ist Teil der Strategie:
„Die Zielsetzungen hängen von Chinas Entwicklungsmöglichkeiten und Bedürfnissen ab“, betont Li Shuo, Leiter des China Climate Hub der Denkfabrik Asia Society Policy Institute.
Bisher haben nur wenige der Unterzeichnerstaaten des Pariser Abkommens ihre neuen nationalen Klimabeiträge (NDCs) bis 2035 vorgelegt – darunter nicht China. Dort wolle man zwar liefern, aber eben nur im eigenen Tempo.
Li Shuo rechnet mit einem spürbaren Abstand zwischen dem, was global nötig wäre, und dem, was China faktisch umzusetzen bereit ist. In Peking gilt: wirtschaftliche Stabilität zuerst – und dann vielleicht Klimaschutz.
China inszeniert sich auf der Weltbühne als Stabilisator im internationalen Klimaschutz, während es gleichzeitig alle Optionen offenhält. Rhetorisch engagiert – praktisch zurückhaltend. Die Welt wartet nun auf Pekings neuen Klimaplan. Ob dieser ein Durchbruch oder eher ein diplomatisch verpackter Kompromiss sein wird, zeigt sich im November bei der COP30.
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