US-Präsident Donald Trump hat am Donnerstag erneut scharfe Kritik an Notenbankchef Jerome Powell geäußert und dessen Zukunft offen infrage gestellt. Inmitten zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit, die vor allem durch Trumps aggressive Zollpolitik ausgelöst wurde, scheint der Präsident Powell zunehmend als Sündenbock ins Visier zu nehmen.
„Wenn ich ihn loswerden will, ist er ganz schnell weg“, sagte Trump gegenüber Reportern im Oval Office. Der Präsident zeigte sich verärgert darüber, dass Powell seine wiederholten Forderungen nach raschen Zinssenkungen ignoriert. Solche Maßnahmen könnten die Kreditaufnahme erleichtern, die Aktienmärkte beleben und letztlich Trumps wirtschaftspolitischen Erfolg untermauern – insbesondere mit Blick auf seine erneute Kandidatur.
Der eigentliche Auslöser für Trumps Wut war jedoch eine Rede Powells am Mittwoch beim Economic Club of Chicago. Darin warnte der Vorsitzende der US-Notenbank Fed deutlich vor den Folgen von Trumps Zöllen: Sie könnten die Inflation anheizen und die Arbeitslosigkeit erhöhen. Zudem werde ein erheblicher Teil der Belastung von der Bevölkerung selbst getragen. Aussagen, die in der Finanzwelt weithin geteilt werden – und doch Trumps optimistischem Zoll-Narrativ klar widersprechen.
Trumps öffentliche Kritik an Powell wirkt dabei zunehmend wie ein kalkuliertes Ablenkungsmanöver. In seinen Aussagen suchte er mehrfach die Schuld bei seinem Amtsvorgänger Joe Biden, obwohl die Wirtschaft bei dessen Abgang stabil war. Nun scheint Trump bereits vorsorglich nach Schuldigen zu suchen, sollte seine wirtschaftspolitische Strategie scheitern.
Auch in den Finanzmärkten wächst die Sorge. Ein möglicher Rauswurf Powells würde nicht nur gegen die Prinzipien der Unabhängigkeit der Notenbank verstoßen, sondern könnte auch weltweite Marktverwerfungen auslösen. Senatorin Elizabeth Warren warnte eindringlich vor den Folgen eines solchen Eingriffs: „Wenn Powell durch den Präsidenten entlassen werden kann, wird das die Märkte erschüttern“, sagte sie dem Sender CNBC.
Trotz aller Kritik gilt Powell in Fachkreisen als verlässlicher Krisenmanager, der die Inflation nach der Corona-Pandemie von über neun auf aktuell 2,4 Prozent senken konnte – ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen.
Ob Trump seinen Drohungen tatsächlich Taten folgen lässt, bleibt offen. Doch allein das öffentliche Infragestellen der Unabhängigkeit der Fed setzt ein fatales Signal – und erschüttert das Vertrauen in die Stabilität des amerikanischen Wirtschaftssystems.
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