Nach drei Tagen mit massiven Kursverlusten verzeichnen die US-Börsen am Dienstagmorgen eine starke Gegenbewegung. Anleger scheinen kurzfristig Erleichterung gefunden zu haben – trotz der drohenden weiteren Eskalation im Zollstreit der USA mit China und anderen Handelspartnern.
Der Dow Jones stieg zur Eröffnung um 1.360 Punkte, ein Plus von 3,6 %. Der breiter gefasste S&P 500 legte um 3,4 % zu, der Technologieindex Nasdaq sogar um 3,76 %.
Kurserholung nach „Zoll-Schock“
In den vergangenen Tagen waren die Kurse stark eingebrochen – ausgelöst durch Befürchtungen, dass die von Präsident Donald Trump verhängten Zölle die USA und die Weltwirtschaft in eine Rezession treiben könnten. Doch nachdem viele Aktien als unterbewertet galten, nutzten Investoren die Gelegenheit für Käufe.
„Das ist eine ganz normale technische Reaktion nach einem Schock“, sagte Keith Lerner von Truist. Der Markt sei überverkauft, und in solchen Phasen seien Kursschwankungen nach oben typisch.
Sogar ein kurzes Gerücht über eine mögliche Pausierung der Zölle – das später vom Weißen Haus dementiert wurde – hatte am Montag für einen kurzfristigen Kurssprung gesorgt. „Auch wenn es nur Rauch war, bereitet sich der Markt jetzt auf das Feuer vor – auf echte Nachrichten“, schrieb Analyst Michael Block von Third Seven Capital.
Zollkrieg: Das große Pokerspiel
Doch der Aufschwung könnte trügerisch sein. Nach pauschalen 10 %-Zöllen auf nahezu alle Importe am Wochenende plant die US-Regierung heute Nacht die nächste Eskalation. Für einige Länder könnten Zölle auf bis zu 50 %, für China sogar auf 70 % steigen – mit Androhung weiterer Strafmaßnahmen.
China kündigte an, „bis zum Ende“ Widerstand zu leisten. Die Volksrepublik blockiert derzeit mehrere von Trump angestrebte Deals, etwa zur Übernahme von Häfen am Panamakanal durch US-Firmen oder den Verkauf von TikTok an ein amerikanisches Unternehmen.
Beide Seiten würden in einem umfassenden Handelskrieg wirtschaftlichen Schaden nehmen, doch China könnte aufgrund des Handelsungleichgewichts stärker betroffen sein. Ein Einlenken ist bislang aber nicht in Sicht.
Rezessionsängste bleiben bestehen
Mehrere Großbanken – darunter Goldman Sachs und JPMorgan Chase – warnen vor einer weltweiten Rezession noch in diesem Jahr, sollte der Zollkonflikt weiter eskalieren. Das könnte die Börsen erneut belasten.
Trotz der Kurserholung am Dienstag gab es im Trump-Lager bereits erste Siegesmeldungen. Trumps Handelsberater Peter Navarro erklärte auf Fox News: „Der Markt hat seinen Boden gefunden. Es wird jetzt drehen – Dow 50.000, keine Rezession. Ich garantiere das.“
Diese Zuversicht teilt JPMorgan-Chef Jamie Dimon nicht. In seinem Aktionärsbrief warnte er vor steigenden Preisen, einer Abschwächung der Weltwirtschaft und einem Verlust des internationalen Ansehens der USA. Auch prominente Trump-Unterstützer wie Elon Musk und Bill Ackman kritisierten die Zollpolitik scharf.
Weltweite Erholung an den Börsen
Die positive Stimmung griff am Dienstag auf internationale Märkte über:
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In Asien schloss der japanische Nikkei-Index 6 % im Plus.
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Südkoreas Kospi stieg um 0,3 %, Australiens ASX 200 um 2,3 %.
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Der Hang Seng Index in Hongkong legte nach einem dramatischen 13 %-Verlust am Vortag um 1,5 % zu.
Auch die europäischen Märkte zogen nach:
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Der STOXX 600 stieg um 2,7 %,
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Der DAX in Frankfurt gewann 2,4 %,
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der französische CAC 2,5 % und
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Londons FTSE 100 um 2,6 %.
Fazit: Die Kurserholung bringt kurzfristig etwas Ruhe – doch die zugrunde liegenden Risiken des globalen Zollkonflikts sind nicht gelöst. Die Märkte bleiben nervös, und die nächste Eskalationsstufe könnte bereits in wenigen Stunden folgen.
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