– Die von Donald Trump angedrohten und teilweise bereits umgesetzten Strafzölle auf Importe aus China und seinen Nachbarstaaten bringen viele südostasiatische Länder in eine wirtschaftliche und geopolitische Zwickmühle. Während einige Unternehmen kurzfristig von der Verlagerung von Produktionsketten profitieren, droht anderen das wirtschaftliche Aus.
Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump mit Strafzöllen auf chinesische Waren den Ton im globalen Handel verschärft. Nun, inmitten seines erneuten Wahlkampfs, plant er zusätzliche Zölle – etwa 46 % auf vietnamesische Waren, 36 % auf thailändische und bis zu 49 % auf kambodschanische Exporte. Auch Malaysia (24 %) und Indonesien (32 %) sind betroffen. Zwar sind die Maßnahmen derzeit pausiert, doch die Unsicherheit bleibt groß.
Zwischen zwei Großmächten
Viele Länder der Region geraten zwischen die Fronten: China ist ihr größter Handelspartner, die USA aber ein wichtiger Absatzmarkt – besonders für Elektronik, Textilien und Halbleiter. „Wir können uns nicht entscheiden – und wir werden uns auch nicht entscheiden“, sagte Malaysias Handelsminister Tengku Zafrul Aziz dem BBC. Seine Botschaft: Neutralität um jeden Preis.
China versucht unterdessen, seine wirtschaftlichen Beziehungen zu stabilisieren: Präsident Xi Jinping besuchte diese Woche Vietnam, Malaysia und Kambodscha. Trump wiederum beschuldigte die Länder, gemeinsame Sache gegen die USA zu machen.
Verlagerte Lieferketten – mit Nebenwirkungen
Einige Unternehmen profitierten zunächst von der Situation. Vietnamesische Firmen etwa konnten ihre US-Exporte steigern, da westliche Firmen nach Alternativen zu chinesischen Produzenten suchten. Doch das Blatt wendet sich: „Wenn die neuen Zölle kommen, ist das katastrophal für unser Geschäft“, sagt der vietnamesische Unternehmer Hao Le.
Gleichzeitig klagen viele südostasiatische Produzenten über einen wachsenden Strom billiger chinesischer Produkte, die nach den US-Zöllen neue Märkte suchen – und so lokale Unternehmen verdrängen. In Indonesien etwa sehen sich kleine Textilhersteller mit Dumpingpreisen konfrontiert. „Wir kämpfen ums Überleben“, sagt Isma Savitri, Gründerin eines Schlafanzug-Labels.
Soziale Folgen: Fabrikschließungen und Massenentlassungen
Laut lokalen Verbänden haben in Thailand in den letzten zwei Jahren über 100 Fabriken pro Monat geschlossen. In Indonesien verloren rund 250.000 Textilarbeiter ihre Jobs – unter anderem bei Sritex, einst der größte Textilhersteller Südostasiens.
Die Reaktion: erste Schritte Richtung Protektionismus. Vietnam, Thailand und Indonesien verhängen Anti-Dumping-Zölle, erhöhen Einfuhrkontrollen oder blockieren chinesische Onlinehändler. Malaysia denkt laut über Investitionsverlagerungen nach – besonders im lukrativen Halbleitermarkt.
Ein Balanceakt mit globaler Bedeutung
Xi Jinpings Besuch sollte auch ein Signal senden: China sucht weiter Partnerschaft – aber die wachsende Exportflut könnte politisch und wirtschaftlich zum Bumerang werden. Viele Staaten fürchten, dass sie von chinesischen Produkten überrollt werden – bei gleichzeitigem Druck aus Washington.
„Südostasien musste lange abwägen, ob es sich einen Konflikt mit China leisten kann. Jetzt wird die Lage noch komplizierter“, sagt Prof. Chong Ja-Ian von der National University of Singapore.
Doch in der Krise liegen auch Chancen: Länder wie Malaysia könnten mit Produkten wie Gummihandschuhen Marktanteile gewinnen, weil sie trotz Zöllen günstiger als chinesische Anbieter sind.
Fazit: Geopolitisches Dilemma mit ungewissem Ausgang
Trump zwingt Südostasien zu einer Entscheidung, die viele Länder nicht treffen wollen – und möglicherweise auch nicht können. Die Region versucht sich als „Brücke“ zwischen Ost und West, doch der Weg ist schmal und voller Risiken. Sollte sich der Handelskrieg weiter zuspitzen, droht eine Destabilisierung ganzer Branchen und ein herber Rückschlag für die wirtschaftliche Entwicklung.
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