US-Präsident Donald Trump hat am Mittwoch weitreichende neue Zölle auf Importe aus allen Ländern angekündigt – eine Maßnahme, die nach Angaben des Weißen Hauses als Reaktion auf die ausufernden Handelsdefizite und „unfaire Behandlung“ der USA durch ihre Handelspartner erfolgt. Zusätzlich zu einem pauschalen 10 % Zollsatz auf alle Einfuhren werden gezielte Strafzölle auf rund 60 Länder erhoben – darunter China, die EU, Indien und Japan.
„Liberation Day“ – Trump erklärt wirtschaftliche Unabhängigkeit
In einer Zeremonie im Rosengarten des Weißen Hauses, begleitet von Kabinettsmitgliedern und Vertretern von Automobilarbeiter-Gewerkschaften, sprach Trump von einer „Erklärung wirtschaftlicher Unabhängigkeit“:
„Jahrzehntelang wurde unser Land geplündert – von Freunden und Feinden. Doch nun ist unsere Zeit gekommen, um zu prosperieren“, so Trump.
Die allgemeinen Zölle treten am Samstag um 12:01 Uhr EDT in Kraft, die reziproken Strafzölle folgen am 9. April.
Wer ist betroffen – und wie hoch sind die Zölle?
Trump kündigte an, dass die reziproken Zölle sich an den Handelsbarrieren der betroffenen Länder orientieren – und bei der Hälfte des ausländischen Zollniveaus liegen sollen. Beispiele:
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China: +34 %
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EU: +20 %
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Kambodscha: +49 %
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Bangladesch: +37 %
Dazu kommen bereits bestehende Zölle aus Trumps erster Amtszeit, darunter:
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25 % auf Stahl, Aluminium
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25 % auf Autos und Autoteile
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20 % auf China
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25 % auf nicht durch Abkommen gedeckte Importe aus Kanada und Mexiko
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10 % auf kanadische Energie- und Kaliumexporte
Kritik aus Politik und Wirtschaft: Zölle verteuern Konsumgüter
Senatsführer Chuck Schumer (Demokraten) erklärte, die Maßnahmen würden amerikanischen Haushalten durchschnittlich 5.000 $ jährlich an Mehrkosten aufbürden:
„Das schafft riesige Probleme für die gesamte Wirtschaft“, so Schumer. „Wir werden diese Zölle mit aller Macht bekämpfen.“
Auch Ökonomen warnen: Die Zölle könnten zu einer erneuten Inflation, sinkender Investitionsbereitschaft, einem Konsumrückgang und massiven Vergeltungsmaßnahmen durch Handelspartner führen.
EU und Mexiko kündigen Gegenmaßnahmen an
Die EU-Kommission kündigte für Mitte April Gegenzölle auf US-Produkte wie Kochgeschirr, Boote, Rindfleisch, Motorräder und Bourbon an. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen:
„Wir wollen ein Abkommen mit den USA, aber wir sind auch bereit, entschlossen zu handeln. Alle Instrumente liegen auf dem Tisch.“
Auch Mexiko reagierte: Präsidentin Claudia Sheinbaum kündigte ein „umfassendes Gegenprogramm“ an – ohne sich auf „Zoll-Gegenschläge im Einzelfall“ einzulassen.
Handelsbilanz: USA mit gigantischem Defizit
Die USA verzeichneten 2024 laut US Census Bureau ein Gesamthandelsdefizit von 918,4 Mrd. $, ein Anstieg um 133,5 Milliarden gegenüber dem Vorjahr. Die größten Defizite gab es mit:
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China: 295,4 Mrd. $
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EU: 235,6 Mrd. $
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Mexiko: 171,8 Mrd. $
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Vietnam: 123,5 Mrd. $
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Kanada: 63,3 Mrd. $
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Indien: 45,7 Mrd. $
Fazit: Trumps Wirtschaftspolitik setzt auf Konfrontation
Trump sieht seine Zollpolitik als Wiederaufbau der US-Industrie, Kritiker sprechen von wirtschaftlichem Nationalismus mit hohen Risiken. Während Trump betont, es sei „unsere Zeit zu gewinnen“, fürchten Wirtschaftsexperten eine Abkühlung des Wachstums, steigende Preise und einen eskalierenden Handelskrieg.
Ob die neue Zollrunde die versprochene industrielle Renaissance bringt – oder die Wirtschaft weiter belastet –, dürfte sich schon in den kommenden Monaten zeigen. Die Welt schaut nun gespannt auf die Reaktionen der betroffenen Länder.
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