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ELG21 (CC0), Pixabay
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In der Chemiefabrik von Sjewjerodonezk befinden sich offenbar noch Hunderte Zivilistinnen und Zivilisten. „Während die russischen Truppen ihre Angriffe auf die ostukrainische Stadt Sjewjerodonezk verstärken, haben rund 800 Zivilisten Zuflucht in Bunkern unter der Chemiefabrik Asot gesucht“, teilte heute ein Unternehmenssprecher mit. Darunter seien auch 200 Mitarbeiter des Werks.

Moskau meldet Beschuss von ukrainischer Artillerieschule

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben ein Zentrum zur Schulung von Artilleristen an westlicher Waffentechnik getroffen. „Mit hochpräzisen Luft-Boden-Raketen wurde eine Schlag gegen ein Artillerieausbildungszentrum der ukrainischen Streitkräfte im Raum Stezkiwka im Gebiet Sumy geführt“, so der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.

In dem Zentrum seien laut Konaschenkow die Soldaten in der Handhabung der westlichen Haubitze M777 unterrichtet worden.

Moskau verurteilt seit Monaten die westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine. Nach Ansicht des Kremls wäre der Krieg ohne die Rüstungshilfe schon beendet. Um diese Hilfe zu verringern, betont die russische Führung die Vernichtung westlicher Waffen und Freiwilliger besonders. Nach Angaben von Konaschenkow sei demnach im Gebiet Odessa auch „ein Lager ausländischer Söldner“ durch einen Raketeneinschlag vernichtet worden.

Bericht: Russland holt weiter Metall aus Mariupol

In Mariupol ist einem Agenturbericht zufolge ein weiteres Schiff angekommen, um Metall zu laden und es nach Russland zu bringen. Das Schiff habe im Hafen angelegt, zitiert die Nachrichtenagentur Tass einen Vertreter der Hafenbehörde. Bereits Anfang der Woche hatte ein mit Metall beladenes Schiff in Mariupol mit Ziel Russland abgelegt. Die Ukraine hatte erklärt, dies käme Plünderung gleich. Russland hat die Hafenstadt vergangenen Monat nach erbitterten Kämpfen vollständig eingenommen.

Ukrainischer Widerstand in Bachmut

Beim Kampf um die Stadt Sjewjerodonezk im ostukrainischen Gebiet Luhansk hat Russland die Angriffe nach ukrainischen Angaben mit Hilfe frischer Reserven fortgesetzt. Eine versuchte Bodenoffensive im Raum Bachmut ist laut Berichten des Generalstabs erfolglos verlaufen. Immer wieder sind Explosionen in der nordöstlichen Stadt zu hören. Zivilisten verlassen Bachmut. Ukrainische Streitkräfte bereiten sich auf einen weiteren Kriegstag vor.

Firtasch: 800 Zivilisten in Bunkern von Chemiefabrik

„Während die russischen Truppen ihre Angriffe auf die ostukrainische Stadt Sjewjerodonezk verstärken, haben rund 800 Zivilisten Zuflucht in Bunkern unter der Chemiefabrik Asot gesucht.“ Das teilt ein Sprecher der Firmengruppe GroupDF von Dmytro Firtasch, zu der das Werk gehört, heute mit.

Den Angaben zufolge seien 200 Mitarbeiter in der Anlage geblieben, „um die Reste der dort lagernden hochexplosiven Chemikalien bestmöglich zu sichern und professionell zu schützen“. Neben diesen hätten auch rund 600 weitere Einwohnerinnen und Einwohner von Sjewjerodonezk auf dem Werkgelände Zuflucht gesucht.

Was deren Versorgung mit Wasser, Lebensmitteln und weiteren wichtigen Gütern betrifft, habe sich die Lage laut Firtasch zuletzt weiter zugespitzt: „Seit gestern haben keine Transporte mehr das Werk erreicht.“ Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.

Russische Pässe für Bevölkerung von Melitopol

In seiner jüngsten Analyse berichtet der in den USA ansässige Thinktank Institute for the Study of War (ISW), dass die russischen Besatzungsbehörden damit begonnen haben, russische Pässe in Cherson und Melitopol auszustellen. Der ISW-Einschätzung zufolge ist Russland aber noch weit von einer umfassenden Kontrolle der Bevölkerung in den besetzten Gebieten entfernt und müsse mit anhaltenden ukrainischen Partisanenaktionen rechnen.

Kiew glaubt an Kriegsende in zwei bis sechs Monaten

Die ukrainische Präsidialverwaltung prognostiziert, dass der russische Angriffskrieg noch bis zu ein halbes Jahr dauern kann. „Das kann sich noch zwei bis sechs Monate hinziehen“, sagt der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak im Interview mit dem oppositionellen russischen Onlineportal Medusa. Am Ende hänge es davon ab, wie sich die Stimmung in den Gesellschaften Europas, der Ukraine und Russlands verändere.

Verhandlungen werde es erst geben, wenn sich die Lage auf dem Schlachtfeld ändere und Russland nicht mehr das Gefühl habe, die Bedingungen diktieren zu können. Podoljak warnt dabei einmal mehr vor territorialen Zugeständnissen an Russland. Das werde den Krieg nicht beenden.

