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Überlebenschance für Versicherungsgesellschaften

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Lebensversicherungsgesellschaften sind zu einem Spagat gezwungen – Kunden wollen Rendite.

Der Markt gibt diese nicht her. Kursgewinne aus Wertpapieren sollen zum Profit führen.Für diese Versicherungsnehmer stellt sich in Deutschland nicht die Frage wie die Angehörigen im Versicherungsfall versorgt werden können, sondern welche Erträge für den im Erlebensfall Begünstigten zu verzeichnen sind. Die Börse war in der Vergangenheit spektakulär; nun soll sie Null-Feind oder gar Freund sein? Das Problem landet immer auf dem Tisch der Vermittler, deren Konzepte aus der Vergangenheit überholt sind. Sie werden nicht nur mit der Digitalisierung, sondern mit dem analogen Problem des Verhandelns auf der Basis von Börsengeschäften konfrontiert. Wenn die Ergebnisse der beiden Halbjahre 2016 miteinander verglichen werden, hatten Bundesanleihen im ersten Halbjahr hohe Gewinne, im zweiten Halbjahr nicht. Der DAX-Index zeigt einen Verlust von 10% im ersten Halbjahr und im zweiten Halbjahr 18% Gewinn. Vereinfacht saldiert haben Bundesanleihen 4% erwirtschaftet, Aktien im DAX 8%.

Dabei sind – analog – mindestens acht Elemente zur Bewertung heranzuziehen:

Internationale Ordnung, Politik/Wahlen, Fiskalpolitik, Schuldenlast, Wachstum, Globalisierung (oder ihr Gegenteil), Geldpolitik und Inflation. 

Für die Einbeziehung von Aktien in die Bewertung von Kapitalanlagen mit hohem Anspruch an Sicherheit spricht das Weltwirtschaftswachstum, das für 2018 keine Rezession erwarten lässt. Die Inflation wird niedrig bleiben und ist im Ganzen vom Öl getrieben. Die Reaktion der Versicherungsgesellschaften lässt erkennen, dass die Welt und ihre Bewohner einen Umbruch zu verzeichnen haben. Lebensversicherungs-schutz und Kapitalanlage war einst Erfolgsmodell. Die Gegenwart zeigt andere Prioritäten auf.

Geld ist nicht mehr allein Inhalt der Macht. Der niedrige Zins kann auch als Antwort auf den Überschuss von Geld bewertet werden. Dennoch gibt es Staaten und Unternehmen, die nach wie vor Geld zur Existenz benötigen. Andere setzten überschüssiges Geld ein um am Markt befindliche Beteiligungen (Aktien) zurückzukaufen. Die Konsequenz ist für die Anleger, dass bei Laufzeiten zwischen 10 und 20 Jahren aktuell keine Renditegarantien möglich sind.

Beitragsgarantie und Rendite passen in Lebensversicherungsverträgen nicht mehr zusammen. Die klassische Variante der deutschen Lebensversicherung existiert damit so gut wie nicht mehr. Die Anbieter mit ihren Vermittlerstrukturen müssen diesen neues Futter geben und den Versicherungsnehmern in der Summe begeisternde Leistungen bieten. Das konventionelle Geschäft der Vergangenheit wird nur noch auf Nachfrage der Kunden verkauft.

Lebenslange Zinsgarantien sind für Versicherungsgesellschaften zu riskant und zu teuer geworden. Die niedrigen Zinsen führen zu schwindenden Erträgen, während das europäische Aufsichtsrecht für alle eingegangenen Risiken Eigenmittel als Bedingung setzt. Da Policen bis zu 80 Jahre laufen können und auch danach bei der erwarteten abrupten Steigerung der Lebenserwartung (MunichRe; Vorstand 2016-04) das Ende nicht abzusehen ist, gelingt es immer weniger Versicherern dafür gleichlang laufende Zinstitel zu erwerben und die Auflagen der Aufsicht zu erfüllen.

Durchschnittliche Verpflichtungen von Versicherungsgesellschaften liegen bei 20 Jahren, während die Wertpapiere meist nach 10 Jahren auslaufen. Für die Versicherungsgesellschaften steht die Frage im Raum, wie viel Geldgarantien kosten. Wie am Markt üblich, sind Garantien nicht immer gleich teuer. Sowohl von der Versicherungsgesellschaften als auch Aufsicht und Anleger wird Transparenz gesucht. Unabhängig von der langfristigen Bewertung des Geldes überhaupt steht die Frage im Raum wie viel am Ende eines Sparprozesses herauskommt. Damit wird die Frage zwingend, wie die Unterschiede zwischen Aktienanlage und Garantieprodukten zu bewerten sind.

