Die von US-Präsident Donald Trump verkündeten, umfassenden Strafzölle auf Importe aus nahezu allen Ländern der Welt haben am Donnerstag eine globale wirtschaftliche Schockwelle ausgelöst. Die Maßnahmen, die als Teil einer „wirtschaftlichen Notstandsmaßnahme“ präsentiert wurden, sorgen für Turbulenzen auf den Rohstoff-, Aktien- und Devisenmärkten – und für laute Kritik weltweit.
Ölpreis fällt um 7 % – Sorgen um Konjunktur und Überangebot
Der Ölmarkt reagierte sofort: Der US-Ölpreis fiel um ganze 7 % auf 66,52 US-Dollar pro Barrel – der größte Tagesverlust seit Juli 2022. Auch die weltweite Referenzsorte Brent verlor 6 % an Wert.
Gründe dafür sind einerseits die Angst vor einem weltweiten Konjunktureinbruch infolge des eskalierenden Handelskriegs, andererseits die überraschende Entscheidung der OPEC+, ab Mai mehr Öl zu fördern – allen voran Saudi-Arabien und Russland. Dies verstärkt das Überangebot auf dem Markt, während gleichzeitig die Nachfrage aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten sinken dürfte.
Autoindustrie leidet: Erste Produktionsstopps in Nordamerika
Stellantis, der Mutterkonzern von Marken wie Jeep, Dodge und Chrysler, hat als Reaktion auf die Zölle bereits erste Maßnahmen ergriffen. Werke in Kanada (Windsor) und Mexiko (Toluca) pausieren die Produktion – in Folge werden auch in den USA rund 900 Mitarbeiter vorübergehend freigestellt. Betroffen sind unter anderem Werke in Michigan und Indiana.
Börsen weltweit im freien Fall – Dow verliert 1.500 Punkte
Die US-Börsen eröffneten am Donnerstag mit massiven Verlusten:
- Dow Jones: –1.500 Punkte (–3,6 %)
- S&P 500: –3,95 %
- Nasdaq: –4,9 %
Auch die europäischen und asiatischen Märkte gerieten ins Rutschen: Der DAX verlor 2,29 %, Japans Nikkei 225 sogar 2,77 %. Internationale Konzerne mit globalen Lieferketten – wie Apple (–9 %), Nike (–13 %) oder Best Buy (–16 %) – gehören zu den größten Verlierern.
Investoren flüchten in Gold – neuer Rekordwert
In der Flucht vor dem Risiko fließen Milliarden in sogenannte „sichere Häfen“:
- Goldpreis: über 3.160 US-Dollar pro Unze – ein neuer Rekord
- US-Staatsanleihen: Renditen fallen auf den tiefsten Stand seit Oktober
Internationale Kritik: Von „Inflationstag“ bis „Abkehr vom globalen Handelssystem“
Die Reaktionen der internationalen Gemeinschaft fielen deutlich aus:
- EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von einem „schweren Schlag für die Weltwirtschaft“ und kündigte Gegenmaßnahmen an.
- Deutschland: Kanzler Scholz kritisierte die Zölle als „fundamental falsch“.
- Frankreich warf Trump eine „imperialistische Haltung“ vor.
- Spanien: Die Weinbranche fürchtet schwere Einbußen.
- Irland: Der Butter-Export könnte massiv unter Druck geraten.
- Norwegen warnt vor einem Bruch mit dem NATO-Vertrag, der wirtschaftliche Kooperation fordert.
Trumps Erklärung: „Der Patient lebt – und ist stärker denn je“
In gewohnt markigen Worten erklärte Trump am Donnerstag in Washington:
„Die Operation ist beendet, der Patient lebt – und wird stärker, größer und widerstandsfähiger sein als je zuvor.“
Vizepräsident J.D. Vance nannte die Zölle eine „notwendige Neuausrichtung“ der US-Wirtschaft. Die USA hätten zu lange Waren aus dem Ausland bezogen und sich dafür verschuldet – „jetzt sei die Zeit für Veränderung“.
Einfaches Rechenschema hinter den „Reziproktarifen“
Obwohl Trump betonte, die neuen Tarife seien „reziprok“, also ein Spiegelbild dessen, was andere Länder den USA auferlegen, zeigt eine CNN-Analyse: Die tatsächliche Berechnung basiert lediglich auf dem Handelsdefizit geteilt durch den Exportwert eines Landes in die USA – geteilt durch zwei. Ein Beispiel:
- Vietnam exportierte 2024 Waren im Wert von 136,6 Mrd. $ in die USA, importierte jedoch nur 13,1 Mrd. $.
- → Handelsüberschuss: 123,5 Mrd. $
- → Verhältnis: ca. 90 %
- → „Reziproker Zollsatz“ laut Trump: 46 %
Ein globaler Handelskrieg mit ungewissem Ausgang
Die wirtschaftlichen Folgen dieser protektionistischen Kehrtwende sind kaum absehbar – aber eines ist sicher: Die USA befinden sich in einem offenen Handelskrieg mit der Welt. Ob dieser – wie Trump verspricht – zu einem „stärkeren Amerika“ führen wird, oder ob er die Weltwirtschaft in eine neue Krise stürzt, bleibt abzuwarten.
Fazit:
Die Trump-Regierung riskiert mit ihrem radikalen Kurs die wirtschaftliche Stabilität und das Vertrauen in internationale Handelsregeln. Für Verbraucher bedeutet das kurzfristig billigeren Sprit – aber langfristig wohl höhere Preise, Jobverluste und Unsicherheit. Die Welt schaut mit Sorge auf Washington.
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