Die Ukraine stellt sich auf einen länger andauernden Abwehrkrieg gegen Russland ein. Erst Ende August, nach Gegenangriffen, will der ukrainische Chefunterhändler David Arachamija die Friedensverhandlungen mit Moskau wieder aufnehmen, wie er in einem am Samstag erschienenen Interview mit dem Sender Voice of America sagte. Dann werde sein Land eine bessere Verhandlungsposition haben.
Ukrainische Angriffe auf Donezk
Nach Angaben des separatistischen Bürgermeisters der Regionalhauptstadt Donezk, Alexej Kulemzin, wurden heute mehrere Stadtteile von ukrainischen Regierungstruppen beschossen. Ein Gebäude der Nationalen Universität Donezk, eine Schule, Geschäfte, Wohnhäuser und Verwaltungsgebäude seien beschädigt worden, schreibt Kulemzin auf Telegram. Auch Tote und Verletzte habe es gegeben.
Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden, aber ein Team der Nachrichtenagentur Reuters, das sich am Freitag in der Stadt aufhielt, berichtete von schweren Bombardierungen und filmte Feuerwehrleute, die einen Brand bekämpften, sowie Zivilisten, die in einem Keller Schutz suchten.
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Berlin prüft Hinweise auf russische Kriegsverbrechen
Das Bundeskriminalamt (BKA) hat nach eigenen Angaben mehrere hundert Hinweise auf Kriegsverbrechen russischer Soldaten in der Ukraine. „Bisher haben wir eine dreistellige Zahl von Hinweisen erhalten“, sagt BKA-Präsident Holger Münch der „Welt am Sonntag“ laut Vorabbericht. Ermittelt werde nicht nur zu Tätern von Kriegsverbrechen, sondern auch zu den dafür militärisch und politisch Verantwortlichen.
„Unser klares Ziel ist es, die für Gräueltaten Verantwortlichen zu identifizieren, ihre Taten durch unsere Ermittlungen nachzuweisen und sie vor ein Gericht zu stellen.“ Das BKA gehe allen Spuren nach, suche Hinweisgeber und sammele Beweise. „Damit bereiten wir uns auf mögliche Anklagen gegen Personen, die mutmaßlich Verantwortung für Kriegsverbrechen in der Ukraine tragen, in Deutschland vor.“ Nach dem Weltrechtsprinzip können Kriegsverbrecher auch in Deutschland vor Gericht gestellt werden.
Raketeneinschlag in Krywyj Rih
In der Stadt Krywyj Rih im Zentrum der Ukraine sind nach Angaben der örtlichen Behörden Raketen eingeschlagen. Es gebe mindestens zwei Opfer, teilen die Behörden auf Telegram mit. Es sei ein Bezirk im Süden der Stadt getroffen worden. Krywyj Rih liegt in der Region Dnipropetrowsk.
Abschied von getötetem Aktivisten in Kiew
Hunderte Ukrainer und Ukrainerinnen haben in Kiew Abschied von einem im Krieg getöteten Demokratieaktivisten genommen. Die Beerdigung des 24-jährigen Roman Ratuschny hat heute im St. Michaelskloster in Kiew stattgefunden.
Ratuschny hat eine wichtige Rolle in der proeuropäischen Revolution von 2013/14 gespielt. Er – damals Schüler – ist einer der ersten Demonstranten auf dem Maidan gewesen. Später hat er sich im Kampf gegen die Korruption engagiert. Nach Beginn des russischen Angriffskrieges war er in die Armee eingetreten und am 9. Juni in Charkiw getötet worden.
Selenskyj auf Frontbesuch im Süden der Ukraine
Präsident Selenskyj hat offiziellen Angaben nach eine weitere Frontregion besucht – Mykolajiw im Süden der Ukraine. Auf einem Video in seinem Telegram-Kanal ist zu sehen, wie Selenskyj Ruinen in der Stadt in Augenschein nimmt und nach einer Lagebesprechung Orden verteilt.
