Der US-amerikanische Thunfischproduzent Bumble Bee Foods sieht sich mit einer bahnbrechenden Klage konfrontiert: Vier indonesische Fischer werfen dem Unternehmen vor, wissentlich von Zwangsarbeit, Schuldknechtschaft und Misshandlungen in seiner Lieferkette profitiert zu haben.
Die Klage wurde am 12. März 2025 vor einem Bundesgericht in Kalifornien eingereicht.
Die Kläger berichten von Gewalt, miserablen Arbeitsbedingungen und Freiheitsberaubung auf Fischereischiffen, die Bumble Bee beliefern.
Erstmals wird ein US-Meerfood-Unternehmen direkt wegen Zwangsarbeit auf hoher See verklagt.
„Diese Männer wollten einfach nur arbeiten, um ihre Familien zu unterstützen – stattdessen wurden sie versklavt. Und wir in den USA essen Thunfisch, der auf dem Rücken dieser Misshandlungen gefangen wurde.“ – Sari Heidenrich, Greenpeace
„Ich schrie vor Schmerz“ – Brutale Bedingungen auf See
Einer der Kläger, Muhammad Syafi’i, berichtet, wie er in der Schiffs-Küche mit heißem Öl verbrüht wurde – doch anstatt medizinische Hilfe zu erhalten, ließ man ihn hungrig und durstig auf einer Bank leiden.
Monatelang kein Land in Sicht: Die Schiffe verließen den Hafen nie – Versorgungsschiffe brachten Treibstoff und holten den Fang ab. Flucht unmöglich.
Schläge und Misshandlungen: Crews wurden mit Schlägen, Peitschenhieben und Nadelstichen gefoltert.
Kein Essen, keine Hilfe: Verletzte mussten weiterarbeiten – oder angeln und Fischköder essen, um nicht zu verhungern.
„Mein Kapitän schlug mich regelmäßig. Ich musste einen Sarong tragen, weil normale Hosen meine verbrannte Haut zu sehr schmerzten.“ – Syafi’i
Ein anderer Kläger, Muhammad Sahrudin, beschreibt, wie Crewmitglieder mit Messern gestochen wurden. Akhmad, dessen Bein bis auf den Knochen aufgerissen wurde, musste weiterarbeiten – während sein Stiefel sich mit Blut füllte.
„Zwangsarbeit ist kein Ausrutscher – sie ist Teil des Systems“
Experten wie Jessica Sparks von der Tufts University betonen, dass solche Fälle kein Einzelfall sind:
128.000 Arbeiter weltweit sind laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) in der Fischereiindustrie zwangsweise beschäftigt – vermutlich sind es weit mehr.
Migrantische Arbeiter werden durch Schuldknechtschaft und erzwungene Vertragsverlängerungen festgehalten.
Die Komplexität globaler Lieferketten und fehlende Gesetze auf hoher See ermöglichen massive Menschenrechtsverletzungen.
Laut der Klage war Bumble Bee sich der Probleme bewusst, ergriff aber keine ausreichenden MaĂźnahmen, um sie zu verhindern.
Was fordert die Klage?
Die Fischer fordern nicht nur Schadensersatz, sondern auch Reformen:
Verbot von Transshipment, um Isolation und Missbrauch auf hoher See zu verhindern.
Ende der Rekrutierung ĂĽber Agenturen, die Arbeiter in Schuldknechtschaft zwingen.
Medizinische Versorgung und WLAN auf Schiffen, damit Arbeiter Hilfe rufen können.
Bereits 2020 stoppte die US-Regierung Importe eines taiwanesischen Schiffes, das Bumble Bee belieferte, wegen Zwangsarbeit.
2022 deckte Greenpeace erneut Missbrauch auf Bumble-Bee-Lieferanten-Schiffen auf.
2023 musste das Unternehmen Werbeslogans wie „faire und sichere Lieferkette“ aus seinen Marketingmaterialien entfernen.
Fazit: Ein Präzedenzfall für die Fischindustrie?
Während Bumble Bee die Vorwürfe nicht kommentiert, könnte dieser Fall einen Wendepunkt für die gesamte Fischereibranche bedeuten.
Gelingt den Klägern ein Erfolg, könnte das Druck auf die gesamte Meeresfrüchte-Industrie ausüben, ihre Lieferketten transparenter zu gestalten.
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