Am fünften Tag des Ukraine-Krieges wird ein Großangriff der russischen Invasoren auf die Hauptstadt Kiew erwartet. Laut CNN ist ein großer Militärkonvoi nach Kiew unterwegs. Ukrainischen Berichten zufolge sollen russische Kampfjets vom Süden in Richtung Kiew unterwegs sein.
In Kiew, Charkiw und Tschernihiw sind laut ukrainischen Angaben in den frühen Morgenstunden wieder Explosionen zu hören. Außerdem gibt es ukrainische Berichte über die angebliche Entsendung belarussischer Truppen in das von Russland angegriffene Land.
In der Schweiz deutet sich unterdessen ein Umdenken in puncto Sanktionen an. Die in Wien ansässige Europatochter der staatlichen Sberbank steht vor der Zahlungsunfähigkeit.
71.000 bisher nach Rumänien geflüchtet
Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine sind bislang fast 71.000 Menschen nach Rumänien geflüchtet. Mehr als die Hälfte von ihnen seien richtung Bulgarien und Ungarn weitergereist, so Regierungssprecher Dan Carbunaru. Laut Carbunaru hat Rumänien eine Lieferung humanitärer Hilfe in die Ukraine aus Spenden der Bevölkerung organisiert. Dazu gehörten Medikamente, Hygiene-Produkte, Lebensmittel, Wasser, Winterkleidung und Decken.
Töchter der russischen Sberbank von Pleite bedroht
Die EZB-Bankenaufsicht hält die Überlebensfähigkeit der europäischen Töchter der russischen Sberbank wegen der Auswirkungen der Finanzsanktionen für stark gefährdet.
Man sei zur Beurteilung gelangt, dass die Sberbank Europe AG mit Hauptsitz in Wien sowie ihre beiden Tochtergesellschaften in der Bankenunion, die Sberbank d. d. in Kroatien und die Sberbank banka d. d. in Slowenien, „ausfallen oder wahrscheinlich ausfallen“ werden, teilt die EZB in der Nacht mit. Mit dieser Formulierung kennzeichnet die EZB-Bankenaufsicht Institute, die aus ihrer Sicht nicht mehr existenzfähig sind.
Wie die FMA in der Nacht mitgeteilt hat, darf die in Wien ansässige Sberbank „keinerlei Auszahlungen, Überweisungen oder andere Transaktionen durchführen“. Das Moratorium sei bis 1. März befristet. Begründet wird die Maßnahme mit dem drohenden Ausfall der Bank.
Europäische Börsen starten im Minus
An den europäischen Börsen geht der Abwärtstrend weiter. Der heimische Leitindex ATX liegt bei 3.371,92 Punkten, um 3,83 Prozent unter dem Freitag-Schluss (3.506,14). Der Deutsche Aktienindex (DAX) notiert zu Handelsbeginn 2,08 Prozent im Minus. In Paris startet der Handel mit 1,95 Prozent im Minus, in London ist der wichtigste Index um 1,14 Prozent im Minus.
Einen Kurseinbruch von fast 18 Prozent müssen die Aktien der Raiffeisen Bank International (RBI) verbuchen. Erste Group rutscht gut neun Prozent ab. Aktien der BAWAG verlieren knapp vier Prozent an Wert. An den Börsen Amsterdam und Paris verlieren Aktien der Bankkonzerne ING und BNP Paribas jeweils rund sieben Prozent.
Verhandlungen sollen um 10.00 Uhr beginnen
Die Gespräche mit der ukrainischen Seite sollen um 10.00 Uhr (MEZ) beginnen, sagt Unterhändler Wladimir Medinski laut Agentur Interfax. Russland sei daran interessiert, so bald wie möglich zu einer Vereinbarung zu kommen, wird er zitiert.
Weizenpreis vor größtem Tagesplus seit 2009
Die Furcht vor Lieferausfällen beschert Weizen den größten Preissprung seit fast 13 Jahren. Der US-Future steigt um mehr als neun Prozent auf ein Neuneinhalbjahreshoch von 9,2025 Dollar (rund 8,20 Euro) je Scheffel (rund 27,2 Kilogramm) Russland und die Ukraine sind wichtige Weizenexporteure.