„Opportunitätskosten“ sind Garantiekosten. Die Wertsteigerungskomponente ist der Komponente des Kapitalerhalts kostenrelevant gegenüberzustellen. Mit dieser Überlegung kann der Versicherungskunde seine eigene Mentalität überprüfen und – zur Verminderung des ihn in der Konsequenz belastenden Kostenanteils – vielleicht ändern. Was als Unsicherheit verbleibt sind fehlende Garantien – wie im Leben.

Die Lebensversicherer sind gezwungen das klassische Modell des Versicherungsschutzes in Verbindung mit der Kapitalanlage zum überwiegenden Teil aufzugeben. Mehr als 200.000 Versicherungsvermittler können nicht von Auto- und Pflichtversicherungen leben, deren Markt im Schwinden ist, weil viele Kunden ins Internet abgewandert sind, wo sie direkt beim Anbieter oder über ein Vergleichsportal Verträge abschließen können. Geht es unter diesen Gesichtspunkten um verkaufsfähige Alternativen für die Altersvorsorge?

Am Markt gibt es zum einen Lebensversicherungsverträge die eine gegenüber früher eingeschränkte Garantie bieten. Diese können auf Abschnitte der Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) begrenzt sein oder allein den Beitragserhalt versprechen. Wenn wie bisher Zinsgarantien auf den Sparanteil von Policen versprochen wurde konnte zum Schein eine Rendite aufgezeigt werden, während gleichzeitig die Kosten abgedeckt und verschleiert wurden. Rückkaufswerte verlangen heute eine andere Kalkulation. Eine Versicherungsstruktur kommt auf ihren Urzweck zurück und stellt in einem Dreieck die Elemente Beitrag, Laufzeit und Risikobereitschaft gegenüber. Darunter ist eine Geldanlage eher zu verstehen, denn (über) diese ist neu zu denken.

Eine qualifizierte Alternative sind Indexpolicen, bei denen die Kunden jeweils am Anfang des Jahres wählen können, ob sie ihren Sparanteil konservativ anlegen wollen oder dieser in den Aktienmarkt fließen soll. Dem Verbraucher bleibt die eigene Entscheidung über den Wechsel am Anfang eines jeden Jahres. Ob das für ihn vorteilhaft ist oder nicht, kann im Nachhinein betrachtet werden. Eine zusätzliche Sicherungs-komponente ist möglich, wenn Versicherungsgesellschaften die Wertentwicklung des Indexteils der Police garantieren und im positiven Bereich belassen, was sie als typischen Eigenauftrag versichern.

Eine weitere Variante sind Derivate zur Absicherung. Diese geben Versicherungsgesellschaften das Recht gute Anlageergebnisse bei 3% zu kappen und unterhalb eines Ertrags von 3% den vollen Erlös gutzu-schreiben. Diese Abrechnungen erfolgen monatlich. Im Rahmen von Quoten können die Erlöse aus  Börsenentwicklung und Zuwachs begrenzt werden, um Verluste für die Versicherungsgesellschaften  zu vermeiden. Der Versicherungsnehmer nimmt am Unternehmensrisiko der Kapitalanlage im Versicherungs-programm teil. Seine Natur als Deutscher kann dadurch nicht geändert werden. Der Zuspruch für diese Art der Angebote ist geringer.

Statistisch besitzen 14% der Deutschen Aktien, während 86% in Geldwerten sparen. Diese Mentalität kann sich in der Konzeption für selbst einzuschätzende Versicherungsverträge nicht ändern. Das zeigt den Zuspruch von Kapitalkonten bei der augenblicklichen Null-Rendite. Das ist nicht nur kompliziert zu verstehen, sondern auch – mit höheren Kosten – kompliziert abzuwickeln. In der Gesamtbetrachtung bleibt die Frage, ob diese begeistert präsentierten Produkte für den Verbraucher besser sind als der Verzicht auf Lebensversicherungsverträge überhaupt.

Der Abschluss ist die Erkenntnis, dass eine Kapitalverdopplung mit etwa 7% p. a. nach 10 Jahren, mit 0,3% nach 232 Jahren eintritt. Selbst die schwächste Aktie macht das besser – und je länger die Laufzeit, desto stabiler das Ergebnis!

 

 

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