Die US-Börsen starteten am Montag mit leichten Gewinnen, nachdem Präsident Donald Trump angekündigt hatte, bestimmte Elektronikimporte aus China von Zöllen auszunehmen. Doch im weiteren Verlauf des Tages verloren die Kurse an Schwung – vor allem im Technologiesektor.
Der Dow Jones lag zur Mittagszeit 160 Punkte oder 0,4 % im Plus. Der S&P 500 stieg um 0,5 %, der technologieorientierte Nasdaq Composite legte um 0,3 % zu. Alle drei großen Indizes hatten den Handelstag zunächst deutlich stärker begonnen, bevor die Dynamik nachließ. Der Nasdaq hatte zwischenzeitlich um bis zu 2,4 % zugelegt, bevor er zwischen Gewinnen und Verlusten schwankte. Dow und S&P rutschten kurzzeitig sogar ins Minus.
Bereits am Wochenende hatten die Futures auf US-Aktien zugelegt, nachdem ein am Freitagabend veröffentlichter Hinweis der US-Zollbehörde bekannt machte, dass Elektronikprodukte wie Smartphones und Computer temporär von den neuen China-Zöllen ausgenommen sind.
Dies folgte auf Trumps Entscheidung am Mittwoch, einen massiven Zollsatz von 145 % auf Importe aus China zu erheben. Die nun angekündigte Ausnahme betrifft jedoch nicht die separate 20 %-Abgabe auf chinesische Importe im Zusammenhang mit dem Fentanyl-Handel. Unternehmen wie Apple profitierten zunächst von der Nachricht und verzeichneten Kursgewinne.
Verwirrung rund um die Zollpolitik bleibt
Trotz kurzfristiger Entspannung warnten Experten vor anhaltender Unsicherheit. Handelsminister Howard Lutnick erklärte am Sonntag, die Ausnahmen für Elektronik seien lediglich vorübergehend. In wenigen Monaten seien neue Sonderzölle – insbesondere auf Halbleiter – zu erwarten.
„Elektronik ist von den gegenseitigen Zöllen ausgenommen, aber in die kommenden Halbleiterabgaben eingeschlossen“, sagte Lutnick gegenüber ABC News.
Globale Märkte reagieren positiv – doch in den USA überwiegt Vorsicht
Internationale Märkte entwickelten sich am Montag deutlich positiver: Der europäische STOXX 600 legte um 2,7 % zu, der deutsche DAX um 2,85 %. In Asien stieg der japanische Nikkei 225 um 1,2 %, der Hang Seng in Hongkong um 2,4 %. Nur Taiwans Leitindex bildete mit einem Rückgang von 0,8 % eine Ausnahme.
In den USA hingegen drückten neue Umfragedaten der New Yorker Fed auf die Stimmung. Demnach stiegen die kurzfristigen Inflationserwartungen der Verbraucher im April deutlich – um 0,5 Prozentpunkte auf 3,6 %, den höchsten Wert seit eineinhalb Jahren.
Rückblick auf turbulente Börsenwochen
Die US-Börsen haben zwei extrem volatile Wochen hinter sich. Zunächst stürzte der S&P 500 in der ersten Aprilwoche um 9 % ab – der schlechteste Wochenverlauf seit 2020. In der darauffolgenden Woche erholte sich der Index um 5,7 %, was den stärksten Wochengewinn seit 2023 darstellte. Der Wendepunkt war Trumps Ankündigung eines 90-tägigen Stopps für die meisten neuen „Reziprozitätszölle“. Dennoch liegt der Index weiterhin unter dem Stand vom 2. April – dem Tag vor Trumps erster Zollankündigung.
Die Märkte hoffen auf eine Fortsetzung der Erholung, doch die fehlende Klarheit über Trumps Handelspolitik bereitet Investoren Sorgen. Analysten von Morgan Stanley warnten am Freitag: „Die Verzögerung von Zöllen ist nicht gleichzusetzen mit deren Abschaffung. Anhaltende Unsicherheit kann das Vertrauen der Unternehmen stark beeinträchtigen und Investitionen sowie Neueinstellungen hemmen.“
Rezessionsängste wachsen
Goldman-Sachs-Chef David Solomon sagte am Montag in einer Gewinnmitteilung, das aktuelle Umfeld sei „deutlich anders“ als noch zu Jahresbeginn. Die Aussichten auf eine Rezession hätten zugenommen, so Solomon. Viele Kunden – darunter große Konzerne und institutionelle Anleger – seien durch die Unsicherheit gelähmt und zögerten mit wichtigen Entscheidungen.
Auch Star-Investor Ray Dalio äußerte sich am Wochenende besorgt. Trumps Zölle hätten die US-Wirtschaft „an den Rand einer Rezession – oder noch Schlimmerem“ gebracht. Gegenüber NBC News sagte Dalio: „Wir stehen an einem Wendepunkt. Wenn jetzt nicht klug gehandelt wird, könnte es noch schlimmer kommen.“
Die Analysten von Citi senkten am Freitag ihre Jahresendprognose für den S&P 500 von 6.500 auf 5.800 Punkte. Auch sie verwiesen auf zunehmende Unsicherheit bei Unternehmensgewinnen und Wachstumsprognosen.
„Keine Frage – die anfangs vorherrschende Goldlöckchen-Stimmung ist einer Phase völliger Unsicherheit gewichen“, hieß es im Citi-Bericht.
Blick auf die Anleihenmärkte
Ein weiteres Thema für Anleger in dieser Woche ist der US-Staatsanleihenmarkt, der letzte Woche so heftig schwankte, dass er sogar die Regierung beunruhigte. Einige Beobachter stellten infrage, ob US-Staatsanleihen noch als sicherer Hafen gelten.
Am Montag stabilisierten sich die Anleihen leicht. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe lag bei rund 4,4 %, nachdem sie am Freitag kurzzeitig über 4,5 % gestiegen war. (Anmerkung: Renditen und Anleihepreise entwickeln sich gegenläufig.)
Goldpreis auf Rekordhoch, Dollar schwächelt
Der US-Dollar-Index fiel am Montag um 0,4 % – der stärkste Wochenrückgang seit 2022. Der Dollar hat in diesem Jahr insgesamt nachgelassen, da Investoren zunehmend das Vertrauen in die US-Wirtschaft verlieren.
Gold hingegen erlebte einen Höhenflug: Am Freitag überstieg der Preis die Marke von 3.200 US-Dollar je Feinunze – ein Rekordwert. Seit Jahresbeginn ist Gold um über 21 % gestiegen. Analysten bei Goldman Sachs hoben ihr Jahresendziel für den Goldpreis auf 3.700 Dollar an – ein weiteres Zeichen für die hohe Nachfrage nach sicheren Anlagen in unsicheren Zeiten.
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