Die US-Regierung unter Donald Trump steht wegen umstrittener Abschiebungen venezolanischer Migranten in die Kritik. Laut Berichten von USA Today werden Menschen ohne Gerichtsverfahren nach El Salvador ausgeflogen, wo sie in Hochsicherheitsgefängnissen landen. Angehörige und Anwälte sagen, viele Betroffene hätten keinerlei kriminellen Hintergrund – ihre einzige „Auffälligkeit“ seien harmlose Tattoos.
Geheimnisvolle Abschiebungen – wohin sind sie verschwunden?
Jefferson José Laya Freites, 33, hatte am Donnerstag einen Gerichtstermin in Aurora, Colorado. Doch als der Richter seinen Namen aufrief, blieb sein Platz leer.
„Seine Frau hat ihn in einem Video aus einem salvadorianischen Gefängnis erkannt“, erklärte die Anwältin Monique Sherman vor Gericht.
Der zuständige Staatsanwalt konnte nicht erklären, wo sich Laya Freites befindet. Offiziell wurde er an „lokale Behörden“ übergeben, doch die Spur verliert sich in Texas. Seine Familie und sein Anwalt erfuhren erst aus Videos in sozialen Netzwerken, dass er offenbar in El Salvador inhaftiert wurde – ohne Prozess, ohne Beweise für eine Straftat.
Laut der Trump-Regierung soll Laya Freites Mitglied der berüchtigten venezolanischen Gang Tren de Aragua sein, die für Drogenhandel, Erpressung und Schmuggel bekannt ist. Doch laut offiziellen Berichten der US-Behörden gibt es in den gesamten USA nur rund 135 bekannte Mitglieder dieser Bande. Trotzdem hat die Trump-Regierung allein letzte Woche über 200 Venezolaner nach El Salvador abgeschoben.
Tattoos als Abschiebungsgrund?
Franco José Caraballo, 26, ein ehemaliger Friseur aus Venezuela, wurde bei einem routinemäßigen Check-in bei der Einwanderungsbehörde in Dallas festgenommen. Sein Anwalt Martin Rosenow berichtet:
„Er hatte keinen Strafregistereintrag, keine Vergehen, hat sich an alle Vorschriften gehalten – trotzdem wurde er ohne Anhörung abgeschoben.“
Besonderes Augenmerk legten die Behörden auf seine Tattoos: eine Stoppuhr mit der Geburtszeit seiner Tochter und eine Rasierklinge, die auf seinen Beruf als Friseur verweist.
„Mein Mann hat keine kriminelle Vergangenheit“, sagt seine Frau Johanny. „Wir haben um Asyl gebeten, weil wir in Venezuela verfolgt wurden. Jetzt ist er ohne Grund in einem salvadorianischen Gefängnis.“
Tren de Aragua – wirklich eine Bedrohung?
Die Bande Tren de Aragua hat ihren Ursprung im venezolanischen Gefängnissystem und wird von US-Behörden als „aufstrebende kriminelle Organisation“ beschrieben. Trump jedoch bezeichnete die Gruppe als „Terrororganisation“ und behauptete, ihre Mitglieder hätten „amerikanische Städte übernommen“.
Eine USA Today-Recherche ergab allerdings, dass Tren de Aragua in den USA nur vereinzelt in Straftaten verwickelt war. Experten halten es für übertrieben, die Gang als große Bedrohung darzustellen.
„Die Regierung nutzt eine übertriebene Gang-Narrative, um politische Maßnahmen zu rechtfertigen“, kritisiert die Aktivistin Kate Wheatcroft. Ihre Organisation hat 50 abgeschobene Venezolaner überprüft – 44 von ihnen hatten keinerlei kriminellen Hintergrund.
Gericht stoppt Abschiebungen – Regierung ignoriert den Beschluss
Ein Bundesrichter versuchte vergangenes Wochenende, die Abschiebungen zu stoppen. Doch laut Gerichtsdokumenten ignorierte die Regierung den Beschluss und schickte mindestens drei Flüge mit Migranten nach El Salvador.
Auf die Frage, warum diese Flüge trotz gerichtlicher Anordnung stattfanden, verweigerten Regierungsbeamte jede Auskunft mit Verweis auf „nationale Sicherheitsinteressen“.
„Menschen wurden ohne Gerichtsverfahren entführt und in ein fremdes Gefängnis gesteckt“, kritisiert die Anwältin Margaret Cargioli. „Das ist ein eklatanter Menschenrechtsverstoß.“
Fazit: Ein gefährlicher Präzedenzfall?
Trump setzt mit seiner Einwanderungspolitik auf Härte – doch die jüngsten Enthüllungen über geheime Abschiebungen und die fragwürdige Kriminalisierung von Migranten werfen Fragen auf.
Menschen ohne Verfahren in Drittstaaten zu deportieren, könnte einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen. Die Familien der Betroffenen fordern jetzt Gerechtigkeit – doch ob sie diese bekommen, bleibt fraglich.
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