Donald Trump, der gewählte US-Präsident, könnte schon vor seinem Amtsantritt mit einer mächtigen Kraft in der Finanzwelt kollidieren: den sogenannten „Bond Vigilantes“. Diese Investoren, die als Wächter der Kapitalmärkte agieren, stellen sicher, dass Regierungen keine unkontrollierten Schuldenpolitik betreiben. Sie könnten Trumps Pläne erheblich erschweren.
Historischer Kontext: Die Macht der Bond Vigilantes
Die Macht des Anleihemarkts wurde 1993 deutlich, als Präsident Bill Clinton gezwungen war, sein geplantes Konjunkturpaket aufzugeben. Die Investoren der Anleihemärkte drohten mit steigenden Zinsen, was die Wirtschaft hätte destabilisieren können. Diese Erfahrung prägte das Zitat von Clintons Berater James Carville, der sagte, er wolle als Bond-Markt wiedergeboren werden, da dieser „alle einschüchtern kann“.
Der aktuelle Konflikt
Die Situation spitzt sich erneut zu: Schon vor Trumps Amtsübernahme sind die Renditen von US-Staatsanleihen stark gestiegen, ausgelöst durch Sorgen über wachsende Haushaltsdefizite, mögliche Inflation durch Trumps Steuerpläne und Zölle sowie seine geplante Abschiebungspolitik.
Ed Yardeni, ein Ökonom und Präsident von Yardeni Research, zog Parallelen zu den frühen 1990er Jahren: „Trump muss sich erst das Vertrauen der Bond Vigilantes verdienen.“
Auswirkungen höherer Zinsen
Steigende Renditen haben weitreichende Folgen:
- Aktienmärkte: Höhere Renditen machen risikoarme Staatsanleihen attraktiver und drücken auf die Bewertung von Aktien, insbesondere von Technologiewerten.
- Kreditkosten: Unternehmen und Verbraucher würden mit höheren Kosten für Hypotheken und andere Kredite konfrontiert.
- Staatshaushalt: Die Finanzierung der Staatsverschuldung würde teurer, was den Bundeshaushalt zusätzlich belastet.
Herausforderungen für die Trump-Administration
- Haushaltsdefizit: Trumps Pläne zur Defizitreduktion stoßen auf Skepsis, da der Spielraum für Ausgabenkürzungen begrenzt ist. Wichtige Posten wie Verteidigung, Sozialleistungen und Zinszahlungen sind politisch oder wirtschaftlich schwer anzutasten.
- Zölle: Während Zölle zusätzliche Einnahmen generieren könnten, belasten sie auch das Wirtschaftswachstum und könnten Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder provozieren.
- Steuersenkungen: Trumps Pläne, neue Steuersenkungen einzuführen, könnten das Defizit verschärfen. Vor allem die geplante Aufhebung der Obergrenze für staatliche und lokale Steuerabzüge (SALT) wird als kostspielig kritisiert.
Risiken: Ein „Liz Truss“-Moment?
Analysten warnen vor einem Szenario wie in Großbritannien 2022, als der Anleihemarkt auf die Haushaltspläne von Premierministerin Liz Truss reagierte. Die Krise zwang Truss zum Rücktritt und offenbarte die Macht der Bond Vigilantes.
Fazit: Die Macht des Anleihemarkts
Trump wird durch die Bond Vigilantes und deren Einfluss auf die Märkte gezwungen, vorsichtiger mit wirtschaftspolitischen Entscheidungen umzugehen. Ein sprunghafter Anstieg der Renditen könnte die Aktienmärkte belasten, und da Trump diese als Maßstab für seinen Erfolg betrachtet, ist eine schnelle Reaktion wahrscheinlich. Wie Yardeni betont: „Das ist die Macht der Bond Vigilantes.“
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