Peking kritisiert erneut Sanktionen
China kritisiert erneut die westlichen Sanktionen gegen Russland. Diese stellten keine Lösung des Konflikts dar, sondern verschärften bestehende Probleme nur noch, so das Außenministerium in Peking. Das Vorgehen werde daher auch nicht gebilligt.
Zu der Ankündigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die Atomstreitkräfte seines Landes in Alarmbereitschaft zu versetzen, äußert sich das Außenministerium in Peking ebenfalls. Alle Konfliktparteien sollten Ruhe bewahren und die Lage nicht weiter eskalieren lassen, heißt es dazu.
Letten dürfen in Ukraine kämpfen
Das lettische Parlament erlaubt Staatsangehörigen, in der Ukraine zu kämpfen. Diese Entscheidung sei einstimmig gefallen, heißt es in einer heute verbreiteten Erklärung.
„Unsere Bürgerinnen und Bürger, die die Ukraine unterstützen und dort freiwillig zur Verteidigung der Unabhängigkeit der Ukraine und unserer gemeinsamen Sicherheit dienen wollen, müssen dazu in der Lage sein“, sagt Juris Rancanis, Vorsitzender der parlamentarischen Kommission für Verteidigung, Inneres und Korruptionsprävention, die den Gesetzesentwurf verfasst hat.
EU-Ratspräsident Charles Michel kündigt eine Debatte über einen EU-Beitritt der Ukraine an. „Das ist eine Debatte, die es in jedem Fall geben wird.“ Die EU habe bereits ein „sehr kräftiges“ Assoziierungsabkommen mit der Ukraine, das verstärkt werden könnte. Zuvor hat EU-Kommissionschefin von der Leyen gesagt, man wolle die Ukraine in die EU aufnehmen. Eine zeitliche Perspektive nennen bisher weder Michel noch von der Leyen.
Ausgangssperre in Charkiw
In der heftig umkämpften ostukrainischen Stadt Charkiw nahe der russischen Grenze ist eine Ausgangssperre verhängt worden.
Russland bietet Kiewern „sicheren Korridor“ an
Das russische Militär bietet der Bevölkerung von Kiew einen sicheren Korridor aus der Hauptstadt heraus an. Russische Truppen nähern sich der Stadt, und es wird allgemein für heute ein Großangriff auf die Stadt erwartet.
Die Menschen könnten die Stadt sicher auf der Autobahn nach Wasylkiw im Südwesten verlassen. In der Stadt gibt es bereits Kämpfe mit kleinen russischen Aufklärungstrupps. Ein großer Militärkonvoi befindet sich offenbar noch rund 30 Kilometer nördlich der Stadt.
Ukraine: Russische Offensive verlangsamt
Das ukrainische Militär meldet – so wie das britische Verteidigungsministerium – eine Verlangsamung des russischen Vormarschs. „Die russischen Besatzer haben das Tempo der Offensive verringert, versuchen aber immer noch, in einigen Gebieten Erfolge zu erzielen“, so der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte.
Zentralbank hebt Leitzins um 10,5 Punkte an
Russlands Zentralbank hebt den Leitzins mit einem Schlag von 8,5 Prozent auf 20 Prozent an. Das teilt die Notenbank heute laut russischen Nachrichtenagenturen mit. Mit dem Schritt reagiert die Notenbank weiter auf die harten Sanktionen, die der Westen wegen des russischen Einmarsches in die Ukraine am Wochenende verhängt hatte.
Firmen werden zudem verpflichtet 80 Prozent ausländischer Devisen, die sie erhalten, in den dramatisch geschwächten Rubel umzuwandeln. Damit werden russische Firmen für den Krieg zur Kasse gebeten.
Russische Fehler behindern Vormarsch
Laut dem britischen Verteidigungsministerium behindern „logistische Fehler“ und „stiller Widerstand“ der Ukrainer den russischen Vormarsch. Es gebe schwere Gefechte in Charkiw und Tschernihiw. Beide Städte seien aber weiter in den Händen der ukrainischen Armee.
Laut Militärstrategen will Russland auf dem Weg nach Kiew allerdings nicht in größere Städte einmarschieren, da es einen verlustreichen Straßenkampf fürchtet.
