Der Internet-Riese Unister ist pleite. Das Unternehmen, das Reiseportale wie „ab-in-den-urlaub.de“ und „fluege.de“ vermarktet und betreibt, meldete Anfang der Woche beim Amtsgericht Leipzig Insolvenz an. Nur wenige Tage zuvor verunglückte Unister-Gründer Thomas Wagner tödlich bei einem Flugzeugabsturz. Der 38-Jährige war in einem Kleinflugzeug der Marke Piper 32 von Venedig auf dem Rückweg nach Leipzig, als sein Flugzeug aus bisher unerklärlichen Gründen über Slowenien abstürzte.
Was wollte Thomas Wagner in Venedig?
Die Unister-Holding steckte seit geraumer Zeit in finanziellen Schwierigkeiten. Schon im Jahr 2012 begab das Leipziger Unternehmen über seine Tochtergesellschaft Travel24.com AG eine Mittelstandsanleihe begeben und so 20 Millionen Euro eingenommen. Ursprünglich sollte mit dem Geld eine Hotelkette aufgebaut werden, doch aus den Bilanzen ging stattdessen hervor, dass die Travel24.com AG das Geld als Kredit an Unister-Holding weiterreichte.
Zuletzt fand eine interne Untersuchung der Mittelverwendung des Online-Reisebüros im Zusammenhang mit der 2012 begebenen Anleihe statt. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG soll die Geldflüsse erforscht haben, und ein Kapitalmarktexperte und ein Strafrechtsprofessor von der Justus-Liebig-Universität Gießen den Wertpapierprospekt überprüft haben. Der Strafrechtler kam dann zu dem Schluss, es lägen Anhaltspunkte für einen Kapitalanlagebetrug vor.
Im Dezember des letzten Jahres erwarb Unister dann die börsennotierte Mantelgesellschaft Capital One, eine Gesellschaft ohne jede operative Tätigkeit. Die Firma wurde vom Unister-Vorstand ermächtigt, Options- und Wandelschuldverschreibungen im Umfang von 25 Millionen Euro zu begeben. Scheinbar wollte der Unister-Vorstand den finanziellen Ruin durch eine weitere Kapitalspritze verhindern. Zur Umsetzung dieses Vorhabens kam es jedoch nicht mehr.
Stattdessen machte sich Unister-Gründer und Manager Thomas Wagner auf seiner verzweifelten Suche nach Kapital auf den Weg nach Italien, wie Manager Magazin berichtet. Wagner wandte sich an den ehemaligen Banker K. und den Finanzvermittler B. aus dem Sauerland, die wiederum über den Mittelsmann Sch. aus Unna Kontakt zu einem venezianischen Geschäftsmann herstellten. Der mysteriöse Venezianer „Signore V.“, der sein Geld angeblich mit Juwelenhandel und Kreditgeschäft verdiente, sollte Wagner mit einem hohen Barkredit aushelfen.
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