Mit der Einführung drastischer Importzölle hat US-Präsident Donald Trump am Donnerstag ein wirtschaftliches Erdbeben ausgelöst – vor allem in Afrika. Besonders hart trifft es Lesotho, ein kleines Land im südlichen Afrika, das bisher stark vom African Growth and Opportunity Act (Agoa) profitiert hat. Künftig sollen auf Textilimporte aus Lesotho in die USA 50 % Zoll erhoben werden.
Für Unternehmer wie Teboho Kobeli, Gründer von Afri-Expo Textiles mit 2.000 Beschäftigten, ist das eine Katastrophe. Seine Produkte, bislang zollfrei exportiert, würden durch den Zoll so teuer, dass ein Großteil des US-Marktes wegbrechen könnte. Kobeli sprach von einem „verheerenden Tag“ für die Textilbranche des Landes.
Agoa: Handel statt Hilfe – bald Geschichte?
Agoa, 2000 unter Präsident Bill Clinton ins Leben gerufen, garantiert bestimmten afrikanischen Staaten zollfreien Zugang zum US-Markt für Textilien, Lebensmittel, Wein oder auch Rohöl – unter der Bedingung demokratischer Grundprinzipien, Menschenrechte und freier Märkte. Das Programm sollte helfen, Entwicklung durch Handel statt durch klassische Entwicklungshilfe zu fördern. Es läuft regulär im September 2025 aus – eine Verlängerung galt bisher als wahrscheinlich. Jetzt ist sie höchst fraglich.
Südafrikas Regierung sieht in den Zöllen das faktische Ende von Agoa: Die neuen Gegenzölle (31 % auf südafrikanische Exporte) machten die bisherigen Handelsvorteile zunichte, erklärten Außen- und Handelsministerium in einem gemeinsamen Statement.
Gemischte Reaktionen aus Afrika
Anders bewertet Kenia die Situation: Die dortige Regierung hofft, dass die neuen 10 % Zölle auf kenianische Waren vorerst nicht umgesetzt werden – zumindest solange Agoa formal noch in Kraft ist. Einige Beobachter sehen für Länder mit moderaten Zöllen wie Kenia noch Chancen, durch gute Verhandlungen mit US-Importeuren im Markt zu bleiben.
Für Länder wie Lesotho hingegen könnte das „das Todesurteil für die dortige Agoa-Industrie sein“, so der frühere UN-Handelsexperte und kenianische Ex-Handelsminister Mukhisa Kituyi. Eine Weltbankstudie hatte bereits 2018 gezeigt, dass ein Wegfall von Agoa für Lesotho ein Minus von 1 % des Bruttoinlandsprodukts und massive soziale Einschnitte bedeuten würde.
Unklare Strategie, wachsender Einfluss Chinas
Die Entscheidungen aus dem Weißen Haus sorgen international für Kopfschütteln. Michelle Gavin vom Council on Foreign Relations sieht keinerlei erkennbare wirtschaftliche Strategie hinter den Zöllen – ökonomisch seien sie „völlig unlogisch“. Sie warnt, die USA könnten durch diese Politik ihren Einfluss in Afrika weiter verlieren – zugunsten Chinas, das schon heute wichtigster Handelspartner des Kontinents ist.
Hinzu kommt: Die Trump-Regierung hat gleichzeitig massive Kürzungen bei der US-Entwicklungshilfe beschlossen, was etwa zur Streichung lebenswichtiger Gesundheitsprogramme führte.
Fazit: Trumps Zollpolitik trifft nicht nur afrikanische Produzenten hart – sie gefährdet das jahrzehntelange Prinzip „Handel statt Hilfe“ und schwächt Amerikas Rolle auf dem afrikanischen Kontinent nachhaltig.
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