Der Vorsitzende der britischen Liberal Democrats (LibDems), Sir Ed Davey, fordert eine Rückkehr Großbritanniens in die EU-Zollunion. Dies sei notwendig, um die britische Wirtschaft anzukurbeln und sich gegen die protektionistische Handelspolitik des bald wieder amtierenden US-Präsidenten Donald Trump zu wappnen.
Davey argumentierte, dass eine neue Zollunion mit der EU bis 2030 Großbritannien in eine stärkere Verhandlungsposition gegenüber den USA bringen würde.
Brexit neu verhandeln – oder schrittweise rückgängig machen?
Die Forderung der LibDems kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Premierminister Sir Keir Starmer bereits eine Annäherung an die EU angekündigt, jedoch eine Rückkehr in die Zollunion oder den Binnenmarkt ausgeschlossen hat.
Ein Parteiinsider erklärte gegenüber der BBC, dass Daveys Vorschlag pragmatisch und kein ideologischer Schritt Richtung EU-Beitritt sei. Dennoch gilt eine Wiederannäherung an Europa als langfristiges Ziel der LibDems.
Trump als Handelsrisiko – Angst vor neuen US-Zöllen
Trump hat angekündigt, nach seinem Amtsantritt wieder Importzölle zu verhängen. Dies sorgt international für Nervosität, insbesondere in Großbritannien, das seit dem Brexit eigene Handelsverträge abschließen muss.
Davey kritisierte die konservative Regierung dafür, sich auf eine „Bettelstrategie“ gegenüber Trump zu verlassen. Stattdessen solle Großbritannien Handelsbarrieren mit der EU abbauen, um wirtschaftlich unabhängiger zu werden.
Besonders scharf griff Davey Reform-UK-Chef Nigel Farage an, der sich seiner Meinung nach als „Trumps Diener“ verhalte und sich mehr für die Interessen des Ex-US-Präsidenten als für Großbritannien einsetze.
Kritik von Konservativen und Brexit-Befürwortern
Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds (Labour) erklärte, dass die Regierung sowohl mit der EU als auch mit anderen Partnern wie den USA, Indien und den Golfstaaten Handelsbeziehungen stärken wolle. Die Fokussierung der LibDems auf Europa greife zu kurz.
Richard Tice, stellvertretender Vorsitzender von Reform UK, bezeichnete Daveys Vorstoß als „ahnungslos“, da Trump eher Zölle gegen die EU verhängen werde als gegen Großbritannien.
Die Konservative Partei reagierte bislang nicht offiziell, doch Ex-Ministerin Kemi Badenoch wird in einer Rede Fehler der Tories in der Brexit-Politik einräumen. Sie gibt zu, dass die Partei keinen klaren Wachstumsplan für die Zeit nach dem EU-Austritt hatte.
Fazit: Politisches Tauziehen um den Brexit-Kurs
Während die britische Wirtschaft nach Monaten der Stagnation leicht wächst, bleibt die Frage der Handelsbeziehungen zur EU ein umstrittenes Thema. Die LibDems setzen auf eine sanfte Rückkehr in die EU-Strukturen, während Labour einen Mittelweg zwischen Annäherung und globalem Handel sucht.
Ob Daveys Vorschlag Chancen hat, bleibt fraglich – doch mit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus könnte die Frage nach neuen Handelsstrategien für Großbritannien bald dringender denn je werden.
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