In mehreren US-Bundesbehörden, darunter der Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA) sowie den National Institutes of Health (NIH), dürfen Mitarbeitende künftig nur noch ihre gesetzlichen Namen in offiziellen Systemen verwenden. Dies geht aus internen Memos hervor, die im Zusammenhang mit einem Dekret von Präsident Donald Trump stehen. Betroffen sind vor allem transgeschlechtliche Menschen, aber auch Mitarbeitende, die beispielsweise ihren Mädchennamen oder Spitznamen im Berufsalltag nutzen.
„Biologische Wahrheit“ statt Gender-Vielfalt
Die Vorschriften stehen im Zusammenhang mit Trumps Executive Order vom 20. Januar mit dem Titel „Defending Women from Gender Ideology Extremism and Restoring Biological Truth to the Federal Government“. Darin erkennt die Regierung offiziell nur noch zwei Geschlechter an – männlich und weiblich –, die laut Erlass „bei der Empfängnis festgelegt“ seien.
Die Behörden mussten daraufhin alle Hinweise auf geschlechtliche Identität aus Verträgen und IT-Systemen entfernen. E-Mail-Signaturen dürfen weder Pronomen noch Spitznamen enthalten. Die NIH forderte ihre Mitarbeitenden zudem auf, bevorzugte Namen aus den Kontaktdatenbanken zu löschen. Änderungen des gesetzlichen Namens im System könnten eine neue Sicherheitsüberprüfung und einen neuen Dienstausweis zur Folge haben.
Mitarbeitende äußern Kritik – „gezielte Anti-Trans-Politik“
Kritik an der Regelung kommt nicht nur von Betroffenen. Eine NIH-Mitarbeiterin, die aus Angst vor beruflichen Konsequenzen anonym bleiben möchte, sagte, sie sei „nicht mehr auffindbar“, weil sie bisher ihren Mädchennamen genutzt habe – etwa für wissenschaftliche Publikationen. Auch transgeschlechtliche Mitarbeitende sehen sich durch die Maßnahmen gezielt ausgegrenzt.
Der ehemalige LGBT-Beauftragte im Gesundheitsministerium unter Präsident Biden, Adrian Shanker, nannte das Vorgehen „einen weiteren Schritt in einer klaren Anti-Trans-Agenda“. Viele Fachleute, wie HR-Professorin Lindsay Dhanani von der Rutgers University, weisen darauf hin, dass das Verweigern gewählter Namen oder Pronomen ein typisches Merkmal von Transphobie sei – mit möglichen Folgen wie Angststörungen oder Depressionen.
Regelung gilt nicht für alle – Ausnahmen sorgen für Kritik
Während einfache Mitarbeitende zur Änderung ihrer Signaturen gezwungen werden, nutzt etwa FDA-Leiter Dr. Martin Makary offiziell weiterhin den Spitznamen „Marty“. Auch NIH-Topbeamter Dr. Jayanta Bhattacharya tritt nach wie vor unter dem Kürzel „Jay“ auf – auf der offiziellen Website, in Pressemitteilungen und auf Social Media.
Für Dhanani ist das ein klarer Beleg für Doppelmoral: „Wenn die Regel nicht gezielt gegen trans Menschen gerichtet wäre, müsste sie für alle gelten – insbesondere für Führungspersonal.“
Fazit
Die neue Namensregel ist Teil eines umfassenderen Angriffs auf geschlechtliche Vielfalt im öffentlichen Dienst der USA unter Präsident Trump. Neben den Einschränkungen bei Namen und Pronomen sollen auch Ressourcengruppen für queere Mitarbeitende aufgelöst und Toiletten strikt nach biologischem Geschlecht zugewiesen werden.
Die Auswirkungen reichen von persönlicher Ausgrenzung bis hin zu systemischer Unsichtbarmachung ganzer Personengruppen – ein Rückschritt, der auch in der internationalen Öffentlichkeit für Besorgnis sorgt.
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