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Alexandra_Koch (CC0), Pixabay
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Kiew: Russen ändern Taktik in Sjewjerodonezk

Als eine der vielleicht schwersten Schlachten des Krieges mit Russland hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Kampf um die Stadt Sjewjerodonezk bezeichnet. Diese sei richtungsweisend für den Kampf im Osten des Landes: „In vielem entscheidet sich dort das Schicksal unseres Donbas.“ Laut Selenskyjs Berater Olexij Arestowytsch änderten die russischen Truppen in der Stadt die Taktik. Die russischen Soldaten hätten sich aus der Stadt zurückgezogen und würden sie nun mit Artillerie und aus der Luft beschießen.

Bürgermeister: Noch 10.000 Zivilisten in Sjewjerodonezk

Der Bürgermeister von Sjewjerodonezk, Olexander Stryuk, bezeichnet die Situation in der Stadt als „schwierig, aber beherrschbar“. Die Verteidigungslinien halten trotz intensiven Artilleriebeschusses, aber es sei unmöglich, die Stadt zu evakuieren. Seinen Angaben zufolge befinden sich noch 10.000 Zivilisten in der Stadt.

Zadic für EU-weite Regelung bei Oligarchenvermögen

Justizministerin Alma Zadic (Grüne) hat den Vorschlag der EU-Kommission, wonach Vermögen russischer Oligarchen einfacher beschlagnahmt werden sollen, als „sehr sinnvoll“ bezeichnet. „Durch die uneinheitlichen Regelungen europaweit kann es durchaus zu Lücken kommen“, sagt Zadic. Daher brauche es eine Vereinheitlichung bei der Strafhöhe und bei den Delikten.

Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, das Umgehen von Sanktionen EU-weit als Straftat festzulegen. Nach ihren Angaben unterlaufen kremlnahe russische Milliardäre die Sanktionen bisher etwa dadurch, dass sie Jachten in internationale Gewässer bringen oder Vermögen auf andere Eigentümer übertragen. Die EU-Justizministerinnen und -minister beraten heute dazu.

Ukrainischer Kommandeur: Mangel an Artillerie

Den ukrainischen Streitkräften, die um die Kontrolle der ostukrainischen Zwillingsstädte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk kämpfen, fehlt es an Artillerie, sagt ein Kommandeur der Nationalgarde, die in dieser Region kämpft, im staatlichen Fernsehen, berichtet CNN.

„Es gibt hier kein Problem, dass wir schlechte Stellungen haben, schlecht manövrieren oder eine gute Position wählen“, sagt der ukrainische Kommandeur Petro Kuzyk. „Das Problem ist, dass wir einen katastrophalen Mangel an Artilleriegeschützen haben.“ Die Schlüsselfrage, ob der Besatzer einen Vorteil bei der Artillerie hat, sei nicht geklärt.

Evakuierung von Sjewjerodonezk nicht möglich

Laut Gajdaj sind eine Evakuierung von Sjewjerodonezk sowie ein Transport von Gütern nicht möglich. Das Krankenhaus verfüge noch über das Notwendige, um Verwundete zu stabilisieren. Er betont zudem, dass die russischen Truppen nicht die Strecke Lyssytschansk – Bachmut kontrollieren, sondern diese ständig stürmen: „Wir benutzen diese Straße nicht.“

Gouverneur: Angriffe auf Chemiefabrik in Sjewjerodonezk

Im Osten der Ukraine setzen russische Truppen nach ukrainischen Angaben ihre Angriffe auf Wohn- und Industriegebiete in Sjewjerodonezk fort. Durch den Beschuss der Chemiefabrik Asot seien vier Menschen getötet worden, so der Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Gajdaj. Die Anlage wird nach ukrainischen Angaben von Hunderten Zivilisten als Luftschutzbunker genutzt.

Eine vergleichbare Einkesselung durch russische Truppen wie bis vor Kurzem in der Hafenstadt Mariupol drohe derzeit jedoch nicht. Von russischer und prorussischer Seite wird immer wieder der Vorwurf geäußert, die Ukrainer hätten die Zivilisten in die Asot-Keller gelockt und das Gelände dann vermint. Belege dafür gibt es nicht.