Ukraine in Kontakt mit gefangenen Mariupol-Kämpfern

Der ukrainische Geheimdienst steht nach Angaben der Regierung in Kiew im Kontakt mit den von Russland gefangen genommenen Kämpfern aus dem Asow-Stahl-Werk in Mariupol. Die Regierung unternehme alles, um sie freizubekommen, sagt Innenminister Denys Monastyrskij im ukrainischen Fernsehen. Über den Geheimdienst erfahre man etwas über die Haftbedingungen, die Versorgung und die Möglichkeiten einer Freilassung der Kämpfer.

Nach russischen Angaben vom Mai haben sich fast 2.000 ukrainische Kämpfer und Kämpferinnen ergeben, nachdem sie wochenlang in Bunkern und Tunneln unter dem Stahlwerk in der Hafenstadt im Süden erbitterten Widerstand geleistet hatten.

ISW: Rund 20 russische Bataillone zusammengezogen

Nach Angaben des amerikanischen Institute for the Study of the War (ISW) haben die russischen Streitkräfte im Raum Isjum etwa 20 taktische Bataillone für einen Vormarsch auf Slowjansk zusammengezogen. Es sei dem aktuellen ISW-Lagebericht zufolge aber unwahrscheinlich, dass die russischen Truppen dort in den nächsten Tagen substanzielle Fortschritte machten.

Bericht über russische Truppenaufstockungen

Beim Kampf um die Stadt Sjewjerodonezk im ostukrainischen Gebiet Luhansk hat Russland die Angriffe nach ukrainischen Angaben mit Hilfe frischer Reserven fortgesetzt. „Mit Artillerieunterstützung führt der Feind Sturmhandlungen in der Ortschaft Sjewjerodonezk durch, hat seine Gruppierung mit der mobilen Reserve des 2. Armeekorpus verstärkt, die Kämpfe in der Stadt halten an“, teilt der ukrainische Generalstab heute in seinem Lagebericht mit.

Russische Angriffe auf den Vorort Ustynowka seien ebenso erfolglos verlaufen wie eine versuchte Bodenoffensive im Raum Bachmut, berichtet der Generalstab.

Die russischen Angriffe zielen darauf ab, die ukrainischen Truppen in Sjewjerodonezk von der Versorgung abzuschneiden und sie einzukesseln. Die Gegend um Sjewjerodonezk – Lyssytschansk – ist ein Ballungsraum, in dem vor dem Krieg 380.000 Menschen lebten. Sie ist der letzte Flecken im Gebiet Luhansk, der noch von kiewtreuen Truppen gehalten wird. In der vergangenen Woche sind die russischen Truppen erstmals in Sjewjerodonezk eingedrungen, doch die vollständige Einnahme der früheren Großstadt ist bisher nicht gelungen.

Lawrow in Belgrad erwartet

Der russische Außenminister Sergej Lawrow wird heute zu einem Besuch in der serbischen Hauptstadt Belgrad erwartet. Serbien ist ein traditioneller Verbündeter Russlands, und daran hat auch der Ukraine-Krieg nichts geändert.

Die USA, Großbritannien und europäische Verbündete haben einem CNN-Bericht zufolge in den vergangenen Wochen darüber beraten, wie der Krieg durch eine ausgehandelte Lösung beendet werden könnte. Dabei geht es den Angaben nach auch um einen Vorschlag, den Italien im Mai unterbreitet hatte. Danach sollte die Ukraine militärisch neutral bleiben, also nicht der NATO beitreten und im Gegenzug Sicherheitsgarantien bekommen. Über die von Russland annektierte Halbinsel Krim und die Separatistengebiete im Donbass sollten Kiew und Moskau sich in Verhandlungen einigen.

Mariupol „fast in Schutt und Asche gelegt“

Kiew wirft Moskau vor, aus Sjewjerodonezk und damit der letzten verblieben Bastion der Ukraine in der Region Luhansk ein „zweites Mariupol“ zu machen. Die Hafenstadt am Asowschen Meer war wochenlang belagert worden und ist weitgehend zerstört.
Auto vor einem beschädigten Gebäude in Mariupol
Reuters/Alexander Ermochenko

Laut Mariupols Bürgermeister Wadym Bojtschenko haben die „Besatzungsmächte“ die Stadt „fast in Schutt und Asche gelegt“. Das Ergebnis nach hundert Tagen Krieg seien „mehr als 22.000 getötete Zivilisten, 1.300 zerstörte Gebäude und 47.000 Menschen, die nach Russland oder in die von den prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiete deportiert wurden“, wie Bojtschenko dazu am Freitag noch sagt.

Russen „bombardieren unsere Stellungen stundenlang“

In der strategisch wichtigen Stadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine haben die Verteidiger laut eigenen Angaben die russischen Streitkräfte etwas zurückgedrängt. Hätten die russischen Soldaten zuvor „etwa 70 Prozent“ der Stadt kontrolliert, „so sind sie jetzt um 20 Prozent zurückgedrängt worden“, sagt der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, am Freitagabend.

Laut Gajdyj gibt es bei den Kämpfen ein brutales Hin und Her. Die russischen Streitkräfte „bombardieren unsere Stellungen stundenlang, dann schicken sie eine Kompanie frisch mobilisierter Soldaten, sie sterben, dann begreifen sie, dass es noch Widerstandsnester gibt, und sie fangen wieder an zu bombardieren“.

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