Der Transport von Hilfsgütern zwischen der nordukrainischen Stadt Tschernihiw und der Hauptstadt Kiew soll ab heute wieder möglich sein. Ab 10.00 Uhr werde die Route entlang der Autobahn in beide Richtungen wieder aufgenommen, teilt Verwaltungschef Wjatscheslaw Tschaus via Telegram mit. Es gebe eine Gewichtsbegrenzung von fünf Tonnen. Außerdem werde stellenweise mit Staus gerechnet.
Russische Truppen haben die Stadt Tschernihiw an der Grenze zu Russland und Belarus seit Längerem eingekesselt. Von dort aus führt eine strategisch wichtige Straße 125 Kilometer nach Süden in die Hauptstadt Kiew.
Odessa meldet weiteren Raketenangriff
Russische Truppen haben die südukrainische Hafenstadt Odessa nach Angaben der Regionalverwaltung in der Nacht erneut mit Raketen angegriffen. Das teilt die Behörde via Facebook mit. Einzelheiten sollen später bekanntgegeben werden, heißt es. Von russischer Seite gibt es keine Bestätigung.
Die Millionenstadt am Schwarzen Meer ist bereits am Wochenende mit Raketen angegriffen worden. Aus dem Verteidigungsministerium in Moskau hat es dazu geheißen, von Schiffen und Flugzeugen aus seien eine Ölraffinerie und drei Treibstofflager in der Nähe der Stadt beschossen worden.
Kiew: 2.600 Menschen gestern aus Kriegsgebieten gebracht
Mehr als 2.600 Menschen sind nach ukrainischen Angaben gestern aus besonders umkämpften Städten in Sicherheit gebracht worden.
Von den 2.694 Menschen seien fast 1.500 aus der Region Luhansk gerettet worden, sagt die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk nach Angaben der Zeitung „Ukrajinska Prawda“. Sie wirft der russischen Seite vor, gegen die vereinbarte Feuerpause verstoßen zu haben.
Aus der umkämpften Hafenstadt Mariupol und aus Berdjansk seien gestern knapp 500 Menschen mit eigenen Fahrzeugen nach Saporischschja geflohen. Wereschtschuks Angaben nach haben auch sieben vom Roten Kreuz begleitete Busse aus Mariupol nach Mangusch fahren können. Am Freitag hat das Rote Kreuz einen Evakuierungsversuch abbrechen müssen.
Kiew: Russland mobilisiert Reservisten
Laut Angaben des ukrainischen Militärs hat Russland mit einer verdeckten Mobilisierung von Reservisten begonnen.
„Bei der Auswahl der Kandidaten werden diejenigen bevorzugt, die bereits über Kampferfahrung verfügen“, heißt es in dem Bericht. Moskau hoffe, etwa 60.000 zusätzliche Soldaten mobilisieren zu können.
Der Bericht kann von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Von russischer Seite gibt es noch keine Reaktion.
Russland beantragt Sitzung des UNO-Sicherheitsrats
Russland hat angesichts des Vorwurfs von Kriegsverbrechen im ukrainischen Butscha für heute eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats gefordert. Die russische Armee hat sich kürzlich aus der Region um die ukrainische Hauptstadt Kiew zurückgezogen. Im Vorort Butscha sind anschließend nach Angaben der ukrainischen Behörden Hunderte Leichen von Zivilisten gefunden worden. Moskau dementiert die Tötung von Zivilisten durch russische Soldaten.
Bericht über russischen Rückzug aus Region Sumy
Russische Truppen sollen damit begonnen haben, sich aus der ostukrainischen Region Sumy zurückzuziehen. Es sei aber noch zu früh, um von einer Befreiung der Region zu sprechen, sagt der Chef der Gebietsverwaltung von Sumy, Dmytro Schywyzkyj, der Agentur UNIAN zufolge in der Nacht in einer Videobotschaft.
