Trump und die magische Glaskugel von Fox News: Die Kunst, eine Town Hall zu bestehen
Stellen Sie sich vor: Sie stehen kurz vor einer gefürchteten Schulprüfung – aber keine Sorge, ein freundlicher Lehrer steckt Ihnen zufällig den genauen Fragenkatalog zu. Jackpot! Genau so soll es bei Donald Trumps Auftritt in einer Fox News Town Hall im Januar 2024 passiert sein – zumindest laut dem kommenden Buch „Revenge: The Inside Story of Trump’s Return to Power“ von Alex Isenstadt.
Ja, Sie haben richtig gelesen: Laut dem Buch erhielt Trumps Team die exakten Fragen und Follow-ups, die die Fox-Moderatoren Bret Baier und Martha MacCallum stellen wollten – direkt aus den heiligen Hallen des Senders selbst. Wie es dazu kam? Vermutlich durch einen nicht ganz so loyalen Mitarbeiter, der offenbar dachte, dass Transparenz zwischen Kandidat und Moderator eine feine Sache ist.
Eine „freundliche“ Geste oder ein ethisches Erdbeben?
Die angebliche Weitergabe der Fragen wird von Fox News ernst genommen – zumindest öffentlich. Ein Sprecher des Netzwerks verkündete trocken, dass man „keinerlei Beweise für ein solches Vorgehen“ habe, aber selbstverständlich eine Untersuchung einleiten werde, falls es „tatsächlich“ passiert sein sollte. Ach, wie beruhigend!
Isenstadt, der mehr als 300 Interviews für sein Buch geführt hat, beschreibt die Szene in leuchtenden Farben: Rund 30 Minuten vor Beginn der Town Hall trafen Textnachrichten bei Trumps Team ein – inklusive Screenshots der geplanten Fragen. Für Trumps Berater war das „wie ein Schüler, der die Antworten auf den Test bekommt, bevor er beginnt“.
Unter den Fragen, die angeblich gestellt werden sollten, waren Klassiker wie:
- „Werden Sie Ihre Geschäfte verkaufen, wenn Sie wieder Präsident werden?“
- „Ist es nicht ein Risiko, einen Kandidaten mit mehreren Anklagen aufzustellen?“
- Und natürlich: „Werden Sie politische Gewalt verurteilen?“
Trump war angeblich „not amused“, dass diese Fragen nicht die sanften Streicheleinheiten waren, die er vielleicht von Fox gewohnt war. Aber dank der durchgesickerten Informationen konnte sein Team immerhin in letzter Minute „Antworten workshopen“.
Golf-Kumpels und knallharte Fragen
Interessant ist auch die angebliche Beziehung zwischen Trump und Moderator Bret Baier. Laut dem Buch sind die beiden „Golfkumpels“. Fox News weist diese Behauptung jedoch entrüstet zurück: „Sie haben in zehn Jahren nur ein paar Mal gespielt!“ Oh, na dann – das klingt ja nach einer rein professionellen Beziehung!
Maria Bartiromo: Von der Nachrichtenmoderatorin zur Vizepräsidentin?
Als wäre das nicht genug, enthüllt Isenstadt, dass Trump auch überlegte, die Fox Business-Moderatorin Maria Bartiromo als seine Vizepräsidentin auszuwählen. Warum? Nun, sie sei eine „Trump-Lieblingsmoderatorin“ und habe ihn jahrelang in zahllosen „Softball“-Interviews verteidigt. Es ist nicht das erste Mal, dass Bartiromo wegen ihrer Nähe zu Trump in die Schlagzeilen gerät: Bereits 2020 soll sie Trumps Team vorab Fragen geschickt haben – ein klarer Fall von „Service mit einem Lächeln“.
Letztendlich wurde Bartiromo jedoch von Trumps Team abgelehnt – nicht etwa wegen ihrer fragwürdigen journalistischen Ethik, sondern weil einfach „keine Zeit für eine gründliche Überprüfung“ gewesen sei. Puh, was für ein Glück, dass das sorgfältige Auswahlverfahren dann beim „perfekten Kandidaten“ gelandet ist.
Fox News: Das Orakel von Mar-a-Lago
Natürlich beteuert Fox News, dass all diese Vorwürfe vollkommen unbewiesen seien. Ein Sprecher erklärte, dass man die Bilder der Fragen „nicht einmal zur Überprüfung erhalten habe“. Klar, die Frage bleibt: Warum sollte jemand in einer der renommiertesten journalistischen Institutionen eine solche Grenze überschreiten? Aber hey, wir reden hier von der Trump-Ära, wo Grenzen sowieso eher dehnbare Konzepte sind.
Fazit: Ein weiterer Tag im politischen Theater
Ob das alles wahr ist oder nicht – diese Geschichte passt wie die Faust aufs Auge zur politischen Welt von Donald Trump. Egal ob geleakte Fragen, mögliche Vizepräsidentinnen aus dem TV-Studio oder Golf-Buddys als Moderatoren: In dieser Reality-Show gibt es immer einen Plot-Twist.
Und jetzt entschuldigen Sie mich – ich werde versuchen, meine Fragen für die nächste Prüfung ebenfalls irgendwo zu „organisieren“. Trump scheint schließlich zu zeigen, dass Vorbereitung nur halb so viel Spaß macht wie ein gutes „Leak“.
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