Er habe an einem Treffen zu wichtigen Themen in der Region teilgenommen. „Wir haben den Zustand der Wirtschaft, die Wiederherstellung der Wasserversorgung und die Situation in der Landwirtschaft besprochen. Besonderes Augenmerk wurde auf Bedrohungen von Land und Meer gelegt“, heißt es in der Beschreibung des Videos.
Johnson: Song Contest 2023 sollte in Ukraine stattfinden
Der britische Premierminister Boris Johnson spricht sich für eine Austragung des nächsten Eurovision Song Contest (ESC) in der Ukraine aus. „Tatsache ist, dass sie ihn gewonnen haben, und sie verdienen es, ihn zu haben“, sagt Johnson.
Er selbst habe sich bei einem kurzfristigen Besuch in Kiew gestern davon überzeugt, dass die Stadt schon sehr viel belebter sei als noch vor einigen Wochen. „Kiew oder eine andere sichere ukrainische Stadt wäre ein fantastischer Austragungsort“, sagt Johnson. „Es ist noch ein Jahr bis dahin, ein Jahr. Das wird okay sein.“
Kiew: Wien sicherer Hafen für russische Agenten
Der Sekretär des nationalen Sicherheitsrates der Ukraine, Oleksij Danilow, hat Wien als sicheren Hafen für russische Agenten bezeichnet. „Wien ist zu einer weiteren Hauptstadt geworden, in der sich russische Agenten verstecken. Es wimmelt nur so von ihnen. Das hat sich historisch entwickelt“, sagt Danilow gegenüber der Onlinezeitung Liga.net, wie die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform berichtet.
Die mehr als drei Monate dauernden russisch-ukrainischen Kämpfe im Asow-Stahl-Werk in Mariupol haben die Fabrik großteils zerstört und mit Einschusslöchern übersät. Filmaufnahmen zeigen nun, wie es aktuell im Inneren der Fabrik aussieht.
Britischer Geheimdienst: Schwierige Lage für Zivilisten in Sjewjerodonezk
Zivilisten in der schwer umkämpften ukrainischen Stadt Sjewjerodonezk müssen nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten sehr schwierige Abwägungen treffen. Einerseits gebe es angesichts zerstörter Brücken – außer den von Russland und seinen Verbündeten einseitig ausgegebenen humanitären Korridoren – kaum Wege, um aus der Stadt zu kommen.
Andererseits habe Moskau schon in früheren Fällen in der Ukraine und auch in Syrien solche Korridore als Mittel missbraucht, um sich Vorteile auf dem Schlachtfeld zu verschaffen und Menschen zwangsweise umzusiedeln, heißt es in einer Mitteilung des britischen Verteidigungsministeriums.
Sie warnen jedoch: „Wenn eingeschlossene Zivilisten das Angebot ablehnen, durch einen Korridor hinauszugehen, wird Russland das wahrscheinlich als Rechtfertigung nehmen, um weniger Unterschied zwischen ihnen und irgendwelchen militärischen ukrainischen Zielen zu machen.“
Russische Superjacht in Hawaii angekommen
Eine russische Superjacht, die von den USA beschlagnahmt worden ist, ist unter amerikanischer Flagge im Hafen von Honolulu eingetroffen. Das FBI hat die „Amadea“ mit dem russischen Oligarchen Suleiman Kerimow in Verbindung gebracht.
Russlands Kohleexport könnte um Drittel einbrechen
Russlands Kohleexport könnte als Folge der internationalen Sanktionen in diesem Jahr nach Schätzungen der Regierung in Moskau um 30 Prozent auf 156 Millionen Tonnen zurückgehen. Die gesamte Kohleproduktion des Landes könne um 17 Prozent auf 365,1 Millionen Tonnen fallen, meldet die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Energieministerium.
Grundlage der Schätzung sei das schlechteste Szenario, wenn ein vollständiges Embargo russischer Kohle in Kraft sei. Das Importverbot für russische Kohle, das die Europäische Union verhängt hat, wird im August voll wirksam.
