Die türkische Doktorandin Rumeysa Ozturk, die an der Tufts University studiert, erhebt in einer eidesstattlichen Erklärung schwere Vorwürfe gegen die US-Einwanderungsbehörde (ICE) und beschreibt ihre Haftbedingungen im ICE-Gefängnis in Pine Prairie, Louisiana, als „unsicher, unhygienisch und unmenschlich“.
Festnahme am Fastenbrechen – ohne Anklage
Ozturk wurde am 25. März auf dem Weg zum abendlichen Ramadan-Fastenbrechen in Somerville, Massachusetts, von maskierten ICE-Agenten festgenommen – mit gültigem Visum. Sie berichtet, dass sie während eines Telefongesprächs mit ihrer Mutter von mehreren Männern auf der Straße umzingelt wurde:
„Ich schrie, sie fesselten meine Füße und meinen Bauch. Ich bekam sofort Atemnot, aber sie verweigerten mir den Zugang zu meinem Inhalator.“
Haft in Louisiana: Asthmaanfälle und Demütigung
In Louisiana beschreibt Ozturk drastische Bedingungen:
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Mangel an Hygieneartikeln und Nahrung
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Mäuse in der Zelle
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Stundenlanges Warten auf Toilettenpapier
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Unbehandelte Asthmaanfälle
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Ein Vorfall, bei dem eine Krankenschwester ihr ohne Zustimmung das Hijab vom Kopf riss
„Sie sagte: ‘Du musst dieses Ding da oben abnehmen’ und riss mir mein Hijab herunter. Ich bekam Ibuprofen, aber keine Behandlung.“
Verfassungsbruch? Richter warnt vor Eskalation
Ein Bundesrichter in Vermont, William Sessions, äußerte große rechtliche Bedenken: Sollte die Regierung Ozturks Freilassung trotz eines Gerichtsbeschlusses verweigern, könne dies eine „verfassungsrechtliche Krise“ auslösen. ICE hatte Ozturk nach Louisiana verlegt – trotz eines richterlichen Verbots, sie ohne Vorankündigung aus Massachusetts zu bringen.
Sessions erwägt nun, Ozturk wieder nach Vermont zurückbringen zu lassen.
Regierung: Verbindung zu Hamas?
Das Heimatschutzministerium wirft Ozturk vor, sich angeblich „für Hamas“ engagiert zu haben. Es gibt jedoch keine bekannten strafrechtlichen Anklagen. Laut einem früheren Bericht der Washington Post konnte das Außenministerium keinen Beleg für antisemitische oder terroristische Aktivitäten Ozturks finden.
Hamas ist eine vom US-Außenministerium offiziell als terroristische Organisation eingestufte Gruppierung.
Ozturks Verteidiger:innen – unter anderem von der American Civil Liberties Union (ACLU) – sprechen von einem eklatanten Verstoß gegen Redefreiheit, Religionsfreiheit und rechtsstaatliche Prinzipien.
„Ich will einfach nur zurück nach Tufts“
Ozturk schildert, wie sie sich nach ihrer Rückkehr in ihr akademisches Leben sehnt. Sie plant, Schüler:innen zu unterrichten, Mentoring anzubieten und weiter an ihrer Dissertation zu arbeiten.
„Ich bete jeden Tag, dass ich freikomme. Ich möchte einfach nach Hause und zurück an meine Uni.“
Fazit
Der Fall Rumeysa Ozturk steht sinnbildlich für die Eskalation unter Trumps harter Einwanderungspolitik – besonders gegen pro-palästinensische Aktivist:innen. Ob Recht, Humanität und Wissenschaftsfreiheit siegen, liegt nun in den Händen der Gerichte. Doch schon jetzt sendet der Fall ein düsteres Signal: Wer seine Meinung äußert, riskiert Verfolgung – selbst mit Visum, ohne Straftat, mitten in den USA.
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