Russischer Diplomat sieht Fortschritte im Donbas

Russische Streitkräfte machen laut dem russischen UNO-Botschafter Wassili Nebensja Fortschritte im Donbas. Gegenüber der BBC weist er Spekulationen zurück, dass Moskaus „Spezialoperation“ ins Stocken geraten sei oder sich nicht wie geplant entwickelt habe. „Niemand hat versprochen, ihn (den Sieg, Anm.) in drei oder sieben Tagen zu erringen.“

Stoltenberg sagt kurzfristig Berlin-Besuch ab

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat seinen Besuch in Berlin kurzfristig aufgrund einer Erkrankung abgesagt. Das teilt das deutsche Verteidigungsministerium mit. „Der NATO-Generalsekretär hat darüber informiert, dass sein Besuch in Berlin kurzfristig abgesagt wird“, heißt es in einer Erklärung.

Einem NATO-Sprecher zufolge werde Stoltenberg den geplanten Besuch „nicht persönlich, sondern aus der Ferne“ absolvieren.

Militärkrankenhaus hat Kapazitäten verdoppelt

Ein Militärkrankenhaus im Osten der Ukraine hat durch die anhaltenden Kampfhandlungen in der Donbas-Region die Anzahl an Betten zur Versorgung von Verwundeten verdoppelt. Im Gespräch mit dem britischen Sender Sky News berichtet Militärchirurg Serhij Sliesarenko über die Überbelegung der Einrichtung.

GB: Russischer Vorstoß südlich von Isjum stärker

Das britische Verteidigungsministerium hat in den vergangenen 48 Stunden verstärkte russische Bemühungen beobachtet, südlich von Isjum in der Ostukraine vorzustoßen. Dieser Vorstoß ist seit April ins Stocken geraten, nachdem die ukrainischen Streitkräfte das Terrain gut genutzt haben, um Russlands Vormarsch zu verlangsamen, heißt es in dem Bericht.

Russland versuche wahrscheinlich, in diesem Gebiet wieder in Schwung zu kommen, um weiteren Druck auf Sjewjerodonezk auszuüben und sich die Möglichkeit zu verschaffen, tiefer in die Oblast Donezk vorzustoßen.

Experten: Russischer Cyberkrieg überraschend schlecht

Russland hat in der Ukraine mit Methoden der digitalen Kriegsführung bisher deutlich weniger Erfolg gehabt, als von vielen erwartet worden ist. Fachleute hätten mit verheerenden, großflächigen Cyberangriffen auf die Ukraine gerechnet, sagt General Karol Molenda, Leiter des polnischen Nationalen Cybersicherheitszentrums. Aber die Ukraine sei vorbereitet gewesen und „hat den Angriffen Russlands standgehalten“.

Der litauische Chef für Cybersicherheit, Oberst Romualdas Petkevicius, sagt der Nachrichtenagentur AFP, Russland sei offenbar nicht in der Lage, „einen koordinierten Cyber- und kinetischen Krieg zu führen“. Derzeit gebe es überall in der Ukraine Cyberaktivitäten, „aber ich glaube nicht, dass sie sehr gut geplant sind“.

Selenskyj: Russland fühlt sich noch immer stark

Russland sei nicht bereit, über ein Ende des Krieges zu verhandeln, weil es sich immer noch stark fühle, sagt Selenskyj. „Wir müssen Russland schwächen, und die Welt soll das tun. Wir müssen Russland komplett aus dem globalen Finanzsystem ausschalten.“ Die Ukraine sei bereit, mit Russland zu verhandeln, um den Krieg zu beenden – aber „nicht auf Kosten unserer Unabhängigkeit“.

Kiew rechnet mit EU-Kandidatenstatus

Selenskyjs Sondergesandter für eine EU-Beitrittsperspektive, Olexij Tschernyschow, hat sich nach Gesprächen in Berlin zuversichtlich gezeigt, dass sein Land den Kandidatenstatus für die Europäische Union erhalten wird.