Delegation aus Niederösterreich sagt Wiederaufbau zu
Eine Delegation aus Niederösterreich reist am Wochenende nach Kiew, danach soll es auch nach Lwiw (Lemberg) gehen. Obwohl noch Krieg herrscht, sollen erste Initiativen für den Wiederaufbau in der Ukraine gesetzt werden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Empfehlung der EU-Kommission zu einem EU-Beitrittsverfahren für sein Land begrüßt. „Die Ukraine verdient diese guten Nachrichten“, sagt Selenskyj in einer Videobotschaft. Die Empfehlung der EU-Behörde sei ein „historischer Erfolg für alle, die für unseren Staat arbeiten“.
Kiew: Verhandlungen mit Moskau erst im August
Der ukrainische Chefunterhändler David Arachamija will erst Ende August nach der Durchführung von Gegenangriffen die Friedensverhandlungen mit Moskau wieder aufnehmen. Ende August werde die Ukraine eine bessere Verhandlungsposition haben, sagt er in einem Interview mit dem Sender Voice of America. „Ich denke, wir werden eine Operation mit Gegenangriffen an verschiedenen Orten führen“, sagt Arachamija, ohne Details zu nennen.
US-Drohnenverkauf an die Ukraine stockt offenbar
Der Plan der US-Regierung, vier waffentaugliche Drohnen an die Ukraine zu verkaufen, ist Insidern zufolge erst einmal gestoppt worden. Man befürchtet, dass die hoch entwickelte Überwachungsausrüstung in feindliche Hände fallen könnte, so zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen.
„Technologische Sicherheitsüberprüfungen sind ein Standardverfahren für den Transfer von US-Verteidigungsartikeln an alle internationalen Partner. Durch den etablierten Prozess werden nationale Sicherheitsbedenken an die zuständige Genehmigungsbehörde weitergeleitet“, sagt Pentagon-Sprecherin Sue Gough. Die Entscheidung, ob das Geschäft fortgesetzt werden soll oder nicht, wird nun auf höherer Ebene im Pentagon geprüft.
Polen fordert vor EU-Treffen weitere Russland-Sanktionen
Polen fordert weitere Strafmaßnahmen gegen Russland, um Moskau im Krieg zum Einlenken zu bewegen. „Es geht darum, die Sanktionen auszuweiten. Aus unserer Sicht muss ein siebentes Sanktionspaket so schnell wie möglich auf den Weg gebracht werden. Wir müssen den Druck aufrechterhalten“, sagt der Sprecher des polnischen Außenministeriums, Lukasz Jasina, der deutschen Zeitung „Welt am Sonntag“ vor dem Treffen der EU-Außenminister am Montag.
Russland versucht erneut Vormarsch bei Isium
Das russische Militär hat in den vergangenen 48 Stunden nach britischen Angaben offenbar erneut versucht, südlich der im Osten der Ukraine gelegenen Stadt Isium vorzurücken. Ziel der russischen Armee sei es, weiter in die Region Donezk vorzudringen und die umkämpfte Stadt Sjewjerodonezk von Norden her einzukesseln, teilt das Verteidigungsministerium auf Twitter unter Verweis auf den britischen Militärgeheimdienst mit.
Russische Medien führen gefangene US-Soldaten vor
Russische Medien haben zwei in der ukrainischen Armee kämpfende und von moskautreuen Truppen gefangen genommene US-Soldaten vorgeführt. Er habe der westlichen „Propaganda“ von den „schlechten Russen“ geglaubt und sei deswegen in den Krieg gezogen, rechtfertigt sich einer der Männer in einem Interview mit der kremlnahen Zeitung „Iswestija“, das das Blatt auf seinem Telegram-Kanal zeigte. „In den westlichen Medien wird uns nicht gesagt, wie inkompetent und korrupt die ukrainische Armee ist“, sagt er.
Der zweite Gefangene hat bei einem Auftritt beim Kreml-Sender RT nur einen Gruß an seine Mutter übermittelt und von der Hoffnung gesprochen, nach Hause zurückkehren zu dürfen. Beide Soldaten stammen laut russischen Medien aus dem US-Bundesstaat Alabama und sollen in der Nähe von Charkiw gefangen genommen worden sein.
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