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In einer interessanten Branchenumfrage hat die renommierte Fondszeitung Emissionshäuser von geschlossenen Fonds nach ihren Zukunftserwartungen befragt. Danach geht die Mehrheit davon aus, dass die Talsohle im Neugeschäft durchschritten sei und mehr als die Hälfte erwartet ein besseres Neugeschäft. Dem entgegen steht die Einschätzung, dass sich das Gesamtergebnis an platzierten Fondsvolumen in 2013 abermals verringern könnte. Nur rund 10 % erwarten eine Steigerung. Interessant ist dabei, dass viele ihr Geschäft mit so genannten Spezialfonds ankurbeln wollen. Immerhin 60 % sehen, dass sich hierdurch eine positive Steigerung für den Gesamtmarkt ergeben könnte. Dabei ist insbesondere eine Zahl, die ungebundenen Finanzdienstleistern ins Auge springen sollte. Denn rund 90 % der befragten Initiatoren wollen ihr Geschäft durch Umsätze mit Anleihen stärken und weit mehr als die Hälfte sehen genau in diesem Bereich eine Chance, das Gesamtgeschäft anzukurbeln.

Anleihen sowie Spezialfonds verlangen in der Regel als regulierte Produkte die Unterstellung unter ein Haftungsdach bzw. eine Zulassung nach dem Kreditwesengesetz. Es handelt sich hierbei bislang zumindest zumeist um Produkte, die über den Bankschalter verkauft werden. Überhaupt ist der seit Jahren steigende Umsatzanteil durch Banken und Sparkassen im Bereich der geschlossenen Fonds ein Thema, das von vielen bislang verdrängt wird. Dabei ist es nicht die Frage der konzeptionellen Ausgestaltung vom Beteiligungsmodell, ob das jeweilige Produkt auch „funktionieren“ wird – indirekt könnte man vielmehr meinen, dass durch die gesetzlichen Neuerungen im Sinne des Anlegerschutzes Banken bevorteilt und ungebundene Finanzdienstleister benachteiligt werden.

Schaut man sich denn auch einmal die Einschätzung der ungebundenen Finanzdienstleister, so gehen 42 % davon aus, dass der Umsatz in diesem Jahr noch einmal rückläufig sein wird. Lediglich 17 % erwarten eine Umsatzsteigerung. Legt man beide Entwicklungen übereinander, so könnte man vermuten, dass der Verdrängungswettbewerb in 2013 eine neue Dimension erfährt. Wenn mehr als 90 % der Befragten von Fonds-Initiatoren ihre Umsätze dadurch steigern wollen, dass sie Produkte anbieten, die von freien Finanzdienstleistern nicht vertrieben werden können, zumindest dann nicht, wenn sie sich nicht unter einen Haftungsdach begeben, dann könnte man dies auch mit einem Exodus der freien Finanzdienstleister gleichsetzen. Der freie und ungebundene Kapitalanlagevermittler war über weite Teile der „Geschichte des Beteiligungsmarktes“ derjenige, der nicht nur Trends gesetzt hat, sondern der auch für den maßgeblichen Umsatz verantwortlich war. Die Banken haben – vermutlich provisionsgetrieben – in den letzten Jahren deutlich zugelegt und somit den Markt der Beteiligungsmodelle immer mehr für sich in Anspruch genommen.

Ungebundene Finanzdienstleister sollten daher sehr genau aufpassen, welcher Emittent seine eigenen Interessen mehr vor die des Vertriebs stellt. Bislang ist nur ein Bruchteil der so genannten freien Berater in der Lage, Produkte mit Anleihestrukturen zu verkaufen. Schon jetzt ist klar, dass die Einführung des Paragraphen 34f der Gewerbeordnung den Vertrieben mehr abverlangt. Dabei sind wir immer noch nicht auf der Ebene, dass ihnen formal auch der Vertrieb von Anleihen und ähnlichen Produkten zugestanden wird. Es wird also immer enger in diesem Geschäft. Und die Branchenumfrage der Fondszeitung – erfreulich neutral formuliert – sollte zu denken geben. Warum wohl wollen Emittenten den Anteil von Anleihen erhöhen? Geht es hier nicht darum, institutionelle Strukturen für sich zu erschließen und andersherum gefragt: Wenn doch der geschlossene Fonds auch für institutionelle Investoren so interessant ist, warum gelingt es dem freien Kapitalanlagevertrieb nicht auch, die nötigen Kundenzielgruppen für sich zu erschließen? Ist es letztendlich der fehlende Umsatz, der den Markt richten wird, und letztendlich eine sich selbst erfüllende Prophezeiung nach sich zieht?

Der Chefredakteur von kapital-markt intern hat es in einem Beitrag von ASS Compact wie immer deutlich auf den Punkt gebracht: Sachwertanlagen – zu diesen gehören geschlossene Fonds nun einmal – sind eine sinnvolle Alternative im Gesamtportfolio von Anlegern.
Diese Aussage kann und muss sowohl für private Investoren als auch für institutionelle Investoren gelten. Dabei weisen unterschiedliche Erhebungen nach, dass diese Assetklasse besser ist als ihr Ruf.

Ich wünsche mir einmal einen Vergleich über die letzten zehn Jahre, welche Anleger mit welchen Anlageformen mehr Geld verloren oder verdient haben. Dabei ist es schon fast absurd, dass die Hälfte der befragten Vertriebe offene Fonds in Zukunft favorisieren wollen. Nicht, dass ich etwas gegen offene Fonds hätte, aber die Verluste gerade im Bereich der offenen Immobilienfonds, die Verluste im Bereich der Aktienfonds, die Anleger heute mühsam kompensieren sollen, sind doch nicht wirklich die Benchmark, an der sich Entscheidungen ausrichten sollten.

Der geschlossene Fonds ist in ein merkwürdiges Fahrwasser geraten: Die freien ungebundenen Finanzdienstleister werden verantwortlich gemacht für die Probleme der Vergangenheit, während gleichzeitig institutionelle Investoren ihren Anteil bei derartigen Sachwertanlagen erhöhen. Das sollte zum Nachdenken anregen. Konzeptionelle Ausgestaltungen – das hat die Vergangenheit mehr als einmal gezeigt – sind nicht der Grund des Übels. Zertifikate, über Jahre als Allheilmittel gepriesen, spielen heute kaum mehr eine Rolle. Es geht vielmehr darum, was mit dem Geld der Anleger gemacht wird. Dabei spielt der Mantel „geschlossene Fonds“ keine Rolle. Anbietern, denen es gelingt aufzuzeigen, warum man gerade ihnen sein Geld anvertrauen sollte, dürften auch weiterhin eine große Chance haben, bei Kunden zu punkten. Ob der Vertrieb dabei über freie Finanzdienstleister oder über den Bankschalter erfolgt, sollte dabei keine Rolle spielen.

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