London: Russische Truppen 30 Kilometer vor Kiew
Laut Angaben des britischen Verteidigungsministeriums befindet sich der Großteil der vom Norden auf Kiew anrückenden Truppen noch 30 Kilometer von der Stadt entfernt.
Separatisten in Ostukraine setzen Mobilmachung aus
Die Separatisten in der ostukrainischen Region Donezk setzen nach eigenen Angaben die Mobilmachung aus. Die erforderliche Zahl der Gebiete sei inzwischen besetzt worden, so der Chef der selbst ernannten „Volksrepublik“, Denis Puschilin, im russischen Staatsfernsehen. Das habe man mit dem Aufruf zum Kampf erreichen wollen.
Die Aufständischen in den Gebieten Luhansk und Donezk haben bei den Kämpfen in den vergangenen Tagen mit Unterstützung russischer Streitkräfte von den ukrainischen Streitkräften kontrollierte Gebiete erobert. Russland hat die beiden Gebiete letzte Woche als unabhängige Staaten anerkannt.
Ölpreis steigt weiter
Die wachsende Furcht vor Lieferausfällen treibt den Ölpreis erneut in die Höhe. Die Nordsee-Sorte Brent steuert mit einem Plus 7,3 Prozent auf 105,07 Dollar je Fass auf den größten Tagesgewinn seit fast eineinhalb Jahren zu. Gleichzeitig verteuert sich Palladium um knapp acht Prozent auf 2.551,50 Dollar je Feinunze. Russland ist ein wichtiger Exporteur dieses Edelmetalls.
Menschen sollen weiter zu Hause bleiben
Die Kiewer Stadtverwaltung ruft die Menschen der ukrainischen Hauptstadt dazu auf, nur bei dringender Notwendigkeit ihre Häuser zu verlassen. Straßenkämpfe fänden weiterhin in praktisch allen Bezirken der Stadt statt. Die Menschen sollten ihr Zuhause nur verlassen, wenn sie etwa Lebensmittel oder Medikamente besorgen müssten.
Insgesamt sei die Nacht verhältnismäßig ruhig verlaufen, abgesehen von einigen Gefechten und Kämpfen mit Sabotage- und Aufklärungsgruppen, so die Stadtverwaltung. Die Stadt sei hauptsächlich damit beschäftigt gewesen, sich weiter auf ihre Verteidigung vorzubereiten. Sollten die Menschen also das Haus verlassen, sähen sie neue Befestigungen, Panzerfallen und andere Verteidigungsstrukturen.
Moskau untersucht Foltervorwürfe gegen Ukraine
Russland leitet eine Untersuchung zu eigenen Vorwürfen angeblicher Folter gefangen genommener russischer Soldaten durch ukrainische Streitkräfte ein. Zuvor hat ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums solche Foltervorwürfe gegenüber der Ukraine erhoben – allerdings ohne Details zu nennen oder die Vorwürfe zu belegen.
Lambrecht: Deutsche Waffen bald in Ukraine
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) geht davon aus, dass die Waffen, die Deutschland der Ukraine zugesagt hat, schon bald dort eintreffen. „Die Waffen sind auf dem Weg, und da geht es nicht um Tage, sondern da geht es um Stunden“, so Lambrecht im Deutschlandfunk.
Die russische Invasion sei nicht so schnell vorangekommen, wie sich das Präsident Wladimir Putin wahrscheinlich vorgestellt habe. Das liege an dem mutigen Widerstand der Ukraine und daran, dass sich Putin verkalkuliert und logistische Probleme habe. Deswegen sei es so wichtig, die Ukraine jetzt in diesem Widerstand zu unterstützen.
London: Sanktionen gegen russische Zentralbank
Großbritannien kündigt weitere Sanktionen an, und zwar gegen die russische Zentralbank. Damit soll jede Form von Transaktion der Moskauer Zentralbank über Großbritannien unterbunden werden.
London schließt sich damit gleichlautenden Sanktionen der Europäischen Union an, die seit heute in Kraft sind. Neben dem Verbot von Transaktionen werden alle Vermögenswerte der russischen Zentralbank in der EU eingefroren, um zu verhindern, dass damit der Krieg von Kreml-Chef Wladimir Putin gegen die Ukraine finanziert wird.
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