Tote und Verletzte in Charkiw
In der ostukrainischen Millionenstadt Charkiw sind nach ukrainischen Angaben 34 Menschen durch russischen Beschuss verletzt worden. Mindestens sieben Menschen seien getötet worden, schreibt die Staatsanwaltschaft der Region auf Telegram. Unter den Verletzten seien drei Kinder.
Duda fordert „Waffen, Waffen und noch mehr Waffen“
Polens Präsident Andrzej Duda twittert zu den Verbrechen in Butscha: „Kriminelle müssen als Kriminelle bezeichnet, vor Gericht gestellt und verurteilt werden.“ Die Bilder aus der Stadt widerlegten die Annahme, „dass wir um jeden Preis einen Kompromiss suchen müssen“. Er fordert „Waffen, Waffen und noch mehr Waffen“ für die Ukraine.
„Das ist eine Hölle“
Nach dem Bekanntwerden von Hunderten zivilen Opfern im Kiewer Vorort Butscha hat die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft Untersuchungen angekündigt. „Das ist eine Hölle, die dokumentiert werden muss, damit die Unmenschen, die sie geschaffen haben, bestraft werden“, schreibt die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa auf Facebook.
Seit Freitag seien nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft bereits 140 der über 400 bisher geborgenen Leichen aus der Region Kiew obduziert worden. Außerdem nähmen mehr als 50 Mitarbeiter von Staatsanwaltschaft und der Nationalen Polizei erste Ermittlungen zu den Verbrechen im Gebiet Butscha auf. Auch in anderen Regionen soll es Untersuchungen geben.
Explosion im westukrainischen Ternopil
In der westukrainischen Stadt Ternopil soll es einen Luftangriff gegeben haben. In der Stadt sei eine Explosion zu hören gewesen, schreibt die „Ukrajinska Prawda“ in der Früh unter Berufung auf den dortigen Bürgermeister Serhij Nadal.
Satellitenbilder von Massengrab
Satellitenbilder der US-Firma Maxar zeigen einen 14 Meter langen Graben auf dem Gelände einer Kirche in der ukrainischen Stadt Butscha. Dort seien nach ukrainischen Angaben die Leichen Hunderter von russischen Truppen getöteter Zivilisten begraben.
Mariupol weiterhin schwer umkämpft
Die schweren Kämpfe in der von russischen Truppen belagerten Hafenstadt Mariupol halten an. Das britische Verteidigungsministerium teilt mit, die Stadt werde weiterhin intensiv und wahllos angegriffen, doch die ukrainischen Streitkräfte leisteten hartnäckigen Widerstand und behielten die Kontrolle über die zentralen Bereiche.
Die Hafenstadt am Asowschen Meer ist nach Ansicht der britischen Militäraufklärung „höchstwahrscheinlich“ ein Schlüsselziel der russischen Invasion. Der Hintergrund ist bekannt: Mit der Einnahme der Stadt könnte eine direkte Landverbindung zwischen Russland und der besetzten Halbinsel Krim hergestellt werde. Russlands bisher einzige Verbindung vom Festland zur Halbinsel ist eine Brücke über die Meerenge von Kertsch.
Selenskyj erwartet „noch mehr Tote“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj befürchtet, dass sich noch „schrecklichere Dinge auftun könnten“ als das, was bisher über die Verbrechen in der Stadt Butscha bekanntgeworden ist. Andere Regionen des Landes stünden noch unter russischer Kontrolle. Dort könnten „noch mehr Tote und Misshandlungen“ bekanntwerden, sagt Selenskyj in einer Videobotschaft.
Er wolle, dass jede Mutter eines russischen Soldaten die Leichen der getöteten Menschen in Butscha und anderen Städten sehe. „Was haben sie getan? Warum wurden sie getötet? Was hat ein Mann getan, der mit dem Fahrrad die Straße entlangfuhr?“, fragt Selenskyj.
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