Wenn die EU-Kommission in der kommenden Woche eine entsprechende Empfehlung abgebe, gehe er von einer Zustimmung der 27 Mitgliedsstaaten bei ihrem Gipfeltreffen am 23. und 24. Juni in Brüssel aus.

Russland im Arktischen Rat isoliert

Wegen des Angriffskrieges gegen die Ukraine bleibt Russland im Arktischen Rat isoliert. „Wir beabsichtigen eine begrenzte Wiederaufnahme unserer Arbeit im Arktischen Rat in Projekten, die keine Beteiligung der Russischen Föderation beinhalten“, teilen die restlichen Mitglieder Schweden, Dänemark, Finnland, Island, Kanada, Norwegen und USA mit.

Anfang März haben die Regierungen der Länder mitgeteilt, dass sie ihre Teilnahme an Aktivitäten des Rates aussetzen. Russland hält derzeit den Vorsitz im Arktischen Rat. Das Gremium gilt als wichtigstes Forum zur Zusammenarbeit in der Region rund um den Nordpol.

„Entscheidungen im Namen des Arktischen Rates, die ohne unser Land angenommen werden, sind illegitim und verletzen das vorgesehene Konsensprinzip“, kritisiert Russlands Botschafter in den USA, Anatoli Antonow.

Kiew: Neue russische Taktik in Sjewjerodonezk

Nach Angaben eines Beraters von Selenskyj haben die russischen Truppen ihre Taktik in der Schlacht um Sjewjerodonezk geändert. Die russischen Soldaten hätten sich aus der Stadt zurückgezogen und würden sie nun mit Artillerie und aus der Luft beschießen. Infolgedessen sei das Stadtzentrum menschenleer, so Olexij Arestowytsch. „Sie haben sich zurückgezogen, unsere Truppen haben sich zurückgezogen, also trifft die Artillerie einen leeren Ort. Sie schlagen hart zu, ohne besonderen Erfolg.“

Ukraine und Russland tauschen weitere Leichen aus

Die Ukraine und Russland haben nach Behördenangaben aus Kiew der jeweils anderen Seite die Leichen von 50 Soldaten übergeben. Unter den getöteten Ukrainern seien 37 „Helden“, die sich an der Verteidigung des Asow-Stahl-Werkes in Mariupol beteiligt hätten, teilt das ukrainische Ministerium für die Wiedereingliederung der vorübergehend besetzten Gebiete in Kiew mit.

Der Austausch hat nach ukrainischen Angaben entlang der Front im Gebiet Saporischschja im Süden des Landes stattgefunden.

Polnische Kritik an Telefonaten mit Putin

Der polnische Präsident Andrzej Duda kritisiert, dass der deutsche Kanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron weiter mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Gespräche führen. „Diese Gespräche bringen gar nichts“, kritisiert Duda in einem „Bild“-Interview.
Der polnische Präsident Andrzej Duda
AP/Michal Dyjuk

Die Situation sei ähnlich wie mit Adolf Hitler im Zweiten Weltkrieg. „Und hat jemand während des Zweiten Weltkrieges auf diese Weise mit Adolf Hitler gesprochen?“, fragt Duda. „Sagte jemand, dass er sein Gesicht bewahren muss? Dass man es so machen müsse, dass es nicht erniedrigend ist für Adolf Hitler?“ Solche Stimmen kenne er nicht.

Selenskyj: Sjewjerodonezk entscheidet über Donbas

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnet die Schlacht um Sjewjerodonezk als richtungsweisend für den Kampf im Osten des Landes. „Sjewjerodonezk bleibt das Epizentrum der Auseinandersetzungen im Donbas.“

Das ukrainische Militär füge dem Gegner dort spürbare Verluste zu. „Das ist eine sehr brutale und schwere Schlacht. Vielleicht eine der schwersten dieses Krieges (…) In vielem entscheidet sich dort das Schicksal unseres Donbas.“

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