Die beliebte Streaming-Plattform Twitch steht derzeit im Fokus hitziger Debatten. Grund dafür sind politische Inhalte und Aussagen einiger Streamer zur aktuellen Situation in Israel und Gaza, die sowohl Kritik aus der Community als auch von Unternehmen und Werbepartnern ausgelöst haben. Das Amazon-Tochterunternehmen sieht sich dadurch mit einem Imageproblem konfrontiert, das auch finanzielle Konsequenzen mit sich bringt.
Rückzug von Werbepartnern
Mehrere bekannte Unternehmen haben bereits ihre Werbeaktivitäten auf Twitch reduziert oder eingestellt. JPMorgan Chase, einer der großen Werbepartner, zog sich aus Sorge um die Platzierung von Anzeigen zurück, insbesondere aufgrund von Vorwürfen antisemitischer Inhalte. Auch Chevron, ein Sponsor der Twitch-Veranstaltung TwitchCon, äußerte Enttäuschung über die Plattform, nachdem bei einer Panel-Diskussion kontroverse Äußerungen gemacht wurden. Weitere Unternehmen wie AT&T und Dunkin’ Donuts folgten diesem Beispiel.
Politische Inhalte und Vorwürfe gegen Streamer
Die Diskussionen entzündeten sich an Äußerungen prominenter Streamer wie Hasan Piker (bekannt als HasanAbi), der eine große Anhängerschaft auf Twitch hat. Piker wird von Kritikern vorgeworfen, antisemitische Aussagen gemacht zu haben, unter anderem in einem Brief des US-Abgeordneten Ritchie Torres. Piker selbst wies die Vorwürfe zurück und erklärte, seine Kritik richte sich gegen die israelische Regierung und sei nicht antisemitisch. „Ich bin seit über zehn Jahren ein Verfechter der Befreiung Palästinas“, sagte er.
Ein weiterer Streitpunkt entstand bei einem Panel auf der TwitchCon im September. Die Diskussion auf dem „Ayyrabs Podcast“ sorgte für Schlagzeilen, nachdem die Teilnehmer ironische Kategorien wie „Liebt Sabra“ verwendeten – ein Seitenhieb auf die Hummus-Marke Sabra, die oft im Zusammenhang mit pro-palästinensischen Boykotten genannt wird. Twitch suspendierte daraufhin die beteiligten Panelisten sowie weitere Nutzer, die durch kontroverse Äußerungen auffielen, darunter der bekannte Streamer Asmongold, der in einer viralen Aufnahme abwertende Bemerkungen über Palästinenser gemacht hatte.
Spannungen mit Werbepartnern und Kritik an Twitch
Unternehmen wie Chevron kritisierten öffentlich die mangelnde Kontrolle von Twitch über Inhalte bei Veranstaltungen. „Wir sind enttäuscht, dass solch spaltende Rhetorik auf der Bühne zugelassen wurde“, erklärte Chevron in einem Statement. Gleichzeitig forderten Gruppen wie die Anti-Defamation League (ADL) Twitch auf, antisemitische Inhalte besser zu moderieren.
Neue Richtlinien von Twitch
Als Reaktion auf die wachsende Kritik hat Twitch im November seine Community-Richtlinien verschärft. Dazu gehört, dass Begriffe wie „Zionist“ nicht verwendet werden dürfen, wenn sie dazu dienen, Personen oder Gruppen aufgrund ihres Hintergrunds oder Glaubens zu beleidigen. Zudem führte Twitch neue Labels wie „Politik und sensible soziale Themen“ ein, die Streamer bei entsprechenden Inhalten kennzeichnen müssen. Dies soll nicht nur den Nutzern die Orientierung erleichtern, sondern auch Werbepartnern mehr Kontrolle über die Platzierung ihrer Anzeigen geben.
Twitch erklärte, dass die Plattform keine Hassreden, Rassismus oder Belästigungen dulde und Verstöße konsequent sanktioniere. Doch die jüngsten Vorfälle verdeutlichen, wie schwierig es für Plattformen wie Twitch ist, den richtigen Umgang mit sensiblen politischen Themen zu finden, ohne ihre Nutzer und Werbepartner zu verärgern.
Die Kontroversen werfen auch weiterhin die Frage auf, wie soziale Netzwerke politische Diskussionen moderieren können, ohne Meinungsfreiheit zu unterdrücken. Twitch sieht sich damit nicht nur einer wachsenden Herausforderung bei der Moderation von Inhalten, sondern auch einer möglichen Abwanderung wichtiger Werbepartner gegenübergestellt.
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