Bolivien steht aufgrund anhaltender Wald- und Buschbrände vor einer der schwersten Umweltkatastrophen seiner Geschichte. Bereits rund zehn Millionen Hektar Land sind in diesem Jahr zerstört worden, berichtet die Zeitung „El Deber“ unter Berufung auf Daten des Nationalen Instituts für Agrarreform (INRA). In ganz Südamerika wurde 2024 eine Rekordzahl an Brandherden verzeichnet, die schwerwiegende Auswirkungen auf Umwelt und Klima hat.
Zum Vergleich: Während im Vorjahr eine Fläche von 6,3 Millionen Hektar den Flammen zum Opfer fiel, waren es bis Anfang Oktober dieses Jahres bereits 9,8 Millionen Hektar. Die durch die Brände zerstörte Fläche ist größer als das gesamte österreichische Staatsgebiet. Besonders alarmierend ist, dass 61 Prozent der verbrannten Gebiete Wälder betrafen – Lebensräume von unzähligen Pflanzen- und Tierarten sowie wichtige Kohlenstoffspeicher.
Dramatische Zunahme der Brände
Die Zahl der Brandherde hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Das brasilianische Institut für Weltraumforschung (INPE) zählte in Bolivien bereits 85.500 Brandherde, was den höchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1998 darstellt. Die Auswirkungen auf die Umwelt sind verheerend. Wälder, die jahrzehntelang Kohlenstoff aus der Atmosphäre gebunden haben, setzen nun enorme Mengen davon frei. In Bolivien wurde durch die Brände allein bis Mitte September eine Rekordmenge von 76 Megatonnen Kohlenstoff freigesetzt – der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen.
Ursachen und Folgen
Die schwerwiegenden Brände werden durch eine Kombination aus extremen Wetterbedingungen und menschlichen Aktivitäten verursacht. Die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten, die durch den Klimawandel verstärkt wird, hat die Ausbreitung der Brände begünstigt. In vielen Fällen sind es jedoch gezielte Brandrodungen, um Weideflächen für die Viehzucht oder landwirtschaftliche Nutzflächen zu schaffen, die die Katastrophe verschärfen. Die intensive Landwirtschaft, insbesondere für den Anbau von Soja, ist eine der Hauptursachen für die Brände. Diese Praxis hat nicht nur verheerende Auswirkungen auf lokale Ökosysteme, sondern trägt auch erheblich zur globalen Klimakrise bei.
Verheerende Auswirkungen auf Südamerikas Ökosysteme
Südamerika erlebt ein besonders katastrophales Jahr in Bezug auf Waldbrände. In Brasilien wurden bis Ende September über 210.000 Brände registriert, fast doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Besonders betroffen sind der Amazonas-Regenwald, die Cerrado-Feuchtsavannen und das Pantanal, das größte tropische Feuchtgebiet der Welt. Diese Ökosysteme sind nicht nur Heimat einer einzigartigen Flora und Fauna, sondern spielen auch eine entscheidende Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf. Ihr Verlust durch Brände beschleunigt den Klimawandel und führt zu einem weiteren Anstieg der globalen Temperaturen.
In Peru wurden seit Jahresbeginn mehr als 10.000 Feuer erfasst, und die dortigen Naturschutzgebiete erleiden schwere Schäden. Tausende Wildtiere sind den Flammen zum Opfer gefallen. In der Hauptstadt Ecuadors, Quito, bedrohten Waldbrände sogar städtische Gebiete.
Ein globales Problem
Die aktuellen Brände in Südamerika verdeutlichen die dringende Notwendigkeit eines globalen Umdenkens in der Landnutzung und im Umweltschutz. Boliviens Regierung hat zwar den Notstand ausgerufen, doch die Bekämpfung der Brände ist angesichts der Ausmaße und der schwierigen Bedingungen eine gewaltige Herausforderung. Neben Sofortmaßnahmen zur Brandbekämpfung sind langfristige Lösungen gefragt, die nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken fördern und den Schutz der Wälder sicherstellen. Nur so kann der Kreislauf von Bränden, Dürre und Umweltzerstörung durchbrochen werden.
Die Klimakrise verstärkt Naturkatastrophen wie diese und zeigt, wie dringend internationale Zusammenarbeit und ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen notwendig sind. Denn die Auswirkungen der Brände in Bolivien und ganz Südamerika betreffen nicht nur die Region, sondern haben globale Konsequenzen für die Artenvielfalt und das Klima.
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