Am Dienstag fand im New Yorker Gerichtssaal eine Szene statt, die geradewegs aus einer TV-Soap hätte stammen können. Die Hauptdarstellerin: Stephanie Clifford, besser bekannt als Stormy Daniels, eine Pornodarstellerin mit einer Vorliebe für rechtliche Dramen. Der Gegenspieler: Donald Trump, der frühere US-Präsident, der sicherlich nicht zum ersten Mal im Rampenlicht eines Gerichtssaales steht. Der Vorwurf: Trump soll während des Wahlkampfs 2016 Geschäftsunterlagen gefälscht haben, um Schweigegeldzahlungen an Daniels zu vertuschen.
In einem Gerichtssaal, der sicher einige Skandale gesehen hat, lieferte Daniels eine detaillierte Schilderung ihrer angeblichen Begegnung mit Trump in einer Hotelsuite am Lake Tahoe im Jahr 2006. Der Richter, Juan Merchan, fand sich plötzlich in der ungewöhnlichen Rolle eines Filmregisseurs wieder, der seiner Hauptdarstellerin sagt, sie möge bitte die unnötigen Details aussparen. Daniels erklärte, sie sei nach dem Vorfall so verstört gewesen, dass sie Mühe hatte, sich wieder anzuziehen, und schilderte die Begegnung als etwas, das sie einfach über sich ergehen ließ.
Währenddessen hörte Trump zu – oder tat zumindest so – und zeigte eine wachsende Ungeduld, während sein Gesicht vermutlich alle Farbschattierungen von „leicht irritiert“ bis „gerade noch diplomatisch“ durchlief. Seine Anwälte, die zuvor vergeblich versucht hatten, die Aussagen über „sexuelle Handlungen“ zu blockieren, mussten tatenlos zusehen, wie die Staatsanwältin Susan Hoffinger argumentierte, dass solche Details, obwohl pikant, notwendig seien, um die Natur der Beziehung zwischen Daniels und Trump zu verstehen.
Inmitten dieses Rechtsstreits, der mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht als eine Episode von „Judge Judy“, steht auch ein weiteres Verfahren gegen Trump aus, das wegen der illegalen Aufbewahrung geheimer Regierungsdokumente angesetzt war, aber auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Man könnte fast meinen, das Timing sei so perfekt abgestimmt wie das Drehbuch einer Netflix-Serie.
Trump, der sich selbst gerne als Opfer einer politisch motivierten Hexenjagd sieht, spielt seine Rolle mit einer gewissen stoischen Resignation, während die Justiz und die Öffentlichkeit weiterhin gespannt auf das nächste Kapitel in diesem surrealen amerikanischen Drama warten. In dieser Version des amerikanischen Traums geht es weniger um Apfelkuchen und Baseball, sondern mehr um Gerichtsverhandlungen und Schlagzeilen – garniert mit einer Prise Reality-TV.
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